Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang zum dritten Theil,
denn gar ungemein starck, wann in der andern
Person eine heftige Begierde wallet, und alsdenn
die Menschengefälligkeit, nach welcher man sich so
gerne einliebet, die Begierde in andern auch ent-
zündet und ihn so mit hinreisset. Das brünstige
Verlangen careßiret und geliebet zu seyn, ist ge-
rade wie ein Funcke im Zunder, und wie eine ver-
borgene magnetische Krafft aus dem giftigen Ha[unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]
der Schlange, dadurch sie die armen Vögelein
von den höchsten Bäumen herunter ziehet: und
wann es die Vögelein zuvor wüsten, so würden
sie sich auf keinen Baum setzen, da eine solche Zau-
berschlange unten sässe, die auf sie lauret. Wüste
jemand zuvor, daß so ein durchdringendes Gift
in der platten und nackten Haut steckete: so würde
er nicht einmal darnach gucken. Gewiß, man
darf die glatte und nackte Haut nur ansehen: so
ist die giftige Lockspeise schon eingewürget und ver-
schluckt; und wo sie die Seele nur inwendig mit
einem Gedancken anrühret: so ist das Hertz flugs
befleckt, und der Wille zum Bösen geneigt, solte
es auch nur ein Kuß oder Händedrucken seyn; wo
nicht die Zucht des himmlischen Vaters den alten
Adam zäumet und noch dazu wacker durchschlägt.
Daher der Sieg Josephs als eines 28. jährigen
Jünglings erstaunlich ist, und unvergleichlich herr-
licher als alle Siege aller Weltbezwinger. Jm
Himmel unter den heiligen Engeln gilt er gewiß-
lich unendlich mehr, weil der Hurengeist in Poti-
fars Weibe so gewaltig nach ihm gehungert, und
mit allen ersinnlichen Lockungen angesetzet, und er
dennoch seinem GOtt bis auf Kercker und Ketten
getreu geblieben: unangesehen ers bey diesem vor-
nehmen Herrn so gut hatte. Und als einem
Fremdling, ja gar als einem Sclaven spiegelte

ihm

Anhang zum dritten Theil,
denn gar ungemein ſtarck, wann in der andern
Perſon eine heftige Begierde wallet, und alsdenn
die Menſchengefaͤlligkeit, nach welcher man ſich ſo
gerne einliebet, die Begierde in andern auch ent-
zuͤndet und ihn ſo mit hinreiſſet. Das bruͤnſtige
Verlangen careßiret und geliebet zu ſeyn, iſt ge-
rade wie ein Funcke im Zunder, und wie eine ver-
borgene magnetiſche Krafft aus dem giftigen Ha[unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]
der Schlange, dadurch ſie die armen Voͤgelein
von den hoͤchſten Baͤumen herunter ziehet: und
wann es die Voͤgelein zuvor wuͤſten, ſo wuͤrden
ſie ſich auf keinen Baum ſetzen, da eine ſolche Zau-
berſchlange unten ſaͤſſe, die auf ſie lauret. Wuͤſte
jemand zuvor, daß ſo ein durchdringendes Gift
in der platten und nackten Haut ſteckete: ſo wuͤrde
er nicht einmal darnach gucken. Gewiß, man
darf die glatte und nackte Haut nur anſehen: ſo
iſt die giftige Lockſpeiſe ſchon eingewuͤrget und ver-
ſchluckt; und wo ſie die Seele nur inwendig mit
einem Gedancken anruͤhret: ſo iſt das Hertz flugs
befleckt, und der Wille zum Boͤſen geneigt, ſolte
es auch nur ein Kuß oder Haͤndedrucken ſeyn; wo
nicht die Zucht des himmliſchen Vaters den alten
Adam zaͤumet und noch dazu wacker durchſchlaͤgt.
Daher der Sieg Joſephs als eines 28. jaͤhrigen
Juͤnglings erſtaunlich iſt, und unvergleichlich herr-
licher als alle Siege aller Weltbezwinger. Jm
Himmel unter den heiligen Engeln gilt er gewiß-
lich unendlich mehr, weil der Hurengeiſt in Poti-
fars Weibe ſo gewaltig nach ihm gehungert, und
mit allen erſinnlichen Lockungen angeſetzet, und er
dennoch ſeinem GOtt bis auf Kercker und Ketten
getreu geblieben: unangeſehen ers bey dieſem vor-
nehmen Herrn ſo gut hatte. Und als einem
Fremdling, ja gar als einem Sclaven ſpiegelte

ihm
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0678" n="658"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
denn gar ungemein &#x017F;tarck, wann in der andern<lb/>
Per&#x017F;on eine heftige Begierde wallet, und alsdenn<lb/>
die Men&#x017F;chengefa&#x0364;lligkeit, nach welcher man &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
gerne einliebet, die Begierde in andern auch ent-<lb/>
zu&#x0364;ndet und ihn &#x017F;o mit hinrei&#x017F;&#x017F;et. Das bru&#x0364;n&#x017F;tige<lb/>
Verlangen careßiret und geliebet zu &#x017F;eyn, i&#x017F;t ge-<lb/>
rade wie ein Funcke im Zunder, und wie eine ver-<lb/>
borgene magneti&#x017F;che Krafft aus dem giftigen Ha<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="3"/><lb/>
der Schlange, dadurch &#x017F;ie die armen Vo&#x0364;gelein<lb/>
von den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Ba&#x0364;umen herunter ziehet: und<lb/>
wann es die Vo&#x0364;gelein zuvor wu&#x0364;&#x017F;ten, &#x017F;o wu&#x0364;rden<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich auf keinen Baum &#x017F;etzen, da eine &#x017F;olche Zau-<lb/>
ber&#x017F;chlange unten &#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die auf &#x017F;ie lauret. Wu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
jemand zuvor, daß &#x017F;o ein durchdringendes Gift<lb/>
in der platten und nackten Haut &#x017F;teckete: &#x017F;o wu&#x0364;rde<lb/>
er nicht einmal darnach gucken. Gewiß, man<lb/>
darf die glatte und nackte Haut nur an&#x017F;ehen: &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t die giftige Lock&#x017F;pei&#x017F;e &#x017F;chon eingewu&#x0364;rget und ver-<lb/>
&#x017F;chluckt; und wo &#x017F;ie die Seele nur inwendig mit<lb/>
einem Gedancken anru&#x0364;hret: &#x017F;o i&#x017F;t das Hertz flugs<lb/>
befleckt, und der Wille zum Bo&#x0364;&#x017F;en geneigt, &#x017F;olte<lb/>
es auch nur ein Kuß oder Ha&#x0364;ndedrucken &#x017F;eyn; wo<lb/>
nicht die Zucht des himmli&#x017F;chen Vaters den alten<lb/>
Adam za&#x0364;umet und noch dazu wacker durch&#x017F;chla&#x0364;gt.<lb/>
Daher der Sieg Jo&#x017F;ephs als eines 28. ja&#x0364;hrigen<lb/>
Ju&#x0364;nglings er&#x017F;taunlich i&#x017F;t, und unvergleichlich herr-<lb/>
licher als alle Siege aller Weltbezwinger. Jm<lb/>
Himmel unter den heiligen Engeln gilt er gewiß-<lb/>
lich unendlich mehr, weil der Hurengei&#x017F;t in Poti-<lb/>
fars Weibe &#x017F;o gewaltig nach ihm gehungert, und<lb/>
mit allen er&#x017F;innlichen Lockungen ange&#x017F;etzet, und er<lb/>
dennoch &#x017F;einem GOtt bis auf Kercker und Ketten<lb/>
getreu geblieben: unange&#x017F;ehen ers bey die&#x017F;em vor-<lb/>
nehmen Herrn &#x017F;o gut hatte. Und als einem<lb/>
Fremdling, ja gar als einem Sclaven &#x017F;piegelte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihm</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[658/0678] Anhang zum dritten Theil, denn gar ungemein ſtarck, wann in der andern Perſon eine heftige Begierde wallet, und alsdenn die Menſchengefaͤlligkeit, nach welcher man ſich ſo gerne einliebet, die Begierde in andern auch ent- zuͤndet und ihn ſo mit hinreiſſet. Das bruͤnſtige Verlangen careßiret und geliebet zu ſeyn, iſt ge- rade wie ein Funcke im Zunder, und wie eine ver- borgene magnetiſche Krafft aus dem giftigen Ha___ der Schlange, dadurch ſie die armen Voͤgelein von den hoͤchſten Baͤumen herunter ziehet: und wann es die Voͤgelein zuvor wuͤſten, ſo wuͤrden ſie ſich auf keinen Baum ſetzen, da eine ſolche Zau- berſchlange unten ſaͤſſe, die auf ſie lauret. Wuͤſte jemand zuvor, daß ſo ein durchdringendes Gift in der platten und nackten Haut ſteckete: ſo wuͤrde er nicht einmal darnach gucken. Gewiß, man darf die glatte und nackte Haut nur anſehen: ſo iſt die giftige Lockſpeiſe ſchon eingewuͤrget und ver- ſchluckt; und wo ſie die Seele nur inwendig mit einem Gedancken anruͤhret: ſo iſt das Hertz flugs befleckt, und der Wille zum Boͤſen geneigt, ſolte es auch nur ein Kuß oder Haͤndedrucken ſeyn; wo nicht die Zucht des himmliſchen Vaters den alten Adam zaͤumet und noch dazu wacker durchſchlaͤgt. Daher der Sieg Joſephs als eines 28. jaͤhrigen Juͤnglings erſtaunlich iſt, und unvergleichlich herr- licher als alle Siege aller Weltbezwinger. Jm Himmel unter den heiligen Engeln gilt er gewiß- lich unendlich mehr, weil der Hurengeiſt in Poti- fars Weibe ſo gewaltig nach ihm gehungert, und mit allen erſinnlichen Lockungen angeſetzet, und er dennoch ſeinem GOtt bis auf Kercker und Ketten getreu geblieben: unangeſehen ers bey dieſem vor- nehmen Herrn ſo gut hatte. Und als einem Fremdling, ja gar als einem Sclaven ſpiegelte ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/678
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/678>, abgerufen am 13.05.2024.