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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Und im Jahr der Dürre wird ihm nicht bange,
noch hört er auf, Früchte zu tragen. - -
Ich der Ewige, erforsche das Herz, prüfe die Nieren:
Und gebe einem Jeden nach seinem Wandel,
nach den Früchten seiner Thaten.



XXXVIII.
Die Bekräftigung des Bundes mit dem Blute.

Es finden sich in den Ritualen einzelner maurerischer Systeme nicht undeutliche Spuren, dass einstens der Bruderbund der Maurer symbolisch mit dem Blute besiegelt worden sei. Man schloss ein Bündniss bei den Scythen, indem die Anwesenden aus einer Wunde, die sie sich beigebracht, Blut in einen mit Wein gefüllten Kelch laufen liessen und mit dem Weine tranken. Lanze, Pfeil und Bogen ward nach Lucian darin eingetaucht, ohne das Bluttrinken. Beim Schwur wird der Brauch von andern Völkern berichtet, so bei den Griechen und Kariern, Römern und in neuerer Zeit bei den Magyaren. Den eigentlichen Sinn davon lässt Toxaris bei Lucian in einer schönen Stelle hervortreten. Wenn zwei Freunde werden und sich Treue angeloben, sagt er, schneiden sie sich in die Finger, lassen das Blut in den Becher laufen und trinken es; "von diesem Augenblicke an ist nichts mehr, was sie trennen kann; aber mehr als drei dürfen diesen Bund nicht beschwören." Es war der Bund der unauslöschlichen Freundschaft und des gegenseitigen Zusammenhaltens in Noth und Gefahr den man geschlossen hatte. Schon Tertullian erinnert daher daran, dass Catilina sich und seine Verschwornen durch einen solchen Blutweintrunk verpflichtet habe.1) Salust. Catil. 22 sagt: fuere qui dicerent Catilinam, cum ad jusjurandum popularis sceleris sui adigeret, humani corporis sanguinem vino permixtum in pateris circumtulisse, inde cum post exsecrationem omnes degustavissent.

1) Weimarisches Jahrbuch, II. S. 417; Grimm, Rechtsalterthümer, S. 194.

Und im Jahr der Dürre wird ihm nicht bange,
noch hört er auf, Früchte zu tragen. – –
Ich der Ewige, erforsche das Herz, prüfe die Nieren:
Und gebe einem Jeden nach seinem Wandel,
nach den Früchten seiner Thaten.



XXXVIII.
Die Bekräftigung des Bundes mit dem Blute.

Es finden sich in den Ritualen einzelner maurerischer Systeme nicht undeutliche Spuren, dass einstens der Bruderbund der Maurer symbolisch mit dem Blute besiegelt worden sei. Man schloss ein Bündniss bei den Scythen, indem die Anwesenden aus einer Wunde, die sie sich beigebracht, Blut in einen mit Wein gefüllten Kelch laufen liessen und mit dem Weine tranken. Lanze, Pfeil und Bogen ward nach Lucian darin eingetaucht, ohne das Bluttrinken. Beim Schwur wird der Brauch von andern Völkern berichtet, so bei den Griechen und Kariern, Römern und in neuerer Zeit bei den Magyaren. Den eigentlichen Sinn davon lässt Toxaris bei Lucian in einer schönen Stelle hervortreten. Wenn zwei Freunde werden und sich Treue angeloben, sagt er, schneiden sie sich in die Finger, lassen das Blut in den Becher laufen und trinken es; „von diesem Augenblicke an ist nichts mehr, was sie trennen kann; aber mehr als drei dürfen diesen Bund nicht beschwören.“ Es war der Bund der unauslöschlichen Freundschaft und des gegenseitigen Zusammenhaltens in Noth und Gefahr den man geschlossen hatte. Schon Tertullian erinnert daher daran, dass Catilina sich und seine Verschwornen durch einen solchen Blutweintrunk verpflichtet habe.1) Salust. Catil. 22 sagt: fuere qui dicerent Catilinam, cum ad jusjurandum popularis sceleris sui adigeret, humani corporis sanguinem vino permixtum in pateris circumtulisse, inde cum post exsecrationem omnes degustavissent.

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[53/0073] Und im Jahr der Dürre wird ihm nicht bange, noch hört er auf, Früchte zu tragen. – – Ich der Ewige, erforsche das Herz, prüfe die Nieren: Und gebe einem Jeden nach seinem Wandel, nach den Früchten seiner Thaten. XXXVIII. Die Bekräftigung des Bundes mit dem Blute. Es finden sich in den Ritualen einzelner maurerischer Systeme nicht undeutliche Spuren, dass einstens der Bruderbund der Maurer symbolisch mit dem Blute besiegelt worden sei. Man schloss ein Bündniss bei den Scythen, indem die Anwesenden aus einer Wunde, die sie sich beigebracht, Blut in einen mit Wein gefüllten Kelch laufen liessen und mit dem Weine tranken. Lanze, Pfeil und Bogen ward nach Lucian darin eingetaucht, ohne das Bluttrinken. Beim Schwur wird der Brauch von andern Völkern berichtet, so bei den Griechen und Kariern, Römern und in neuerer Zeit bei den Magyaren. Den eigentlichen Sinn davon lässt Toxaris bei Lucian in einer schönen Stelle hervortreten. Wenn zwei Freunde werden und sich Treue angeloben, sagt er, schneiden sie sich in die Finger, lassen das Blut in den Becher laufen und trinken es; „von diesem Augenblicke an ist nichts mehr, was sie trennen kann; aber mehr als drei dürfen diesen Bund nicht beschwören.“ Es war der Bund der unauslöschlichen Freundschaft und des gegenseitigen Zusammenhaltens in Noth und Gefahr den man geschlossen hatte. Schon Tertullian erinnert daher daran, dass Catilina sich und seine Verschwornen durch einen solchen Blutweintrunk verpflichtet habe. 1) Salust. Catil. 22 sagt: fuere qui dicerent Catilinam, cum ad jusjurandum popularis sceleris sui adigeret, humani corporis sanguinem vino permixtum in pateris circumtulisse, inde cum post exsecrationem omnes degustavissent. 1) Weimarisches Jahrbuch, II. S. 417; Grimm, Rechtsalterthümer, S. 194.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/73>, abgerufen am 29.03.2024.