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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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mal den suchenden BBr. die Stelle des Grabes bezeichne; schlafen sie im Tode unter ihren guten Werken und ihr Leben erhalte die Todten. Wie früher die Klostermönche, wenn sie sich in der Einsamkeit begegneten, sich mit "Memento mori!" begrüßten, um sich an die Hinfälligkeit des menschlichen Lebens und aller menschlichen Dinge zu erinnern, sollten die Meistermaurer mit demselben Grusse sich mahnen, dass man durch ein rechtes Leben auf den Tod sich vorbereiten, sich das Grab des ewigen Lebens, das Grab der Auferstehung graben solle.

Die Maurerei der drei Johannisgrade, die symbolische Maurerei ist nunmehr die Kunst, in dem Glauben an Gott, nach dem Winkelmasse zu leben und zu sterben, - die Kunst, lichtvoll zu glauben, lichtvoll zu leben und lichtvoll zu sterben, - die göttliche Führerin, die Leuchte durch das Leben in das Grab. Dass Ein Gott sei und dieser Gott der Führer und die Hoffnung des Menschen im Leben und im Tod sein solle, ist der dreifache und doch innig verbundene Gegenstand des Lehrlings-, des Gesellen- und des Meistergrades. Der Lehrling soll an Gott glauben, der Geselle sich selbst erkennen und nach dem Gebote Gottes sich vervollkommnen, leben - der Meister aber im Vertrauen auf Gott sterben. Den Lehrling, den Gesellen und den Meister führet Gott, das Licht, in den ewigen Osten. Dem Lehrlinge wird das Licht ertheilt, damit er Gott und seine Welten erschaue und anbete; dem Gesellen wird das Winkelmass, das sittliche Gesetz gegeben, um sich selbst zu vervollkommnen und gottähnlich zu werden: den Meister trifft der Todesstreich, weil er in seiner Pflicht nicht wankt und das heilige Wort nicht an Uneingeweihte verrathen will. Das verlorne Wort des Meisters im tiefern und eigentlichen Sinne ist nur das fest bewahrte und verschwiegene Wort, welches mit dem Meister in die Gruft versenkt werden musste; wir dürfen hoffen, das Wort wieder zu finden, weil es im treuen Herzen des Meisters eingeschlossen ist. Das heilige Wort, welches dem Meister die blutigsten Leiden nicht rauben konnten und an dem er sterbend unerschüttert festhielt, kann nur der Glaube an Gott, das Wort und der Geist Gottes, Gott selbst sein und der Meister stirbt also, indem

mal den suchenden BBr. die Stelle des Grabes bezeichne; schlafen sie im Tode unter ihren guten Werken und ihr Leben erhalte die Todten. Wie früher die Klostermönche, wenn sie sich in der Einsamkeit begegneten, sich mit „Memento mori!“ begrüßten, um sich an die Hinfälligkeit des menschlichen Lebens und aller menschlichen Dinge zu erinnern, sollten die Meistermaurer mit demselben Grusse sich mahnen, dass man durch ein rechtes Leben auf den Tod sich vorbereiten, sich das Grab des ewigen Lebens, das Grab der Auferstehung graben solle.

Die Maurerei der drei Johannisgrade, die symbolische Maurerei ist nunmehr die Kunst, in dem Glauben an Gott, nach dem Winkelmasse zu leben und zu sterben, – die Kunst, lichtvoll zu glauben, lichtvoll zu leben und lichtvoll zu sterben, – die göttliche Führerin, die Leuchte durch das Leben in das Grab. Dass Ein Gott sei und dieser Gott der Führer und die Hoffnung des Menschen im Leben und im Tod sein solle, ist der dreifache und doch innig verbundene Gegenstand des Lehrlings-, des Gesellen- und des Meistergrades. Der Lehrling soll an Gott glauben, der Geselle sich selbst erkennen und nach dem Gebote Gottes sich vervollkommnen, leben – der Meister aber im Vertrauen auf Gott sterben. Den Lehrling, den Gesellen und den Meister führet Gott, das Licht, in den ewigen Osten. Dem Lehrlinge wird das Licht ertheilt, damit er Gott und seine Welten erschaue und anbete; dem Gesellen wird das Winkelmass, das sittliche Gesetz gegeben, um sich selbst zu vervollkommnen und gottähnlich zu werden: den Meister trifft der Todesstreich, weil er in seiner Pflicht nicht wankt und das heilige Wort nicht an Uneingeweihte verrathen will. Das verlorne Wort des Meisters im tiefern und eigentlichen Sinne ist nur das fest bewahrte und verschwiegene Wort, welches mit dem Meister in die Gruft versenkt werden musste; wir dürfen hoffen, das Wort wieder zu finden, weil es im treuen Herzen des Meisters eingeschlossen ist. Das heilige Wort, welches dem Meister die blutigsten Leiden nicht rauben konnten und an dem er sterbend unerschüttert festhielt, kann nur der Glaube an Gott, das Wort und der Geist Gottes, Gott selbst sein und der Meister stirbt also, indem

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[329/0345] mal den suchenden BBr. die Stelle des Grabes bezeichne; schlafen sie im Tode unter ihren guten Werken und ihr Leben erhalte die Todten. Wie früher die Klostermönche, wenn sie sich in der Einsamkeit begegneten, sich mit „Memento mori!“ begrüßten, um sich an die Hinfälligkeit des menschlichen Lebens und aller menschlichen Dinge zu erinnern, sollten die Meistermaurer mit demselben Grusse sich mahnen, dass man durch ein rechtes Leben auf den Tod sich vorbereiten, sich das Grab des ewigen Lebens, das Grab der Auferstehung graben solle. Die Maurerei der drei Johannisgrade, die symbolische Maurerei ist nunmehr die Kunst, in dem Glauben an Gott, nach dem Winkelmasse zu leben und zu sterben, – die Kunst, lichtvoll zu glauben, lichtvoll zu leben und lichtvoll zu sterben, – die göttliche Führerin, die Leuchte durch das Leben in das Grab. Dass Ein Gott sei und dieser Gott der Führer und die Hoffnung des Menschen im Leben und im Tod sein solle, ist der dreifache und doch innig verbundene Gegenstand des Lehrlings-, des Gesellen- und des Meistergrades. Der Lehrling soll an Gott glauben, der Geselle sich selbst erkennen und nach dem Gebote Gottes sich vervollkommnen, leben – der Meister aber im Vertrauen auf Gott sterben. Den Lehrling, den Gesellen und den Meister führet Gott, das Licht, in den ewigen Osten. Dem Lehrlinge wird das Licht ertheilt, damit er Gott und seine Welten erschaue und anbete; dem Gesellen wird das Winkelmass, das sittliche Gesetz gegeben, um sich selbst zu vervollkommnen und gottähnlich zu werden: den Meister trifft der Todesstreich, weil er in seiner Pflicht nicht wankt und das heilige Wort nicht an Uneingeweihte verrathen will. Das verlorne Wort des Meisters im tiefern und eigentlichen Sinne ist nur das fest bewahrte und verschwiegene Wort, welches mit dem Meister in die Gruft versenkt werden musste; wir dürfen hoffen, das Wort wieder zu finden, weil es im treuen Herzen des Meisters eingeschlossen ist. Das heilige Wort, welches dem Meister die blutigsten Leiden nicht rauben konnten und an dem er sterbend unerschüttert festhielt, kann nur der Glaube an Gott, das Wort und der Geist Gottes, Gott selbst sein und der Meister stirbt also, indem

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/345>, abgerufen am 07.05.2024.