Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
III. Klagbare Einwendung.

Jch bin von andern darzu verführt wor-
den. Ach hätte ich nur diesen und jenen mein
Lebtag nie gesehen! Jch war damals ein ar-
mes unschuldiges Kind, und erkannte weder
den Schandflecken dieser Sünde, noch ihre
grausamen Folgen: jetzt muß ich erst an mei-
nem eigenen unwiederbringlichen Schaden,
aber allzuspät witzig, werden!

Antwort:

Es ist je wahr, daß mancher wäre ein gros-
ser Mann worden, wenn er in jungen Jahren
unter besserer Aufsicht gewesen wäre, und gott-
seligere, ernsthaftere, und eifrigere Anführer ge-
habt hätte; aber wie mancher hat wol die beste
Handleitung, und ist gleichwol ein ungerathe-
ner böser Bube? Darum frage ich dich

1) Hast du nicht etwa die H. Schrifft hintan
gesetzet, und die Worte JEsu gering geachtet,
selbige auch nicht als deinen bescheidenen Theil
und als einen theuren Schatz in dein Hertz ge-
leget, damit du nicht sündigtest? Wie darfst
du denn JEsu CHristo anmuthen, daß er sich
selbst verläugne, und sein eigen Wort zu nichte
mache, da er gesagt: Er sey das Licht der Welt,
wer ihm nicht nachwandle, der bleibe im Fin-
sterniß; und an einem andern Ort: wie wird
ein Knab seinen Fußsteig rein, gerade, und un-
tadelich einrichten? wann er ihn in acht nimmt,
und einrichtet nach deinem Wort. Psalm 119.
v. 9. Mithin kanns unmöglich gut gehen,
wann einem die Gebote CHristi nicht süsser sind
als Zucker, und köstlicher als Gold und Per-

len.
C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
III. Klagbare Einwendung.

Jch bin von andern darzu verfuͤhrt wor-
den. Ach haͤtte ich nur dieſen und jenen mein
Lebtag nie geſehen! Jch war damals ein ar-
mes unſchuldiges Kind, und erkannte weder
den Schandflecken dieſer Suͤnde, noch ihre
grauſamen Folgen: jetzt muß ich erſt an mei-
nem eigenen unwiederbringlichen Schaden,
aber allzuſpaͤt witzig, werden!

Antwort:

Es iſt je wahr, daß mancher waͤre ein groſ-
ſer Mann worden, wenn er in jungen Jahren
unter beſſerer Aufſicht geweſen waͤre, und gott-
ſeligere, ernſthaftere, und eifrigere Anfuͤhrer ge-
habt haͤtte; aber wie mancher hat wol die beſte
Handleitung, und iſt gleichwol ein ungerathe-
ner boͤſer Bube? Darum frage ich dich

1) Haſt du nicht etwa die H. Schrifft hintan
geſetzet, und die Worte JEſu gering geachtet,
ſelbige auch nicht als deinen beſcheidenen Theil
und als einen theuren Schatz in dein Hertz ge-
leget, damit du nicht ſuͤndigteſt? Wie darfſt
du denn JEſu CHriſto anmuthen, daß er ſich
ſelbſt verlaͤugne, und ſein eigen Wort zu nichte
mache, da er geſagt: Er ſey das Licht der Welt,
wer ihm nicht nachwandle, der bleibe im Fin-
ſterniß; und an einem andern Ort: wie wird
ein Knab ſeinen Fußſteig rein, gerade, und un-
tadelich einrichten? wann er ihn in acht nimmt,
und einrichtet nach deinem Wort. Pſalm 119.
v. 9. Mithin kanns unmoͤglich gut gehen,
wann einem die Gebote CHriſti nicht ſuͤſſer ſind
als Zucker, und koͤſtlicher als Gold und Per-

len.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0751" n="731"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">III.</hi> <hi rendition="#b">Klagbare Einwendung.</hi> </head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Jch bin von andern darzu verfu&#x0364;hrt wor-<lb/>
den. Ach ha&#x0364;tte ich nur die&#x017F;en und jenen mein<lb/>
Lebtag nie ge&#x017F;ehen! Jch war damals ein ar-<lb/>
mes un&#x017F;chuldiges Kind, und erkannte weder<lb/>
den Schandflecken die&#x017F;er Su&#x0364;nde, noch ihre<lb/>
grau&#x017F;amen Folgen: jetzt muß ich er&#x017F;t an mei-<lb/>
nem eigenen unwiederbringlichen Schaden,<lb/>
aber allzu&#x017F;pa&#x0364;t witzig, werden!</hi> </p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Antwort:</hi> </hi> </p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t je wahr, daß mancher wa&#x0364;re ein gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Mann worden, wenn er in jungen Jahren<lb/>
unter be&#x017F;&#x017F;erer Auf&#x017F;icht gewe&#x017F;en wa&#x0364;re, und gott-<lb/>
&#x017F;eligere, ern&#x017F;thaftere, und eifrigere Anfu&#x0364;hrer ge-<lb/>
habt ha&#x0364;tte; aber wie mancher hat wol die be&#x017F;te<lb/>
Handleitung, und i&#x017F;t gleichwol ein ungerathe-<lb/>
ner bo&#x0364;&#x017F;er Bube? Darum frage ich dich</p><lb/>
            <p>1) Ha&#x017F;t du nicht etwa die H. Schrifft hintan<lb/>
ge&#x017F;etzet, und die Worte JE&#x017F;u gering geachtet,<lb/>
&#x017F;elbige auch nicht als deinen be&#x017F;cheidenen Theil<lb/>
und als einen theuren Schatz in dein Hertz ge-<lb/>
leget, damit du nicht &#x017F;u&#x0364;ndigte&#x017F;t? Wie darf&#x017F;t<lb/>
du denn JE&#x017F;u CHri&#x017F;to anmuthen, daß er &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t verla&#x0364;ugne, und &#x017F;ein eigen Wort zu nichte<lb/>
mache, da er ge&#x017F;agt: Er &#x017F;ey das Licht der Welt,<lb/>
wer ihm nicht nachwandle, der bleibe im Fin-<lb/>
&#x017F;terniß; und an einem andern Ort: wie wird<lb/>
ein Knab &#x017F;einen Fuß&#x017F;teig rein, gerade, und un-<lb/>
tadelich einrichten? wann er ihn in acht nimmt,<lb/>
und einrichtet nach deinem Wort. P&#x017F;alm 119.<lb/>
v. 9. Mithin kanns unmo&#x0364;glich gut gehen,<lb/>
wann einem die Gebote CHri&#x017F;ti nicht &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ind<lb/>
als Zucker, und ko&#x0364;&#x017F;tlicher als Gold und Per-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">len.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[731/0751] C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit. III. Klagbare Einwendung. Jch bin von andern darzu verfuͤhrt wor- den. Ach haͤtte ich nur dieſen und jenen mein Lebtag nie geſehen! Jch war damals ein ar- mes unſchuldiges Kind, und erkannte weder den Schandflecken dieſer Suͤnde, noch ihre grauſamen Folgen: jetzt muß ich erſt an mei- nem eigenen unwiederbringlichen Schaden, aber allzuſpaͤt witzig, werden! Antwort: Es iſt je wahr, daß mancher waͤre ein groſ- ſer Mann worden, wenn er in jungen Jahren unter beſſerer Aufſicht geweſen waͤre, und gott- ſeligere, ernſthaftere, und eifrigere Anfuͤhrer ge- habt haͤtte; aber wie mancher hat wol die beſte Handleitung, und iſt gleichwol ein ungerathe- ner boͤſer Bube? Darum frage ich dich 1) Haſt du nicht etwa die H. Schrifft hintan geſetzet, und die Worte JEſu gering geachtet, ſelbige auch nicht als deinen beſcheidenen Theil und als einen theuren Schatz in dein Hertz ge- leget, damit du nicht ſuͤndigteſt? Wie darfſt du denn JEſu CHriſto anmuthen, daß er ſich ſelbſt verlaͤugne, und ſein eigen Wort zu nichte mache, da er geſagt: Er ſey das Licht der Welt, wer ihm nicht nachwandle, der bleibe im Fin- ſterniß; und an einem andern Ort: wie wird ein Knab ſeinen Fußſteig rein, gerade, und un- tadelich einrichten? wann er ihn in acht nimmt, und einrichtet nach deinem Wort. Pſalm 119. v. 9. Mithin kanns unmoͤglich gut gehen, wann einem die Gebote CHriſti nicht ſuͤſſer ſind als Zucker, und koͤſtlicher als Gold und Per- len.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/751
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/751>, abgerufen am 28.04.2024.