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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Anhang zum dritten Theil.
Heils, auch herrliche Waaren, die du beym HEr-
ren CHristo hast eingekaufft: die will dir Satan
rauben. Weil er aber mit Gewalt nicht kann, so
braucht er List und Macht, Geitz, Zorn, Hoch-
muth, und fürnemlich die Unkeuschheit zu Lockspeisen
und Schlingen. Da steigst du vom Pferde herun-
ter; verlässest die Gnade unsers HErrn JEsu
CHristi, der dich so getreulich locket, stärcket und
trägt; wirst treuloß an ihm; neigest dich vom Him-
mel seiner Barmhertzigkeit höllenwerts zur Sünde;
meinst, du woltest ihr nur ein klein bißgen nachhen-
gen, und dich gleich wieder von ihr loß wircken, und
aufs Pferd der gnadenreichen Ruhe in GOtt schwin-
gen: (ungeacht du aus langer Erfahrung schon wissen
soltest, wie arg solcher Abfall von GOtt ist, und in
welche Noth er Leib und Seele bringet: sintemal
durch solche Einwilligung die Sünde wiederum aller-
dings Recht und Anspruch zu dir bekommt, laut des
uralten Spruchs Petri, 2 Petr. 2. Von welchem
iemand überwunden ist, des Knecht ist er wor-
den:
) Diese ziehet dich in ihr finster Stanckloch hin-
ein, zwinget dich zu mehreren Gehorsam, beraubet
dich der edlen Freyheit und macht dich zinsbar: da
bist du nun wie Simson, der sich lange gewehret,
ehe er der Delila nur die Haarzöpfe seines Haupts
anvertraute; kaum aber ist dieses geschehen: so
muste er in ehernen Ketten gehen, und verlor seine
Augen mit Spott und mit Schmertzen. Also machts
die Unkeuschheit, wo man ihr nur ein Haupthaar er-
laubet.

Daß du aber nicht in ihren Fesseln umkommest,
das hast du unserm HErrn JEsu Christo immer und
ewig zu dancken. Dessen Hertz brauset vor Mitlei-
den und Erbarmung über deine dumme Wahnsin-
nigkeit, und gibt dir zu empfinden, wie das Ge-
bäude des Christenthums allenthalben krachet, und

über

Anhang zum dritten Theil.
Heils, auch herrliche Waaren, die du beym HEr-
ren CHriſto haſt eingekaufft: die will dir Satan
rauben. Weil er aber mit Gewalt nicht kann, ſo
braucht er Liſt und Macht, Geitz, Zorn, Hoch-
muth, und fuͤrnemlich die Unkeuſchheit zu Lockſpeiſen
und Schlingen. Da ſteigſt du vom Pferde herun-
ter; verlaͤſſeſt die Gnade unſers HErrn JEſu
CHriſti, der dich ſo getreulich locket, ſtaͤrcket und
traͤgt; wirſt treuloß an ihm; neigeſt dich vom Him-
mel ſeiner Barmhertzigkeit hoͤllenwerts zur Suͤnde;
meinſt, du wolteſt ihr nur ein klein bißgen nachhen-
gen, und dich gleich wieder von ihr loß wircken, und
aufs Pferd der gnadenreichen Ruhe in GOtt ſchwin-
gen: (ungeacht du aus langer Erfahrung ſchon wiſſen
ſolteſt, wie arg ſolcher Abfall von GOtt iſt, und in
welche Noth er Leib und Seele bringet: ſintemal
durch ſolche Einwilligung die Suͤnde wiederum aller-
dings Recht und Anſpruch zu dir bekommt, laut des
uralten Spruchs Petri, 2 Petr. 2. Von welchem
iemand uͤberwunden iſt, des Knecht iſt er wor-
den:
) Dieſe ziehet dich in ihr finſter Stanckloch hin-
ein, zwinget dich zu mehreren Gehorſam, beraubet
dich der edlen Freyheit und macht dich zinsbar: da
biſt du nun wie Simſon, der ſich lange gewehret,
ehe er der Delila nur die Haarzoͤpfe ſeines Haupts
anvertraute; kaum aber iſt dieſes geſchehen: ſo
muſte er in ehernen Ketten gehen, und verlor ſeine
Augen mit Spott und mit Schmertzen. Alſo machts
die Unkeuſchheit, wo man ihr nur ein Haupthaar er-
laubet.

Daß du aber nicht in ihren Feſſeln umkommeſt,
das haſt du unſerm HErrn JEſu Chriſto immer und
ewig zu dancken. Deſſen Hertz brauſet vor Mitlei-
den und Erbarmung uͤber deine dumme Wahnſin-
nigkeit, und gibt dir zu empfinden, wie das Ge-
baͤude des Chriſtenthums allenthalben krachet, und

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[764/0784] Anhang zum dritten Theil. Heils, auch herrliche Waaren, die du beym HEr- ren CHriſto haſt eingekaufft: die will dir Satan rauben. Weil er aber mit Gewalt nicht kann, ſo braucht er Liſt und Macht, Geitz, Zorn, Hoch- muth, und fuͤrnemlich die Unkeuſchheit zu Lockſpeiſen und Schlingen. Da ſteigſt du vom Pferde herun- ter; verlaͤſſeſt die Gnade unſers HErrn JEſu CHriſti, der dich ſo getreulich locket, ſtaͤrcket und traͤgt; wirſt treuloß an ihm; neigeſt dich vom Him- mel ſeiner Barmhertzigkeit hoͤllenwerts zur Suͤnde; meinſt, du wolteſt ihr nur ein klein bißgen nachhen- gen, und dich gleich wieder von ihr loß wircken, und aufs Pferd der gnadenreichen Ruhe in GOtt ſchwin- gen: (ungeacht du aus langer Erfahrung ſchon wiſſen ſolteſt, wie arg ſolcher Abfall von GOtt iſt, und in welche Noth er Leib und Seele bringet: ſintemal durch ſolche Einwilligung die Suͤnde wiederum aller- dings Recht und Anſpruch zu dir bekommt, laut des uralten Spruchs Petri, 2 Petr. 2. Von welchem iemand uͤberwunden iſt, des Knecht iſt er wor- den:) Dieſe ziehet dich in ihr finſter Stanckloch hin- ein, zwinget dich zu mehreren Gehorſam, beraubet dich der edlen Freyheit und macht dich zinsbar: da biſt du nun wie Simſon, der ſich lange gewehret, ehe er der Delila nur die Haarzoͤpfe ſeines Haupts anvertraute; kaum aber iſt dieſes geſchehen: ſo muſte er in ehernen Ketten gehen, und verlor ſeine Augen mit Spott und mit Schmertzen. Alſo machts die Unkeuſchheit, wo man ihr nur ein Haupthaar er- laubet. Daß du aber nicht in ihren Feſſeln umkommeſt, das haſt du unſerm HErrn JEſu Chriſto immer und ewig zu dancken. Deſſen Hertz brauſet vor Mitlei- den und Erbarmung uͤber deine dumme Wahnſin- nigkeit, und gibt dir zu empfinden, wie das Ge- baͤude des Chriſtenthums allenthalben krachet, und uͤber

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/784>, abgerufen am 28.04.2024.