Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

Pausanias 6, 10. §. 2) Die letztere Bemerkung des Epigrammes sollte wohl empfehlend und rühmend ausdrücken, dass die Künstler einem alten Künstlergeschlechte, einer alten Kunstschule angehören, - ächte Ahnen haben. - Ebenso besass Korinth, von wo der edlere Styl dorischer Bauart und die Erfindung erhabener Arbeit in Thon ausgegangen, eine alte und berühmte Kunstwerkstätte.1) Hier war der bekannte viereckige Prunkkasten aus Cedernholz, aus heiligem Holze2) mit eingelegtem Gold und Elfenbein verfertiget worden, welchen zum Andenken an die darin erfolgte wunderbare Erretttung ihres Ahnherrn aus Mordgefahr die Nachkommen des Königs Kypselos als ein Weihgeschenk zu Olympia auf gestellt hatten.3) Selbst bei den Lahedämoniern und zu Sparta bestand in den ältern Zeiten eine nicht unrühmliche Kunstwerkstätte.4) Bei der Eroberung und Zerstörung von Magnesia in Kleinasien durch die Kimmerier war von da eine Genossenschaft bildender Künstler, an ihrer Spitze Bathykles nach dem Peloponnes gekommen und hatte bei den Lakedämoniern Aufhahme und Arbeit gefunden. Bathykles baute hier mit den ihn begleitenden Künstlern für das 30 alte Ellen hohe Standbild des amykIäischen Apollo den kolossalen Thron, welchen Pausanias ausführlich beschrieben hat. An diesem Berichte über die von Bathykles geführte, wandernde Künstlergesellschaft ist zu entnehmen, dass schon im alten Griechenland sich die Künstlergenossenschaften wie im spätern Mittelalter verhalten haben, indem sie der Kunst und Arbeit nachwanderten. - Auch auf Rhodos wurde die Kunst schon in vorhellenischen Zeiten zunftmässig und in den Geschlechtern abgeschlossen betrieben; die Kunst war nach Rhodos durch die, ägyptischen oder doch phönicischen Priester, die Telchinen wahrscheinlich gebracht worden.5) Aehnlichen Ursprungs, aber berühmter ist die Kunstschule auf Samos, wo gegen den Anfang der Olympiaden zu-

1) Thiersch, S. 164 ff.
2) Symbolik, I. S. 153.
3) Pausanias, 5, 17 ff.
4) Thiersch, S. 170 ff.
5) Thiersch, S. 179, Anm. 85.

Pausanias 6, 10. §. 2) Die letztere Bemerkung des Epigrammes sollte wohl empfehlend und rühmend ausdrücken, dass die Künstler einem alten Künstlergeschlechte, einer alten Kunstschule angehören, – ächte Ahnen haben. – Ebenso besass Korinth, von wo der edlere Styl dorischer Bauart und die Erfindung erhabener Arbeit in Thon ausgegangen, eine alte und berühmte Kunstwerkstätte.1) Hier war der bekannte viereckige Prunkkasten aus Cedernholz, aus heiligem Holze2) mit eingelegtem Gold und Elfenbein verfertiget worden, welchen zum Andenken an die darin erfolgte wunderbare Erretttung ihres Ahnherrn aus Mordgefahr die Nachkommen des Königs Kypselos als ein Weihgeschenk zu Olympia auf gestellt hatten.3) Selbst bei den Lahedämoniern und zu Sparta bestand in den ältern Zeiten eine nicht unrühmliche Kunstwerkstätte.4) Bei der Eroberung und Zerstörung von Magnesia in Kleinasien durch die Kimmerier war von da eine Genossenschaft bildender Künstler, an ihrer Spitze Bathykles nach dem Peloponnes gekommen und hatte bei den Lakedämoniern Aufhahme und Arbeit gefunden. Bathykles baute hier mit den ihn begleitenden Künstlern für das 30 alte Ellen hohe Standbild des amykIäischen Apollo den kolossalen Thron, welchen Pausanias ausführlich beschrieben hat. An diesem Berichte über die von Bathykles geführte, wandernde Künstlergesellschaft ist zu entnehmen, dass schon im alten Griechenland sich die Künstlergenossenschaften wie im spätern Mittelalter verhalten haben, indem sie der Kunst und Arbeit nachwanderten. – Auch auf Rhodos wurde die Kunst schon in vorhellenischen Zeiten zunftmässig und in den Geschlechtern abgeschlossen betrieben; die Kunst war nach Rhodos durch die, ägyptischen oder doch phönicischen Priester, die Telchinen wahrscheinlich gebracht worden.5) Aehnlichen Ursprungs, aber berühmter ist die Kunstschule auf Samos, wo gegen den Anfang der Olympiaden zu-

1) Thiersch, S. 164 ff.
2) Symbolik, I. S. 153.
3) Pausanias, 5, 17 ff.
4) Thiersch, S. 170 ff.
5) Thiersch, S. 179, Anm. 85.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0119" n="99"/>
Pausanias 6, 10. §. 2) Die letztere Bemerkung des Epigrammes sollte wohl empfehlend und rühmend ausdrücken, dass die Künstler einem alten Künstlergeschlechte, einer <hi rendition="#g">alten</hi> Kunstschule angehören, &#x2013; ächte Ahnen haben. &#x2013; Ebenso besass Korinth, von wo der edlere Styl dorischer Bauart und die Erfindung erhabener Arbeit in Thon ausgegangen, eine alte und berühmte Kunstwerkstätte.<note place="foot" n="1)">Thiersch, S. 164 ff.<lb/></note> Hier war der bekannte viereckige Prunkkasten aus <hi rendition="#g">Cedernholz</hi>, aus heiligem Holze<note place="foot" n="2)">Symbolik, I. S. 153.<lb/></note> mit eingelegtem Gold und Elfenbein verfertiget worden, welchen zum Andenken an die darin erfolgte wunderbare Erretttung ihres Ahnherrn aus Mordgefahr die Nachkommen des Königs Kypselos als ein Weihgeschenk zu Olympia auf gestellt hatten.<note place="foot" n="3)">Pausanias, 5, 17 ff.<lb/></note> Selbst bei den Lahedämoniern und zu Sparta bestand in den ältern Zeiten eine nicht unrühmliche Kunstwerkstätte.<note place="foot" n="4)">Thiersch, S. 170 ff.<lb/></note> Bei der Eroberung und Zerstörung von Magnesia in Kleinasien durch die Kimmerier war von da eine Genossenschaft bildender Künstler, an ihrer Spitze Bathykles nach dem Peloponnes gekommen und hatte bei den Lakedämoniern Aufhahme und Arbeit gefunden. Bathykles baute hier mit den ihn begleitenden Künstlern für das 30 alte Ellen hohe Standbild des amykIäischen Apollo den kolossalen Thron, welchen Pausanias ausführlich beschrieben hat. An diesem Berichte über die von Bathykles geführte, wandernde Künstlergesellschaft ist zu entnehmen, dass schon im alten Griechenland sich die Künstlergenossenschaften wie im spätern Mittelalter verhalten haben, indem sie der Kunst und Arbeit nachwanderten. &#x2013; Auch auf Rhodos wurde die Kunst schon in vorhellenischen Zeiten zunftmässig und in den Geschlechtern abgeschlossen betrieben; die Kunst war nach Rhodos durch die, ägyptischen oder doch phönicischen Priester, die Telchinen wahrscheinlich gebracht worden.<note place="foot" n="5)">Thiersch, S. 179, Anm. 85.</note> Aehnlichen Ursprungs, aber berühmter ist die Kunstschule auf Samos, wo gegen den Anfang der Olympiaden <hi rendition="#g">zu-
</hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0119] Pausanias 6, 10. §. 2) Die letztere Bemerkung des Epigrammes sollte wohl empfehlend und rühmend ausdrücken, dass die Künstler einem alten Künstlergeschlechte, einer alten Kunstschule angehören, – ächte Ahnen haben. – Ebenso besass Korinth, von wo der edlere Styl dorischer Bauart und die Erfindung erhabener Arbeit in Thon ausgegangen, eine alte und berühmte Kunstwerkstätte. 1) Hier war der bekannte viereckige Prunkkasten aus Cedernholz, aus heiligem Holze 2) mit eingelegtem Gold und Elfenbein verfertiget worden, welchen zum Andenken an die darin erfolgte wunderbare Erretttung ihres Ahnherrn aus Mordgefahr die Nachkommen des Königs Kypselos als ein Weihgeschenk zu Olympia auf gestellt hatten. 3) Selbst bei den Lahedämoniern und zu Sparta bestand in den ältern Zeiten eine nicht unrühmliche Kunstwerkstätte. 4) Bei der Eroberung und Zerstörung von Magnesia in Kleinasien durch die Kimmerier war von da eine Genossenschaft bildender Künstler, an ihrer Spitze Bathykles nach dem Peloponnes gekommen und hatte bei den Lakedämoniern Aufhahme und Arbeit gefunden. Bathykles baute hier mit den ihn begleitenden Künstlern für das 30 alte Ellen hohe Standbild des amykIäischen Apollo den kolossalen Thron, welchen Pausanias ausführlich beschrieben hat. An diesem Berichte über die von Bathykles geführte, wandernde Künstlergesellschaft ist zu entnehmen, dass schon im alten Griechenland sich die Künstlergenossenschaften wie im spätern Mittelalter verhalten haben, indem sie der Kunst und Arbeit nachwanderten. – Auch auf Rhodos wurde die Kunst schon in vorhellenischen Zeiten zunftmässig und in den Geschlechtern abgeschlossen betrieben; die Kunst war nach Rhodos durch die, ägyptischen oder doch phönicischen Priester, die Telchinen wahrscheinlich gebracht worden. 5) Aehnlichen Ursprungs, aber berühmter ist die Kunstschule auf Samos, wo gegen den Anfang der Olympiaden zu- 1) Thiersch, S. 164 ff. 2) Symbolik, I. S. 153. 3) Pausanias, 5, 17 ff. 4) Thiersch, S. 170 ff. 5) Thiersch, S. 179, Anm. 85.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/119
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/119>, abgerufen am 06.05.2024.