Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
Einfluß der Schenkung auf dritte Personen.
debitoris: et ideo liberationem quidem ipso jure non
posse contingere debitori, exceptione tamen eum suc-
curri aequum esse, si paratus sit condictionem fur-
tivam, quam adversus Titium habet, mihi praestare:
(sicuti servatur, cum maritus uxori donaturus, de-
bitorem suum jubeat solvere. Nam ibi quoque,
quia numi mulieris non fiunt, debitorem non li-
berari: sed exceptione eum adversus maritum tuen-
dum esse, si condictionem, quam adversus mulie-
rem habet, praestet)
(a).
Furti tamen actionem in proposito(b)mihi post di-
vortium
(c)competituram, quando mea intersit in-
terceptos numos non esse.

(a) Die letzten Worte (si con-
dictionem ... praestet
) sind mit
Unrecht in der Göttinger, so wie
in neueren, Ausgaben als For-
mel der Exception abgedruckt. Die
Exceptionen wurden negativ aus-
gedrückt, wie es Gajus IV. § 119
allgemein sagt, und womit viele
Beyspiele in den Digesten über-
einstimmen. Die Exception ist
hier keine andere als die doli
exceptio.
(b) in proposito, das heißt
in dem Rechtsfall, wovon die
ganze Stelle eigentlich handelt,
und in welchen der Fall von der
Schenkung unter Ehegatten nur
zur Vergleichung eingeschaltet war.
(c) Die Worte post divortium
machen die Stelle ganz sinnlos.
Auf den ersten Fall passen sie
nicht, weil in demselben von kei-
ner Ehe die Rede war; auf den
zweyten nicht, weil in demselben
gar nicht die Möglichkeit eines
Diebstahls vorhanden ist. Ohne
Zweifel beruhen sie auf einer un-
geschickten Interpolation, wodurch
die Compilatoren, die aus Über-
eilung den Schluß der Stelle auf
den eingeschalteten Fall bezogen,
nicht sowohl die Stelle ändern,
als vielmehr dem Leser einschär-
fen wollten, daß während der Ehe
die furti actio nicht gelte. So
werden die Worte auch von der
Glosse aufgefaßt, die freylich an
eine Interpolation nicht denkt. --
Diese ganze Erklärung rührt übri-
gens nicht von mir her, sondern
von Ant. Faber conjectur. III. 19.
IV. 38
Einfluß der Schenkung auf dritte Perſonen.
debitoris: et ideo liberationem quidem ipso jure non
posse contingere debitori, exceptione tamen eum suc-
curri aequum esse, si paratus sit condictionem fur-
tivam, quam adversus Titium habet, mihi praestare:
(sicuti servatur, cum maritus uxori donaturus, de-
bitorem suum jubeat solvere. Nam ibi quoque,
quia numi mulieris non fiunt, debitorem non li-
berari: sed exceptione eum adversus maritum tuen-
dum esse, si condictionem, quam adversus mulie-
rem habet, praestet)
(a).
Furti tamen actionem in proposito(b)mihi post di-
vortium
(c)competituram, quando mea intersit in-
terceptos numos non esse.

(a) Die letzten Worte (si con-
dictionem … praestet
) ſind mit
Unrecht in der Göttinger, ſo wie
in neueren, Ausgaben als For-
mel der Exception abgedruckt. Die
Exceptionen wurden negativ aus-
gedrückt, wie es Gajus IV. § 119
allgemein ſagt, und womit viele
Beyſpiele in den Digeſten über-
einſtimmen. Die Exception iſt
hier keine andere als die doli
exceptio.
(b) in proposito, das heißt
in dem Rechtsfall, wovon die
ganze Stelle eigentlich handelt,
und in welchen der Fall von der
Schenkung unter Ehegatten nur
zur Vergleichung eingeſchaltet war.
(c) Die Worte post divortium
machen die Stelle ganz ſinnlos.
Auf den erſten Fall paſſen ſie
nicht, weil in demſelben von kei-
ner Ehe die Rede war; auf den
zweyten nicht, weil in demſelben
gar nicht die Möglichkeit eines
Diebſtahls vorhanden iſt. Ohne
Zweifel beruhen ſie auf einer un-
geſchickten Interpolation, wodurch
die Compilatoren, die aus Über-
eilung den Schluß der Stelle auf
den eingeſchalteten Fall bezogen,
nicht ſowohl die Stelle ändern,
als vielmehr dem Leſer einſchär-
fen wollten, daß während der Ehe
die furti actio nicht gelte. So
werden die Worte auch von der
Gloſſe aufgefaßt, die freylich an
eine Interpolation nicht denkt. —
Dieſe ganze Erklärung rührt übri-
gens nicht von mir her, ſondern
von Ant. Faber conjectur. III. 19.
IV. 38
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item>
                <pb facs="#f0607" n="593"/>
                <fw place="top" type="header">Einfluß der Schenkung auf dritte Per&#x017F;onen.</fw><lb/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">debitoris: et ideo liberationem quidem ipso jure non<lb/>
posse contingere debitori, exceptione tamen eum suc-<lb/>
curri aequum esse, si paratus sit condictionem fur-<lb/>
tivam, quam adversus Titium habet, mihi praestare:<lb/>
(sicuti servatur, cum maritus uxori donaturus, de-<lb/>
bitorem suum jubeat solvere. Nam ibi quoque,<lb/>
quia numi mulieris non fiunt, debitorem non li-<lb/>
berari: sed exceptione eum adversus maritum tuen-<lb/>
dum esse, si condictionem, quam adversus mulie-<lb/>
rem habet, praestet)</hi><note place="foot" n="(a)">Die letzten Worte (<hi rendition="#aq">si con-<lb/>
dictionem &#x2026; praestet</hi>) &#x017F;ind mit<lb/>
Unrecht in der Göttinger, &#x017F;o wie<lb/>
in neueren, Ausgaben als For-<lb/>
mel der Exception abgedruckt. Die<lb/>
Exceptionen wurden negativ aus-<lb/>
gedrückt, wie es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gajus</hi> IV.</hi> § 119<lb/>
allgemein &#x017F;agt, und womit viele<lb/>
Bey&#x017F;piele in den Dige&#x017F;ten über-<lb/>
ein&#x017F;timmen. Die Exception i&#x017F;t<lb/>
hier keine andere als die <hi rendition="#aq">doli<lb/>
exceptio.</hi></note>.<lb/><hi rendition="#aq">Furti tamen actionem in proposito</hi><note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">in proposito,</hi> das heißt<lb/>
in dem Rechtsfall, wovon die<lb/>
ganze Stelle eigentlich handelt,<lb/>
und in welchen der Fall von der<lb/>
Schenkung unter Ehegatten nur<lb/>
zur Vergleichung einge&#x017F;chaltet war.</note><hi rendition="#aq">mihi post di-<lb/>
vortium</hi><note place="foot" n="(c)">Die Worte <hi rendition="#aq">post divortium</hi><lb/>
machen die Stelle ganz &#x017F;innlos.<lb/>
Auf den er&#x017F;ten Fall pa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
nicht, weil in dem&#x017F;elben von kei-<lb/>
ner Ehe die Rede war; auf den<lb/>
zweyten nicht, weil in dem&#x017F;elben<lb/>
gar nicht die Möglichkeit eines<lb/>
Dieb&#x017F;tahls vorhanden i&#x017F;t. Ohne<lb/>
Zweifel beruhen &#x017F;ie auf einer un-<lb/>
ge&#x017F;chickten Interpolation, wodurch<lb/>
die Compilatoren, die aus Über-<lb/>
eilung den Schluß der Stelle auf<lb/>
den einge&#x017F;chalteten Fall bezogen,<lb/>
nicht &#x017F;owohl die Stelle ändern,<lb/>
als vielmehr dem Le&#x017F;er ein&#x017F;chär-<lb/>
fen wollten, daß während der Ehe<lb/>
die <hi rendition="#aq">furti actio</hi> nicht gelte. So<lb/>
werden die Worte auch von der<lb/>
Glo&#x017F;&#x017F;e aufgefaßt, die freylich an<lb/>
eine Interpolation nicht denkt. &#x2014;<lb/>
Die&#x017F;e ganze Erklärung rührt übri-<lb/>
gens nicht von mir her, &#x017F;ondern<lb/>
von <hi rendition="#aq">Ant. <hi rendition="#k">Faber</hi> conjectur. III.</hi> 19.</note><hi rendition="#aq">competituram, quando mea intersit in-<lb/>
terceptos numos non esse.</hi></hi> </item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">IV.</hi> 38</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[593/0607] Einfluß der Schenkung auf dritte Perſonen. debitoris: et ideo liberationem quidem ipso jure non posse contingere debitori, exceptione tamen eum suc- curri aequum esse, si paratus sit condictionem fur- tivam, quam adversus Titium habet, mihi praestare: (sicuti servatur, cum maritus uxori donaturus, de- bitorem suum jubeat solvere. Nam ibi quoque, quia numi mulieris non fiunt, debitorem non li- berari: sed exceptione eum adversus maritum tuen- dum esse, si condictionem, quam adversus mulie- rem habet, praestet) (a). Furti tamen actionem in proposito (b)mihi post di- vortium (c)competituram, quando mea intersit in- terceptos numos non esse. (a) Die letzten Worte (si con- dictionem … praestet) ſind mit Unrecht in der Göttinger, ſo wie in neueren, Ausgaben als For- mel der Exception abgedruckt. Die Exceptionen wurden negativ aus- gedrückt, wie es Gajus IV. § 119 allgemein ſagt, und womit viele Beyſpiele in den Digeſten über- einſtimmen. Die Exception iſt hier keine andere als die doli exceptio. (b) in proposito, das heißt in dem Rechtsfall, wovon die ganze Stelle eigentlich handelt, und in welchen der Fall von der Schenkung unter Ehegatten nur zur Vergleichung eingeſchaltet war. (c) Die Worte post divortium machen die Stelle ganz ſinnlos. Auf den erſten Fall paſſen ſie nicht, weil in demſelben von kei- ner Ehe die Rede war; auf den zweyten nicht, weil in demſelben gar nicht die Möglichkeit eines Diebſtahls vorhanden iſt. Ohne Zweifel beruhen ſie auf einer un- geſchickten Interpolation, wodurch die Compilatoren, die aus Über- eilung den Schluß der Stelle auf den eingeſchalteten Fall bezogen, nicht ſowohl die Stelle ändern, als vielmehr dem Leſer einſchär- fen wollten, daß während der Ehe die furti actio nicht gelte. So werden die Worte auch von der Gloſſe aufgefaßt, die freylich an eine Interpolation nicht denkt. — Dieſe ganze Erklärung rührt übri- gens nicht von mir her, ſondern von Ant. Faber conjectur. III. 19. IV. 38

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/607
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/607>, abgerufen am 29.04.2024.