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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 1. Berlin, 1840.

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Jus naturale, gentium, civile.
5) Die possessio ist entweder civilis oder naturalis,
auch bey Ulpian (u).
6) Besonders wichtig ist der Gegensatz von civilis und
naturalis obligatio, den auch Ulpian mit dieser Bezeich-
nung anerkennt (v). Die Bedeutung der naturalis obliga-
tio
als einer durch das Jus gentium begründeten ist nicht
nur für sich klar, sondern wird auch noch in mehreren
Stellen ausdrücklich bezeugt (w).

Völlig gedankenlos ist in dieser Sache das Verhalten
der Justinianischen Institutionen. Zuerst nehmen sie die
Stelle des Ulpian über die dreygliedrige Eintheilung auf,
und wenden sie auf den Fall der Sklaverey an (x). Dann
nehmen sie auch die Stellen des Gajus, des Marcian,
und des Florentinus auf, worin die zweygliedrige Ein-
theilung theils vorgetragen, theils ganz bestimmt voraus
gesetzt wird (y). Besonders merkwürdig aber ist eine Stelle,
worin sie die Worte des Gajus aufnehmen, aber mit ei-
nem Zusatz, welcher ausdrücklich sagt, Jus naturale heiße
so viel als Jus gentium, und es sey dieses schon vorher
so vorgetragen worden (z).


(u) L. 3 § 15 ad exhib. (10.
4.). L. 1 § 9. 10 de vi
(43. 16.),
beide von Ulpian.
(v) L. 6 § 2. L. 8 § 3 de fidej.
(46. 1.). L. 14 de Obl. et Act.
(44. 7.). L. 6 de compens. (16.
2.). L. 10 de V. S. (50. 16.).
L. 1 § 7 de pec. const.
(13. 5.),
alle von Ulpian.
(w) L. 84 § 1 de R. J. (50.
17.) (Paulus). L. 47 de cond.
indeb.
(12. 6.) (Celsus).
(x) § 4 J. de J. et J. (1. 1.)
pr. J. de j. nat. (1. 2.) pr. J.
de Lib.
(1. 5.).
(y) § 1. 11 J. de j. nat. (1. 2.)
pr. § 1. 18 J. de div. rer.
(2. 1.).
(z) § 11 J. de div. rer. (2. 1.).
"quarundam enim rerum do-
27*
Jus naturale, gentium, civile.
5) Die possessio iſt entweder civilis oder naturalis,
auch bey Ulpian (u).
6) Beſonders wichtig iſt der Gegenſatz von civilis und
naturalis obligatio, den auch Ulpian mit dieſer Bezeich-
nung anerkennt (v). Die Bedeutung der naturalis obliga-
tio
als einer durch das Jus gentium begründeten iſt nicht
nur für ſich klar, ſondern wird auch noch in mehreren
Stellen ausdrücklich bezeugt (w).

Völlig gedankenlos iſt in dieſer Sache das Verhalten
der Juſtinianiſchen Inſtitutionen. Zuerſt nehmen ſie die
Stelle des Ulpian über die dreygliedrige Eintheilung auf,
und wenden ſie auf den Fall der Sklaverey an (x). Dann
nehmen ſie auch die Stellen des Gajus, des Marcian,
und des Florentinus auf, worin die zweygliedrige Ein-
theilung theils vorgetragen, theils ganz beſtimmt voraus
geſetzt wird (y). Beſonders merkwürdig aber iſt eine Stelle,
worin ſie die Worte des Gajus aufnehmen, aber mit ei-
nem Zuſatz, welcher ausdrücklich ſagt, Jus naturale heiße
ſo viel als Jus gentium, und es ſey dieſes ſchon vorher
ſo vorgetragen worden (z).


(u) L. 3 § 15 ad exhib. (10.
4.). L. 1 § 9. 10 de vi
(43. 16.),
beide von Ulpian.
(v) L. 6 § 2. L. 8 § 3 de fidej.
(46. 1.). L. 14 de Obl. et Act.
(44. 7.). L. 6 de compens. (16.
2.). L. 10 de V. S. (50. 16.).
L. 1 § 7 de pec. const.
(13. 5.),
alle von Ulpian.
(w) L. 84 § 1 de R. J. (50.
17.) (Paulus). L. 47 de cond.
indeb.
(12. 6.) (Celſus).
(x) § 4 J. de J. et J. (1. 1.)
pr. J. de j. nat. (1. 2.) pr. J.
de Lib.
(1. 5.).
(y) § 1. 11 J. de j. nat. (1. 2.)
pr. § 1. 18 J. de div. rer.
(2. 1.).
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„quarundam enim rerum do-
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[419/0475] Jus naturale, gentium, civile. 5) Die possessio iſt entweder civilis oder naturalis, auch bey Ulpian (u). 6) Beſonders wichtig iſt der Gegenſatz von civilis und naturalis obligatio, den auch Ulpian mit dieſer Bezeich- nung anerkennt (v). Die Bedeutung der naturalis obliga- tio als einer durch das Jus gentium begründeten iſt nicht nur für ſich klar, ſondern wird auch noch in mehreren Stellen ausdrücklich bezeugt (w). Völlig gedankenlos iſt in dieſer Sache das Verhalten der Juſtinianiſchen Inſtitutionen. Zuerſt nehmen ſie die Stelle des Ulpian über die dreygliedrige Eintheilung auf, und wenden ſie auf den Fall der Sklaverey an (x). Dann nehmen ſie auch die Stellen des Gajus, des Marcian, und des Florentinus auf, worin die zweygliedrige Ein- theilung theils vorgetragen, theils ganz beſtimmt voraus geſetzt wird (y). Beſonders merkwürdig aber iſt eine Stelle, worin ſie die Worte des Gajus aufnehmen, aber mit ei- nem Zuſatz, welcher ausdrücklich ſagt, Jus naturale heiße ſo viel als Jus gentium, und es ſey dieſes ſchon vorher ſo vorgetragen worden (z). (u) L. 3 § 15 ad exhib. (10. 4.). L. 1 § 9. 10 de vi (43. 16.), beide von Ulpian. (v) L. 6 § 2. L. 8 § 3 de fidej. (46. 1.). L. 14 de Obl. et Act. (44. 7.). L. 6 de compens. (16. 2.). L. 10 de V. S. (50. 16.). L. 1 § 7 de pec. const. (13. 5.), alle von Ulpian. (w) L. 84 § 1 de R. J. (50. 17.) (Paulus). L. 47 de cond. indeb. (12. 6.) (Celſus). (x) § 4 J. de J. et J. (1. 1.) pr. J. de j. nat. (1. 2.) pr. J. de Lib. (1. 5.). (y) § 1. 11 J. de j. nat. (1. 2.) pr. § 1. 18 J. de div. rer. (2. 1.). (z) § 11 J. de div. rer. (2. 1.). „quarundam enim rerum do- 27*

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 1. Berlin, 1840, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system01_1840/475>, abgerufen am 30.04.2024.