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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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wesentlicher Unterschied, ihre Kunst soll eine und dieselbe gewesen sein, was aber als wahr nicht zu billigen sein möchte, da nothwendig das grössere Geschick und höhere Talent der einzelnen Werkstätten und ihrer ausgezeichneteren Meister einen innern Unterschied der Werke erzeugen musste, wenn sie auch wegen des zu beobachtenden heiligen Canon, wegen der bestehenden priesterlichen Vorschriften eine gewisse äussere Gleichförmigkeit an sich trugen; waren ja in den verschiedenen griechischen Städten und Staaten auch verschiedene Gottesdienste und verschiedene Götter eingeführt. Die Bezeichnungen der Arbeiten der einzelnen Werkstätten bei den Griechen und Römern durch Buchstaben oder auf andere Weise, durch Fabrikzeichen, Töpfernamen, Steinmeizzeichen u.s.w., kannen nur die Absicht der Empfehlung der Arbeit gehaben. Ganz neuerlich wurden z. B. in dem Theater des Herodes Atticus zu Athen aus dem 2. Jahrh. nach Chr. steinharte Ziegel aus Thon aufgefunden, welche griechische Buchstaben als Bezeichnung tragen und womit alle solche Ziegeln bezeichnet gewesen zu sein scheinen.1) Es dürfte daher auch die Ansicht Heideloffs, die Bauhütte des Mittelalters in Deutschland, S. 18, nicht begründet sein, dass die Steinmetzzeichen oder Monogramme, welche einem jeden Steinmetzgesellen als sein eigenthümliches Zeichen zur Bezeichnung seiner Arbeiten verleihen und in dem Gesellenbuche neben seinem Namen eingetragen wurden, erst im 15. Jahrhundert in Deutschland gebräuchlich geworden seien.2) Diese Steinmetzzeichen, Arbeitsbezeichnungen der einzelnen Werkstätte oder auch der einzelnen Werkmeister, finden sich als ein Nothwendiges und Unentbehrliebes zu allen Zeiten und in allen Ländern, wie z. B. auch Capitän Spratt und Professor Torbes , Reisen in Lydien (London 1847), Steinmetzzeichen mittheilen, welche sie an den Steinen einer alten türkischen Ruine (Old Khan), 3 Meilen vom Gulelook-Pass, auf dem Wege von Adalia landen. Kommen doch diese Steinmetzzeichen, Hausmarken und Logenzeichen bei den Indern sogar in verschie-

1) Ausland für 1861, S. 24.
2) Vergl. Symbolik I. S. 95 ff.

wesentlicher Unterschied, ihre Kunst soll eine und dieselbe gewesen sein, was aber als wahr nicht zu billigen sein möchte, da nothwendig das grössere Geschick und höhere Talent der einzelnen Werkstätten und ihrer ausgezeichneteren Meister einen innern Unterschied der Werke erzeugen musste, wenn sie auch wegen des zu beobachtenden heiligen Canon, wegen der bestehenden priesterlichen Vorschriften eine gewisse äussere Gleichförmigkeit an sich trugen; waren ja in den verschiedenen griechischen Städten und Staaten auch verschiedene Gottesdienste und verschiedene Götter eingeführt. Die Bezeichnungen der Arbeiten der einzelnen Werkstätten bei den Griechen und Römern durch Buchstaben oder auf andere Weise, durch Fabrikzeichen, Töpfernamen, Steinmeizzeichen u.s.w., kannen nur die Absicht der Empfehlung der Arbeit gehaben. Ganz neuerlich wurden z. B. in dem Theater des Herodes Atticus zu Athen aus dem 2. Jahrh. nach Chr. steinharte Ziegel aus Thon aufgefunden, welche griechische Buchstaben als Bezeichnung tragen und womit alle solche Ziegeln bezeichnet gewesen zu sein scheinen.1) Es dürfte daher auch die Ansicht Heideloffs, die Bauhütte des Mittelalters in Deutschland, S. 18, nicht begründet sein, dass die Steinmetzzeichen oder Monogramme, welche einem jeden Steinmetzgesellen als sein eigenthümliches Zeichen zur Bezeichnung seiner Arbeiten verleihen und in dem Gesellenbuche neben seinem Namen eingetragen wurden, erst im 15. Jahrhundert in Deutschland gebräuchlich geworden seien.2) Diese Steinmetzzeichen, Arbeitsbezeichnungen der einzelnen Werkstätte oder auch der einzelnen Werkmeister, finden sich als ein Nothwendiges und Unentbehrliebes zu allen Zeiten und in allen Ländern, wie z. B. auch Capitän Spratt und Professor Torbes , Reisen in Lydien (London 1847), Steinmetzzeichen mittheilen, welche sie an den Steinen einer alten türkischen Ruine (Old Khan), 3 Meilen vom Gulelook-Pass, auf dem Wege von Adalia landen. Kommen doch diese Steinmetzzeichen, Hausmarken und Logenzeichen bei den Indern sogar in verschie-

1) Ausland für 1861, S. 24.
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[105/0125] wesentlicher Unterschied, ihre Kunst soll eine und dieselbe gewesen sein, was aber als wahr nicht zu billigen sein möchte, da nothwendig das grössere Geschick und höhere Talent der einzelnen Werkstätten und ihrer ausgezeichneteren Meister einen innern Unterschied der Werke erzeugen musste, wenn sie auch wegen des zu beobachtenden heiligen Canon, wegen der bestehenden priesterlichen Vorschriften eine gewisse äussere Gleichförmigkeit an sich trugen; waren ja in den verschiedenen griechischen Städten und Staaten auch verschiedene Gottesdienste und verschiedene Götter eingeführt. Die Bezeichnungen der Arbeiten der einzelnen Werkstätten bei den Griechen und Römern durch Buchstaben oder auf andere Weise, durch Fabrikzeichen, Töpfernamen, Steinmeizzeichen u.s.w., kannen nur die Absicht der Empfehlung der Arbeit gehaben. Ganz neuerlich wurden z. B. in dem Theater des Herodes Atticus zu Athen aus dem 2. Jahrh. nach Chr. steinharte Ziegel aus Thon aufgefunden, welche griechische Buchstaben als Bezeichnung tragen und womit alle solche Ziegeln bezeichnet gewesen zu sein scheinen. 1) Es dürfte daher auch die Ansicht Heideloffs, die Bauhütte des Mittelalters in Deutschland, S. 18, nicht begründet sein, dass die Steinmetzzeichen oder Monogramme, welche einem jeden Steinmetzgesellen als sein eigenthümliches Zeichen zur Bezeichnung seiner Arbeiten verleihen und in dem Gesellenbuche neben seinem Namen eingetragen wurden, erst im 15. Jahrhundert in Deutschland gebräuchlich geworden seien. 2) Diese Steinmetzzeichen, Arbeitsbezeichnungen der einzelnen Werkstätte oder auch der einzelnen Werkmeister, finden sich als ein Nothwendiges und Unentbehrliebes zu allen Zeiten und in allen Ländern, wie z. B. auch Capitän Spratt und Professor Torbes , Reisen in Lydien (London 1847), Steinmetzzeichen mittheilen, welche sie an den Steinen einer alten türkischen Ruine (Old Khan), 3 Meilen vom Gulelook-Pass, auf dem Wege von Adalia landen. Kommen doch diese Steinmetzzeichen, Hausmarken und Logenzeichen bei den Indern sogar in verschie- 1) Ausland für 1861, S. 24. 2) Vergl. Symbolik I. S. 95 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/125>, abgerufen am 06.05.2024.