Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Also Neid! Rache! Die kenne ich gegen keinen -- Menschen! Menschen? -- Mensch! Du hast sie heirathen wollen, mit ihr in ein anderes Land gehen -- aus meiner Schule -- wo ich kein Schulmeister mehr sei und keinen Knaben mehr schlagen -- ihm den Kopf abschlagen könne! Mensch! Frau Sigbritte hat mir das gesagt, leugne also nicht erst! Und wenn es wahr wäre, hätte sich Frau Sigbritte wohl gehütet das zu sagen! Ich aber sage zu meiner und meines Geschlechtes . . . . . derer von Ore . . . . . . zu meines Geschlechtes, des alten, mächtigen, verbreiteten Geschlechtes derer von Ore Ehre, daß ich nie eine Entehrte . . . Der König verstand, aber sprach in höchster Entrüstung: Ich ehre blos, auch wenn ich schlage! -- und schlug Torbern auf den Mund, und seine Lippen bluteten. . . . Mitleid aber und Erbarmen habe ich herzliches mit ihr gefühlt! fuhr Torbern unbewegt fort. Mein Geschlecht aber ist das alte stolze Geschlecht derer von Ore! -- Mehr weiß ich nicht, und mehr sage ich nicht; denn meine Vermuthungen sind mein -- und ich wünsche den Tod bald . . . Er steht schon hinter der Thür! . . . damit Viele leben. So schloß Torbern und sprach kein Wort mehr, als höchstens zu allen Androh- Also Neid! Rache! Die kenne ich gegen keinen — Menschen! Menschen? — Mensch! Du hast sie heirathen wollen, mit ihr in ein anderes Land gehen — aus meiner Schule — wo ich kein Schulmeister mehr sei und keinen Knaben mehr schlagen — ihm den Kopf abschlagen könne! Mensch! Frau Sigbritte hat mir das gesagt, leugne also nicht erst! Und wenn es wahr wäre, hätte sich Frau Sigbritte wohl gehütet das zu sagen! Ich aber sage zu meiner und meines Geschlechtes . . . . . derer von Ore . . . . . . zu meines Geschlechtes, des alten, mächtigen, verbreiteten Geschlechtes derer von Ore Ehre, daß ich nie eine Entehrte . . . Der König verstand, aber sprach in höchster Entrüstung: Ich ehre blos, auch wenn ich schlage! — und schlug Torbern auf den Mund, und seine Lippen bluteten. . . . Mitleid aber und Erbarmen habe ich herzliches mit ihr gefühlt! fuhr Torbern unbewegt fort. Mein Geschlecht aber ist das alte stolze Geschlecht derer von Ore! — Mehr weiß ich nicht, und mehr sage ich nicht; denn meine Vermuthungen sind mein — und ich wünsche den Tod bald . . . Er steht schon hinter der Thür! . . . damit Viele leben. So schloß Torbern und sprach kein Wort mehr, als höchstens zu allen Androh- <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="8"> <pb facs="#f0108"/> <p>Also Neid! Rache!</p><lb/> <p>Die kenne ich gegen keinen — Menschen!</p><lb/> <p>Menschen? — Mensch! Du hast sie heirathen wollen, mit ihr in ein anderes Land gehen — aus meiner Schule — wo ich kein Schulmeister mehr sei und keinen Knaben mehr schlagen — ihm den Kopf abschlagen könne! Mensch! Frau Sigbritte hat mir das gesagt, leugne also nicht erst!</p><lb/> <p>Und wenn es wahr wäre, hätte sich Frau Sigbritte wohl gehütet das zu sagen! Ich aber sage zu meiner und meines Geschlechtes . . .</p><lb/> <p>. . derer von Ore . . .</p><lb/> <p>. . . zu meines Geschlechtes, des alten, mächtigen, verbreiteten Geschlechtes derer von Ore Ehre, daß ich nie eine Entehrte . . .</p><lb/> <p>Der König verstand, aber sprach in höchster Entrüstung: Ich ehre blos, auch wenn ich schlage! — und schlug Torbern auf den Mund, und seine Lippen bluteten.</p><lb/> <p>. . . Mitleid aber und Erbarmen habe ich herzliches mit ihr gefühlt! fuhr Torbern unbewegt fort. Mein Geschlecht aber ist das alte stolze Geschlecht derer von Ore! — Mehr weiß ich nicht, und mehr sage ich nicht; denn meine Vermuthungen sind mein — und ich wünsche den Tod bald . . .</p><lb/> <p>Er steht schon hinter der Thür!</p><lb/> <p>. . . damit Viele leben. So schloß Torbern und sprach kein Wort mehr, als höchstens zu allen Androh-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0108]
Also Neid! Rache!
Die kenne ich gegen keinen — Menschen!
Menschen? — Mensch! Du hast sie heirathen wollen, mit ihr in ein anderes Land gehen — aus meiner Schule — wo ich kein Schulmeister mehr sei und keinen Knaben mehr schlagen — ihm den Kopf abschlagen könne! Mensch! Frau Sigbritte hat mir das gesagt, leugne also nicht erst!
Und wenn es wahr wäre, hätte sich Frau Sigbritte wohl gehütet das zu sagen! Ich aber sage zu meiner und meines Geschlechtes . . .
. . derer von Ore . . .
. . . zu meines Geschlechtes, des alten, mächtigen, verbreiteten Geschlechtes derer von Ore Ehre, daß ich nie eine Entehrte . . .
Der König verstand, aber sprach in höchster Entrüstung: Ich ehre blos, auch wenn ich schlage! — und schlug Torbern auf den Mund, und seine Lippen bluteten.
. . . Mitleid aber und Erbarmen habe ich herzliches mit ihr gefühlt! fuhr Torbern unbewegt fort. Mein Geschlecht aber ist das alte stolze Geschlecht derer von Ore! — Mehr weiß ich nicht, und mehr sage ich nicht; denn meine Vermuthungen sind mein — und ich wünsche den Tod bald . . .
Er steht schon hinter der Thür!
. . . damit Viele leben. So schloß Torbern und sprach kein Wort mehr, als höchstens zu allen Androh-
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Zitationshilfe: | Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/108>, abgerufen am 16.06.2024. |