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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Anhang zum dritten Theil,
Beobach-
tung der
rechten
Gnaden-
zeit.
entdecken, der auf die Beobachtung der rechten
Zeit
ankommt. Man soll sich freylich zu allen
Zeiten gegen der Unkeuschheit wehren: Allein es
gibt doch sonderlich bißweilen sehr günstige Son-
nenblicke und gnädige Auflüfftungen, da man mit
JEsu kann Abendmahl halten, wie die Esther
mit Ahasverus; da JEsus den Gnadenscepter
ausstreckt, und sein Hertz nicht länger bergen kann,
sondern in unbeschreiblicher Leutseligkeit der See-
len zuspricht: bitte von mir was du wilt, so
will ich dirs geben, bis an die Helfte meines
Königreichs;
solche Augenblicke muß man wahr-
nehmen, und das, was am meisten drückt, GOtt
hertzvertraulichst darlegen. Es ist auch gut, daß
man das Sacrament des heiligen Abendmahls
daraufhin empfahe, JEsum im Glauben als für
uns am Creutz geopfert getrost ergreiffe, und ihn
kindlich und gebeugt anschauend mit innigem
Seuftzen vor GOtt bezeuge: O mein getreuer Hei-
land! so gewiß als ich dieses Brot esse und diesen
Kelch trincke: so gewiß will ich durch Hülfe des
heiligen Geistes glauben, die selige und erwünschte
Stunde sey nunmehro vorhanden, daß ich von al-
ler Unkeuschheit soll frey und ledig gesprochen seyn,
Halleluja!

Es ist nicht allezeit einerley Zeit: was heute
schwer ja unmöglich und unersteiglich wie eine ho-
he Mauer scheint, das kann Morgen gantz leicht
werden, daß man darüber springt; auch läßt der
Fürst des Lebens nicht zu, daß sein Jsrael ohne
Unterlaß von der Unkeuschheit geplagt werde; nein,
die ewige Liebe sorget auch für deine Seligkeit,
und verläßt dich nicht durchaus. Seine Stim-
me erschallet unterweilen im Gewissen, und rühret
das Hertz, daß man seines unordentlichen Lebens

über-

Anhang zum dritten Theil,
Beobach-
tung der
rechten
Gnaden-
zeit.
entdecken, der auf die Beobachtung der rechten
Zeit
ankommt. Man ſoll ſich freylich zu allen
Zeiten gegen der Unkeuſchheit wehren: Allein es
gibt doch ſonderlich bißweilen ſehr guͤnſtige Son-
nenblicke und gnaͤdige Aufluͤfftungen, da man mit
JEſu kann Abendmahl halten, wie die Eſther
mit Ahasverus; da JEſus den Gnadenſcepter
ausſtreckt, und ſein Hertz nicht laͤnger bergen kann,
ſondern in unbeſchreiblicher Leutſeligkeit der See-
len zuſpricht: bitte von mir was du wilt, ſo
will ich dirs geben, bis an die Helfte meines
Koͤnigreichs;
ſolche Augenblicke muß man wahr-
nehmen, und das, was am meiſten druͤckt, GOtt
hertzvertraulichſt darlegen. Es iſt auch gut, daß
man das Sacrament des heiligen Abendmahls
daraufhin empfahe, JEſum im Glauben als fuͤr
uns am Creutz geopfert getroſt ergreiffe, und ihn
kindlich und gebeugt anſchauend mit innigem
Seuftzen vor GOtt bezeuge: O mein getreuer Hei-
land! ſo gewiß als ich dieſes Brot eſſe und dieſen
Kelch trincke: ſo gewiß will ich durch Huͤlfe des
heiligen Geiſtes glauben, die ſelige und erwuͤnſchte
Stunde ſey nunmehro vorhanden, daß ich von al-
ler Unkeuſchheit ſoll frey und ledig geſprochen ſeyn,
Halleluja!

Es iſt nicht allezeit einerley Zeit: was heute
ſchwer ja unmoͤglich und unerſteiglich wie eine ho-
he Mauer ſcheint, das kann Morgen gantz leicht
werden, daß man daruͤber ſpringt; auch laͤßt der
Fuͤrſt des Lebens nicht zu, daß ſein Jſrael ohne
Unterlaß von der Unkeuſchheit geplagt werde; nein,
die ewige Liebe ſorget auch fuͤr deine Seligkeit,
und verlaͤßt dich nicht durchaus. Seine Stim-
me erſchallet unterweilen im Gewiſſen, und ruͤhret
das Hertz, daß man ſeines unordentlichen Lebens

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[646/0666] Anhang zum dritten Theil, entdecken, der auf die Beobachtung der rechten Zeit ankommt. Man ſoll ſich freylich zu allen Zeiten gegen der Unkeuſchheit wehren: Allein es gibt doch ſonderlich bißweilen ſehr guͤnſtige Son- nenblicke und gnaͤdige Aufluͤfftungen, da man mit JEſu kann Abendmahl halten, wie die Eſther mit Ahasverus; da JEſus den Gnadenſcepter ausſtreckt, und ſein Hertz nicht laͤnger bergen kann, ſondern in unbeſchreiblicher Leutſeligkeit der See- len zuſpricht: bitte von mir was du wilt, ſo will ich dirs geben, bis an die Helfte meines Koͤnigreichs; ſolche Augenblicke muß man wahr- nehmen, und das, was am meiſten druͤckt, GOtt hertzvertraulichſt darlegen. Es iſt auch gut, daß man das Sacrament des heiligen Abendmahls daraufhin empfahe, JEſum im Glauben als fuͤr uns am Creutz geopfert getroſt ergreiffe, und ihn kindlich und gebeugt anſchauend mit innigem Seuftzen vor GOtt bezeuge: O mein getreuer Hei- land! ſo gewiß als ich dieſes Brot eſſe und dieſen Kelch trincke: ſo gewiß will ich durch Huͤlfe des heiligen Geiſtes glauben, die ſelige und erwuͤnſchte Stunde ſey nunmehro vorhanden, daß ich von al- ler Unkeuſchheit ſoll frey und ledig geſprochen ſeyn, Halleluja! Beobach- tung der rechten Gnaden- zeit. Es iſt nicht allezeit einerley Zeit: was heute ſchwer ja unmoͤglich und unerſteiglich wie eine ho- he Mauer ſcheint, das kann Morgen gantz leicht werden, daß man daruͤber ſpringt; auch laͤßt der Fuͤrſt des Lebens nicht zu, daß ſein Jſrael ohne Unterlaß von der Unkeuſchheit geplagt werde; nein, die ewige Liebe ſorget auch fuͤr deine Seligkeit, und verlaͤßt dich nicht durchaus. Seine Stim- me erſchallet unterweilen im Gewiſſen, und ruͤhret das Hertz, daß man ſeines unordentlichen Lebens uͤber-

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/666>, abgerufen am 12.05.2024.