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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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lassen. Gedenken Sie der Stunde noch, als Sie dereinst in der Kammer des stillen Nachdenkens mit bange schlagendem Herzen und mit noch verbundenen Augen der beginnenden Aufnahme in den Maurerbund entgegenharrten? Es erschallten bald nach Ihrem Eintritte in die Kammer des stillen Nachdenkens die ersten drei maurerischen Schläge zum Zeichen, dass Sie nun die Binde lösen dürfen. Die Binde fiel; neben Ihnen stand das Gerippe des Todes und vor Ihnen lagen, Antwort fordernd, die drei inhaltschweren Fragen:

I.

Glauben Sie an das Dasein eines einigen Gottes, des Schöpfers von Himmel und Erde, der einzigen Grundursache von Allem, an seine Vorsehung. und an die Unsterblichkeit der Seele, und welche Folgerungen ziehen Sie aus diesen Glaubenssätzen?

II.

Was für Begriffe haben Sie von der Tugend und der Moral? Welche Verpflichtungen legt uns die Moral gegen Gott, gegen uns selbst und gegen unsere Mitmenschen auf?

III.

Auf welche Art glauben Sie, dass der Mensch seinen Mitmenschen am nützlichsten werden könne und auf die würdigste Weise den Zweck seiner Bestimmung erreiche?

Diese drei Fragen, gleichsam vom Tode an das Leben gestellt, seien die ersten drei Schläge des neunfachen Schlages des Maurermeisters und je öfter der Schlag ertönet, eine je bessere und lebendigere Antwort ertheilen Sie in Herz, Geist und That auf die drei Fragen. Diese drei Fragen sollen den Maurer unzertrennlich auf seiner Bahn bis zum Grabe begleiten, - ihre Lösung sei seine unausgesetzte Aufgabe, weshalb auch beim Eintritt in die höhern Grade, ja in den höchsten, immer wieder gefragt werden muss, was schon der Lehrling gefragt worden. Nur wer durch sein Leben die drei Fragen genügend be-

lassen. Gedenken Sie der Stunde noch, als Sie dereinst in der Kammer des stillen Nachdenkens mit bange schlagendem Herzen und mit noch verbundenen Augen der beginnenden Aufnahme in den Maurerbund entgegenharrten? Es erschallten bald nach Ihrem Eintritte in die Kammer des stillen Nachdenkens die ersten drei maurerischen Schläge zum Zeichen, dass Sie nun die Binde lösen dürfen. Die Binde fiel; neben Ihnen stand das Gerippe des Todes und vor Ihnen lagen, Antwort fordernd, die drei inhaltschweren Fragen:

I.

Glauben Sie an das Dasein eines einigen Gottes, des Schöpfers von Himmel und Erde, der einzigen Grundursache von Allem, an seine Vorsehung. und an die Unsterblichkeit der Seele, und welche Folgerungen ziehen Sie aus diesen Glaubenssätzen?

II.

Was für Begriffe haben Sie von der Tugend und der Moral? Welche Verpflichtungen legt uns die Moral gegen Gott, gegen uns selbst und gegen unsere Mitmenschen auf?

III.

Auf welche Art glauben Sie, dass der Mensch seinen Mitmenschen am nützlichsten werden könne und auf die würdigste Weise den Zweck seiner Bestimmung erreiche?

Diese drei Fragen, gleichsam vom Tode an das Leben gestellt, seien die ersten drei Schläge des neunfachen Schlages des Maurermeisters und je öfter der Schlag ertönet, eine je bessere und lebendigere Antwort ertheilen Sie in Herz, Geist und That auf die drei Fragen. Diese drei Fragen sollen den Maurer unzertrennlich auf seiner Bahn bis zum Grabe begleiten, – ihre Lösung sei seine unausgesetzte Aufgabe, weshalb auch beim Eintritt in die höhern Grade, ja in den höchsten, immer wieder gefragt werden muss, was schon der Lehrling gefragt worden. Nur wer durch sein Leben die drei Fragen genügend be-

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[116/0136] lassen. Gedenken Sie der Stunde noch, als Sie dereinst in der Kammer des stillen Nachdenkens mit bange schlagendem Herzen und mit noch verbundenen Augen der beginnenden Aufnahme in den Maurerbund entgegenharrten? Es erschallten bald nach Ihrem Eintritte in die Kammer des stillen Nachdenkens die ersten drei maurerischen Schläge zum Zeichen, dass Sie nun die Binde lösen dürfen. Die Binde fiel; neben Ihnen stand das Gerippe des Todes und vor Ihnen lagen, Antwort fordernd, die drei inhaltschweren Fragen: I. Glauben Sie an das Dasein eines einigen Gottes, des Schöpfers von Himmel und Erde, der einzigen Grundursache von Allem, an seine Vorsehung. und an die Unsterblichkeit der Seele, und welche Folgerungen ziehen Sie aus diesen Glaubenssätzen? II. Was für Begriffe haben Sie von der Tugend und der Moral? Welche Verpflichtungen legt uns die Moral gegen Gott, gegen uns selbst und gegen unsere Mitmenschen auf? III. Auf welche Art glauben Sie, dass der Mensch seinen Mitmenschen am nützlichsten werden könne und auf die würdigste Weise den Zweck seiner Bestimmung erreiche? Diese drei Fragen, gleichsam vom Tode an das Leben gestellt, seien die ersten drei Schläge des neunfachen Schlages des Maurermeisters und je öfter der Schlag ertönet, eine je bessere und lebendigere Antwort ertheilen Sie in Herz, Geist und That auf die drei Fragen. Diese drei Fragen sollen den Maurer unzertrennlich auf seiner Bahn bis zum Grabe begleiten, – ihre Lösung sei seine unausgesetzte Aufgabe, weshalb auch beim Eintritt in die höhern Grade, ja in den höchsten, immer wieder gefragt werden muss, was schon der Lehrling gefragt worden. Nur wer durch sein Leben die drei Fragen genügend be-

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/136>, abgerufen am 26.04.2024.