Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.nur auf eigene Hand und Gefahr. Er meinte der Königin aber sogar zu nutzen durch seine heimliche Gunst, die er nicht anders auslassen konnte, und den Umgang des Schloßhauptmanns Torbern mit Düvecke dem Könige bei schicklicher Gelegenheit pflichtschuldigst vorzutragen -- nicht nach. Denn an Beobachten und Ausforschen laut seines Amtes gewöhnt, trug er die Amtsaugen und Amtsohren, sogar die Amtsnase auch in gemeiner Stadt und in Häusern umher, und der Erzbischof Erik von Walkendorp theilte ihm Vorfälle aus Obslo und Vermuthungen aus Bergen mit, die ihm seinen Vorgesetzten, den Schloßhauptmann Torbern, für reif zum Fallen erscheinen ließen. Und Düvecke hatte gelacht . . . und Torbern hatte ihn zu ihr geführt -- um ihn auslachen zu lassen und ausgelacht zu sehen! Außer in der Herzens- oder Lieblingssache glaubte Faaburg dem König auch noch in seiner Haupt- und Sorgensache sehr nützlich zu sein, wenn er Torbern's Bestrafung von einer andern Seite herbeiführte, da die von Ore zu den ausgebreitetsten Familien gehörte, die überall mächtigen Anhang hatte und die geheime Unzufriedenheit im Lande nicht nur theilte, sondern mittheilte. Denn der König hatte nach seines Vaters Tode Alles nach seiner strengen, selbstwilligen Denkungsart verändert, um zu uneingeschränkter Gewalt zu gelangen, die Bezwingung und Vernichtung der Hansestädte ins Werk zu setzen und sich des Reiches Schweden zu bemächtigen, dessen Regierung die Stände desselben seinem Vater oder ihm zu übergeben nur auf eigene Hand und Gefahr. Er meinte der Königin aber sogar zu nutzen durch seine heimliche Gunst, die er nicht anders auslassen konnte, und den Umgang des Schloßhauptmanns Torbern mit Düvecke dem Könige bei schicklicher Gelegenheit pflichtschuldigst vorzutragen — nicht nach. Denn an Beobachten und Ausforschen laut seines Amtes gewöhnt, trug er die Amtsaugen und Amtsohren, sogar die Amtsnase auch in gemeiner Stadt und in Häusern umher, und der Erzbischof Erik von Walkendorp theilte ihm Vorfälle aus Obslo und Vermuthungen aus Bergen mit, die ihm seinen Vorgesetzten, den Schloßhauptmann Torbern, für reif zum Fallen erscheinen ließen. Und Düvecke hatte gelacht . . . und Torbern hatte ihn zu ihr geführt — um ihn auslachen zu lassen und ausgelacht zu sehen! Außer in der Herzens- oder Lieblingssache glaubte Faaburg dem König auch noch in seiner Haupt- und Sorgensache sehr nützlich zu sein, wenn er Torbern's Bestrafung von einer andern Seite herbeiführte, da die von Ore zu den ausgebreitetsten Familien gehörte, die überall mächtigen Anhang hatte und die geheime Unzufriedenheit im Lande nicht nur theilte, sondern mittheilte. Denn der König hatte nach seines Vaters Tode Alles nach seiner strengen, selbstwilligen Denkungsart verändert, um zu uneingeschränkter Gewalt zu gelangen, die Bezwingung und Vernichtung der Hansestädte ins Werk zu setzen und sich des Reiches Schweden zu bemächtigen, dessen Regierung die Stände desselben seinem Vater oder ihm zu übergeben <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <p><pb facs="#f0071"/> nur auf eigene Hand und Gefahr. Er meinte der Königin aber sogar zu nutzen durch seine heimliche Gunst, die er nicht anders auslassen konnte, und den Umgang des Schloßhauptmanns Torbern mit Düvecke dem Könige bei schicklicher Gelegenheit pflichtschuldigst vorzutragen — nicht nach. Denn an Beobachten und Ausforschen laut seines Amtes gewöhnt, trug er die Amtsaugen und Amtsohren, sogar die Amtsnase auch in gemeiner Stadt und in Häusern umher, und der Erzbischof Erik von Walkendorp theilte ihm Vorfälle aus Obslo und Vermuthungen aus Bergen mit, die ihm seinen Vorgesetzten, den Schloßhauptmann Torbern, für reif zum Fallen erscheinen ließen. Und Düvecke hatte gelacht . . . und Torbern hatte ihn zu ihr geführt — um ihn auslachen zu lassen und ausgelacht zu sehen! Außer in der Herzens- oder Lieblingssache glaubte Faaburg dem König auch noch in seiner Haupt- und Sorgensache sehr nützlich zu sein, wenn er Torbern's Bestrafung von einer andern Seite herbeiführte, da die von Ore zu den ausgebreitetsten Familien gehörte, die überall mächtigen Anhang hatte und die geheime Unzufriedenheit im Lande nicht nur theilte, sondern mittheilte. Denn der König hatte nach seines Vaters Tode Alles nach seiner strengen, selbstwilligen Denkungsart verändert, um zu uneingeschränkter Gewalt zu gelangen, die Bezwingung und Vernichtung der Hansestädte ins Werk zu setzen und sich des Reiches Schweden zu bemächtigen, dessen Regierung die Stände desselben seinem Vater oder ihm zu übergeben<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0071]
nur auf eigene Hand und Gefahr. Er meinte der Königin aber sogar zu nutzen durch seine heimliche Gunst, die er nicht anders auslassen konnte, und den Umgang des Schloßhauptmanns Torbern mit Düvecke dem Könige bei schicklicher Gelegenheit pflichtschuldigst vorzutragen — nicht nach. Denn an Beobachten und Ausforschen laut seines Amtes gewöhnt, trug er die Amtsaugen und Amtsohren, sogar die Amtsnase auch in gemeiner Stadt und in Häusern umher, und der Erzbischof Erik von Walkendorp theilte ihm Vorfälle aus Obslo und Vermuthungen aus Bergen mit, die ihm seinen Vorgesetzten, den Schloßhauptmann Torbern, für reif zum Fallen erscheinen ließen. Und Düvecke hatte gelacht . . . und Torbern hatte ihn zu ihr geführt — um ihn auslachen zu lassen und ausgelacht zu sehen! Außer in der Herzens- oder Lieblingssache glaubte Faaburg dem König auch noch in seiner Haupt- und Sorgensache sehr nützlich zu sein, wenn er Torbern's Bestrafung von einer andern Seite herbeiführte, da die von Ore zu den ausgebreitetsten Familien gehörte, die überall mächtigen Anhang hatte und die geheime Unzufriedenheit im Lande nicht nur theilte, sondern mittheilte. Denn der König hatte nach seines Vaters Tode Alles nach seiner strengen, selbstwilligen Denkungsart verändert, um zu uneingeschränkter Gewalt zu gelangen, die Bezwingung und Vernichtung der Hansestädte ins Werk zu setzen und sich des Reiches Schweden zu bemächtigen, dessen Regierung die Stände desselben seinem Vater oder ihm zu übergeben
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Zitationshilfe: | Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/71>, abgerufen am 16.06.2024. |