Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang zum dritten Theil,
dann GOtt gefallen oder nicht, sie möchten vom
Cain oder vom Seth abstammen, darnach fragten
sie wenig. Der Seelen Schönheit, das Reich
GOttes und seine Gerechtigkeit, die Gewogenheit
bey GOtt etc. galt nichts bey ihnen: sie sahen sich
nicht um nach tugendsamen und gottseligen Ehegat-
ten, sondern sahen sich nur um nach weissen Häuten
und wohlbefleischten Gliedern: 1. Mos. 6, 2. Also ha-
ben ihre Augen ihren Seelen Gewalt angethan, und
sie dahin geraubet; ihre Augen haben ihnen wahr-
haftig das Leben gefressen, Klagl. 3, 51. indem sie
durch das Gesicht in fleischliche Lüste geriethen, da-
durch GOtt zum Zorn gereitzet worden, und sie alle
miteinander durch die Sündfluth vertilget hat.

Traue dir selbst niemals; ob du auch schon einen
feinen Grad in der Heiligung erreichet hättest: sin-
temal, durch eben die Augenfenster der Tod, und
die gäntzliche Erschütterung ja groß Unglück zu einem
königlichen Propheten hineingestiegen, und in seine
Seelenkräffte (die doch durch langwierige Gottselig-
keit zu paradiesischen Pallästen und göttlich schönen
Vestungen des heiligen Geistes worden waren) ein-
gedrungen. 2 Sam. 11, 2. Jer. 9, 20. Ach der Augen
ihre Lust ist nicht vom Vater, sondern von der Welt,
und in keinem der ihr folget ist die Liebe des Vaters
zugegen. 1 Joh. 2. Des Menschen schädlichsten
Feinde sind wol seine Hausgenossen, nemlich die von
der schnöden Lust durchgiftete Sinnen. O des gros-
sen Jammers! darinnen wir in der Welt schweben.

Die Liebe zu GOtt ist zwar ein solcher Balsam,
davor kein Gift der Sünden lange bestehen mag:
Jndessen bleibt dieses allerdings ein sehr heilsames
Gebot Chrifli, daß man den Augen bey Zeiten ihre
Begierde abschlage; ehe sich die böse Lust zu weit
ausbreitet, und nicht nur gegenwärtig Unruhe

macht,

Anhang zum dritten Theil,
dann GOtt gefallen oder nicht, ſie moͤchten vom
Cain oder vom Seth abſtammen, darnach fragten
ſie wenig. Der Seelen Schoͤnheit, das Reich
GOttes und ſeine Gerechtigkeit, die Gewogenheit
bey GOtt ꝛc. galt nichts bey ihnen: ſie ſahen ſich
nicht um nach tugendſamen und gottſeligen Ehegat-
ten, ſondern ſahen ſich nur um nach weiſſen Haͤuten
und wohlbefleiſchten Gliedern: 1. Moſ. 6, 2. Alſo ha-
ben ihre Augen ihren Seelen Gewalt angethan, und
ſie dahin geraubet; ihre Augen haben ihnen wahr-
haftig das Leben gefreſſen, Klagl. 3, 51. indem ſie
durch das Geſicht in fleiſchliche Luͤſte geriethen, da-
durch GOtt zum Zorn gereitzet worden, und ſie alle
miteinander durch die Suͤndfluth vertilget hat.

Traue dir ſelbſt niemals; ob du auch ſchon einen
feinen Grad in der Heiligung erreichet haͤtteſt: ſin-
temal, durch eben die Augenfenſter der Tod, und
die gaͤntzliche Erſchuͤtterung ja groß Ungluͤck zu einem
koͤniglichen Propheten hineingeſtiegen, und in ſeine
Seelenkraͤffte (die doch durch langwierige Gottſelig-
keit zu paradieſiſchen Pallaͤſten und goͤttlich ſchoͤnen
Veſtungen des heiligen Geiſtes worden waren) ein-
gedrungen. 2 Sam. 11, 2. Jer. 9, 20. Ach der Augen
ihre Luſt iſt nicht vom Vater, ſondern von der Welt,
und in keinem der ihr folget iſt die Liebe des Vaters
zugegen. 1 Joh. 2. Des Menſchen ſchaͤdlichſten
Feinde ſind wol ſeine Hausgenoſſen, nemlich die von
der ſchnoͤden Luſt durchgiftete Sinnen. O des groſ-
ſen Jammers! darinnen wir in der Welt ſchweben.

Die Liebe zu GOtt iſt zwar ein ſolcher Balſam,
davor kein Gift der Suͤnden lange beſtehen mag:
Jndeſſen bleibt dieſes allerdings ein ſehr heilſames
Gebot Chrifli, daß man den Augen bey Zeiten ihre
Begierde abſchlage; ehe ſich die boͤſe Luſt zu weit
ausbreitet, und nicht nur gegenwaͤrtig Unruhe

macht,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0692" n="672"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
dann GOtt gefallen oder nicht, &#x017F;ie mo&#x0364;chten vom<lb/>
Cain oder vom Seth ab&#x017F;tammen, darnach fragten<lb/>
&#x017F;ie wenig. Der Seelen Scho&#x0364;nheit, das Reich<lb/>
GOttes und &#x017F;eine Gerechtigkeit, die Gewogenheit<lb/>
bey GOtt &#xA75B;c. galt nichts bey ihnen: &#x017F;ie &#x017F;ahen &#x017F;ich<lb/>
nicht um nach tugend&#x017F;amen und gott&#x017F;eligen Ehegat-<lb/>
ten, &#x017F;ondern &#x017F;ahen &#x017F;ich nur um nach wei&#x017F;&#x017F;en Ha&#x0364;uten<lb/>
und wohlbeflei&#x017F;chten Gliedern: 1. Mo&#x017F;. 6, 2. Al&#x017F;o ha-<lb/>
ben ihre Augen ihren Seelen Gewalt angethan, und<lb/>
&#x017F;ie dahin geraubet; ihre Augen haben ihnen wahr-<lb/>
haftig das Leben gefre&#x017F;&#x017F;en, Klagl. 3, 51. indem &#x017F;ie<lb/>
durch das Ge&#x017F;icht in flei&#x017F;chliche Lu&#x0364;&#x017F;te geriethen, da-<lb/>
durch GOtt zum Zorn gereitzet worden, und &#x017F;ie alle<lb/>
miteinander durch die Su&#x0364;ndfluth vertilget hat.</p><lb/>
            <p>Traue dir &#x017F;elb&#x017F;t niemals; ob du auch &#x017F;chon einen<lb/>
feinen Grad in der Heiligung erreichet ha&#x0364;tte&#x017F;t: &#x017F;in-<lb/>
temal, durch eben die Augenfen&#x017F;ter der Tod, und<lb/>
die ga&#x0364;ntzliche Er&#x017F;chu&#x0364;tterung ja groß Unglu&#x0364;ck zu einem<lb/>
ko&#x0364;niglichen Propheten hineinge&#x017F;tiegen, und in &#x017F;eine<lb/>
Seelenkra&#x0364;ffte (die doch durch langwierige Gott&#x017F;elig-<lb/>
keit zu paradie&#x017F;i&#x017F;chen Palla&#x0364;&#x017F;ten und go&#x0364;ttlich &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Ve&#x017F;tungen des heiligen Gei&#x017F;tes worden waren) ein-<lb/>
gedrungen. 2 Sam. 11, 2. Jer. 9, 20. Ach der Augen<lb/>
ihre Lu&#x017F;t i&#x017F;t nicht vom Vater, &#x017F;ondern von der Welt,<lb/>
und in keinem der ihr folget i&#x017F;t die Liebe des Vaters<lb/>
zugegen. 1 Joh. 2. Des Men&#x017F;chen &#x017F;cha&#x0364;dlich&#x017F;ten<lb/>
Feinde &#x017F;ind wol &#x017F;eine Hausgeno&#x017F;&#x017F;en, nemlich die von<lb/>
der &#x017F;chno&#x0364;den Lu&#x017F;t durchgiftete Sinnen. O des gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Jammers! darinnen wir in der Welt &#x017F;chweben.</p><lb/>
            <p>Die Liebe zu GOtt i&#x017F;t zwar ein &#x017F;olcher Bal&#x017F;am,<lb/>
davor kein Gift der Su&#x0364;nden lange be&#x017F;tehen mag:<lb/>
Jnde&#x017F;&#x017F;en bleibt die&#x017F;es allerdings ein &#x017F;ehr heil&#x017F;ames<lb/>
Gebot Chrifli, daß man den Augen bey Zeiten ihre<lb/>
Begierde ab&#x017F;chlage; ehe &#x017F;ich die bo&#x0364;&#x017F;e Lu&#x017F;t zu weit<lb/>
ausbreitet, und nicht nur gegenwa&#x0364;rtig Unruhe<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">macht,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[672/0692] Anhang zum dritten Theil, dann GOtt gefallen oder nicht, ſie moͤchten vom Cain oder vom Seth abſtammen, darnach fragten ſie wenig. Der Seelen Schoͤnheit, das Reich GOttes und ſeine Gerechtigkeit, die Gewogenheit bey GOtt ꝛc. galt nichts bey ihnen: ſie ſahen ſich nicht um nach tugendſamen und gottſeligen Ehegat- ten, ſondern ſahen ſich nur um nach weiſſen Haͤuten und wohlbefleiſchten Gliedern: 1. Moſ. 6, 2. Alſo ha- ben ihre Augen ihren Seelen Gewalt angethan, und ſie dahin geraubet; ihre Augen haben ihnen wahr- haftig das Leben gefreſſen, Klagl. 3, 51. indem ſie durch das Geſicht in fleiſchliche Luͤſte geriethen, da- durch GOtt zum Zorn gereitzet worden, und ſie alle miteinander durch die Suͤndfluth vertilget hat. Traue dir ſelbſt niemals; ob du auch ſchon einen feinen Grad in der Heiligung erreichet haͤtteſt: ſin- temal, durch eben die Augenfenſter der Tod, und die gaͤntzliche Erſchuͤtterung ja groß Ungluͤck zu einem koͤniglichen Propheten hineingeſtiegen, und in ſeine Seelenkraͤffte (die doch durch langwierige Gottſelig- keit zu paradieſiſchen Pallaͤſten und goͤttlich ſchoͤnen Veſtungen des heiligen Geiſtes worden waren) ein- gedrungen. 2 Sam. 11, 2. Jer. 9, 20. Ach der Augen ihre Luſt iſt nicht vom Vater, ſondern von der Welt, und in keinem der ihr folget iſt die Liebe des Vaters zugegen. 1 Joh. 2. Des Menſchen ſchaͤdlichſten Feinde ſind wol ſeine Hausgenoſſen, nemlich die von der ſchnoͤden Luſt durchgiftete Sinnen. O des groſ- ſen Jammers! darinnen wir in der Welt ſchweben. Die Liebe zu GOtt iſt zwar ein ſolcher Balſam, davor kein Gift der Suͤnden lange beſtehen mag: Jndeſſen bleibt dieſes allerdings ein ſehr heilſames Gebot Chrifli, daß man den Augen bey Zeiten ihre Begierde abſchlage; ehe ſich die boͤſe Luſt zu weit ausbreitet, und nicht nur gegenwaͤrtig Unruhe macht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/692
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/692>, abgerufen am 13.05.2024.