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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Herzform und seiner innigen Grüne das Symbol der Liebe und Treue und ging als solches auf die Wappen und Denkmäler über. - Der Kranz, die Mithraskrone, welche den in die Mithrasmysterien Einzuweihenden dargereicht wurde, war wohl auch ein Symbol des den Geweihten verheissenen ewigen Lebens und es würde also dieser Kranz ganz dem Blumenkranze um den Sarg des Maurers entsprechen. Den Mithraskranz vermuthet Amiet auch auf einem im J. 1806 zu Bellach bei Solothurn aufgefundenen keltischen Gefässe, da der Mithrasdienst mit den Römern auch in die Schweiz eingedrungen war;1) selbst von dem Isisdienste finden sich in der Schweiz Spuren, namentlich bei Wettingen im Kanton Aargau. Der in die Mysterien der Isis neu Eingeweihte soll auf dem Haupte eine Palmenkrone und in der Rechten eine grosse Fackel getragen haben, deren Blätter eine Art von Glorie bildeten;2) bei den Dionysien trugen die Mysten Myrthenkränze und bei den Bacchanalien Epheukränze.3) In dem Heräon bei Argos und Mykenae trug die Himmelskönigin einen Kranz aus ohne Zweifel gelben Blumen, die man Asterion nannte und die also auf den Sternenhimmel deuteten, wie sonst der der Hera beigegebene Pfau durch seinen besternten Schweif darauf deutete (Welker, II. S. 323).

Das Reterbüchlein, gedruckt zu Cöln 1562, enthält auch folgendes hierher bezügliche Räthsel über die Todtenbahre oder den Sarg:

Der es macht, der bedarf's nicht;
der es kauft, der will's nicht, und
der es braucht, der weiss es nicht.4)

Wir könnten schliessen mit den Worten einer geistreichen, aber höchst unglücklichen Frau, der Frau von Kalb,5)

1) Vergl. Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthumskunde für 1860, Nr. 4, S. 140 ff.
2) Sainte-Croix, a. a. O., S. 319.
3) Sainte-Croix, S. 279. Vergl. auch Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 130.
4) Vergl. Hoffmann von Fallersieben, die älteste Räthselsammlung, im weimarischen Jahrbuch, II. S. 231 ff.
5) Weimarisches Jahrbuch, II. S. 372 ff.: Charlotte von Kalb, von Hermann Sauppe.

Herzform und seiner innigen Grüne das Symbol der Liebe und Treue und ging als solches auf die Wappen und Denkmäler über. – Der Kranz, die Mithraskrone, welche den in die Mithrasmysterien Einzuweihenden dargereicht wurde, war wohl auch ein Symbol des den Geweihten verheissenen ewigen Lebens und es würde also dieser Kranz ganz dem Blumenkranze um den Sarg des Maurers entsprechen. Den Mithraskranz vermuthet Amiet auch auf einem im J. 1806 zu Bellach bei Solothurn aufgefundenen keltischen Gefässe, da der Mithrasdienst mit den Römern auch in die Schweiz eingedrungen war;1) selbst von dem Isisdienste finden sich in der Schweiz Spuren, namentlich bei Wettingen im Kanton Aargau. Der in die Mysterien der Isis neu Eingeweihte soll auf dem Haupte eine Palmenkrone und in der Rechten eine grosse Fackel getragen haben, deren Blätter eine Art von Glorie bildeten;2) bei den Dionysien trugen die Mysten Myrthenkränze und bei den Bacchanalien Epheukränze.3) In dem Heräon bei Argos und Mykenae trug die Himmelskönigin einen Kranz aus ohne Zweifel gelben Blumen, die man Asterion nannte und die also auf den Sternenhimmel deuteten, wie sonst der der Hera beigegebene Pfau durch seinen besternten Schweif darauf deutete (Welker, II. S. 323).

Das Reterbüchlein, gedruckt zu Cöln 1562, enthält auch folgendes hierher bezügliche Räthsel über die Todtenbahre oder den Sarg:

Der es macht, der bedarf’s nicht;
der es kauft, der will’s nicht, und
der es braucht, der weiss es nicht.4)

Wir könnten schliessen mit den Worten einer geistreichen, aber höchst unglücklichen Frau, der Frau von Kalb,5)

1) Vergl. Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthumskunde für 1860, Nr. 4, S. 140 ff.
2) Sainte-Croix, a. a. O., S. 319.
3) Sainte-Croix, S. 279. Vergl. auch Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 130.
4) Vergl. Hoffmann von Fallersieben, die älteste Räthselsammlung, im weimarischen Jahrbuch, II. S. 231 ff.
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[50/0070] Herzform und seiner innigen Grüne das Symbol der Liebe und Treue und ging als solches auf die Wappen und Denkmäler über. – Der Kranz, die Mithraskrone, welche den in die Mithrasmysterien Einzuweihenden dargereicht wurde, war wohl auch ein Symbol des den Geweihten verheissenen ewigen Lebens und es würde also dieser Kranz ganz dem Blumenkranze um den Sarg des Maurers entsprechen. Den Mithraskranz vermuthet Amiet auch auf einem im J. 1806 zu Bellach bei Solothurn aufgefundenen keltischen Gefässe, da der Mithrasdienst mit den Römern auch in die Schweiz eingedrungen war; 1) selbst von dem Isisdienste finden sich in der Schweiz Spuren, namentlich bei Wettingen im Kanton Aargau. Der in die Mysterien der Isis neu Eingeweihte soll auf dem Haupte eine Palmenkrone und in der Rechten eine grosse Fackel getragen haben, deren Blätter eine Art von Glorie bildeten; 2) bei den Dionysien trugen die Mysten Myrthenkränze und bei den Bacchanalien Epheukränze. 3) In dem Heräon bei Argos und Mykenae trug die Himmelskönigin einen Kranz aus ohne Zweifel gelben Blumen, die man Asterion nannte und die also auf den Sternenhimmel deuteten, wie sonst der der Hera beigegebene Pfau durch seinen besternten Schweif darauf deutete (Welker, II. S. 323). Das Reterbüchlein, gedruckt zu Cöln 1562, enthält auch folgendes hierher bezügliche Räthsel über die Todtenbahre oder den Sarg: Der es macht, der bedarf’s nicht; der es kauft, der will’s nicht, und der es braucht, der weiss es nicht. 4) Wir könnten schliessen mit den Worten einer geistreichen, aber höchst unglücklichen Frau, der Frau von Kalb, 5) 1) Vergl. Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthumskunde für 1860, Nr. 4, S. 140 ff. 2) Sainte-Croix, a. a. O., S. 319. 3) Sainte-Croix, S. 279. Vergl. auch Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 130. 4) Vergl. Hoffmann von Fallersieben, die älteste Räthselsammlung, im weimarischen Jahrbuch, II. S. 231 ff. 5) Weimarisches Jahrbuch, II. S. 372 ff.: Charlotte von Kalb, von Hermann Sauppe.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/70>, abgerufen am 01.05.2024.