Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
Der fünfte Kämpe war Hadwart. Er ließ zurück
Den Speer und hofft allein vom scharfen Schwert sein Glück.
Erst sprach er zu dem König: So ich den Sieg gewinne,
Belaß des Feindes Schild mir, nach diesem steht mein Sinne.
Zu Rosse drang er vor, doch seinen Pfad versperrten
Die Leichen der Erschlagenen. Da sprang er zu der Erden.
Deß lobt' Waltari ihn. Doch Hadwart rief und schalt:
Du liegst wie eine Natter im Kreis zusammengeballt
Und denkst, o schlaue Schlange, Pfeil und Geschoß zu meiden --
Deß sollt von meiner Rechten du herbe Schläge leiden.
Den schönbemalten Schild leg' ab itzt unverweilt!
Als Kampfpreis ist er mir vom König zugetheilt,
Er soll nicht Schaden nehmen, gar wohl gefällt er mir.
Und wollt' sich's anders wenden, und unterläg' ich dir:
Dort stehen die Genossen. Du fristest nicht dein Leben,
Und wollt'st du auch als Vogel befiedert uns entschweben.
Furchtlos sprach da Waltari: Den Schild, den laß ich nicht!
Dem bin ich als ein Schuldner zu großem Dank verpflicht't.
Der schirmte mich vor'm Feinde gar oft in heißen Tagen,
Die Wunden die mir galten, ließ er sich willig schlagen;
Du sollt noch heut erkennen, wie nützlich dieser mir,
So ich den Schild nicht hätte, ich stünde nimmer hier.
Der fünfte Kämpe war Hadwart. Er ließ zurück
Den Speer und hofft allein vom ſcharfen Schwert ſein Glück.
Erſt ſprach er zu dem König: So ich den Sieg gewinne,
Belaß des Feindes Schild mir, nach dieſem ſteht mein Sinne.
Zu Roſſe drang er vor, doch ſeinen Pfad verſperrten
Die Leichen der Erſchlagenen. Da ſprang er zu der Erden.
Deß lobt' Waltari ihn. Doch Hadwart rief und ſchalt:
Du liegſt wie eine Natter im Kreis zuſammengeballt
Und denkſt, o ſchlaue Schlange, Pfeil und Geſchoß zu meiden —
Deß ſollt von meiner Rechten du herbe Schläge leiden.
Den ſchönbemalten Schild leg' ab itzt unverweilt!
Als Kampfpreis iſt er mir vom König zugetheilt,
Er ſoll nicht Schaden nehmen, gar wohl gefällt er mir.
Und wollt' ſich's anders wenden, und unterläg' ich dir:
Dort ſtehen die Genoſſen. Du friſteſt nicht dein Leben,
Und wollt'ſt du auch als Vogel befiedert uns entſchweben.
Furchtlos ſprach da Waltari: Den Schild, den laß ich nicht!
Dem bin ich als ein Schuldner zu großem Dank verpflicht't.
Der ſchirmte mich vor'm Feinde gar oft in heißen Tagen,
Die Wunden die mir galten, ließ er ſich willig ſchlagen;
Du ſollt noch heut erkennen, wie nützlich dieſer mir,
So ich den Schild nicht hätte, ich ſtünde nimmer hier.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0397" n="375"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>er fünfte Kämpe war Hadwart. Er ließ zurück</l><lb/>
            <l>Den Speer und hofft allein vom &#x017F;charfen Schwert &#x017F;ein Glück.</l><lb/>
            <l>Er&#x017F;t &#x017F;prach er zu dem König: So ich den Sieg gewinne,</l><lb/>
            <l>Belaß des Feindes Schild mir, nach die&#x017F;em &#x017F;teht mein Sinne.</l><lb/>
            <l>Zu Ro&#x017F;&#x017F;e drang er vor, doch &#x017F;einen Pfad ver&#x017F;perrten</l><lb/>
            <l>Die Leichen der Er&#x017F;chlagenen. Da &#x017F;prang er zu der Erden.</l><lb/>
            <l>Deß lobt' Waltari ihn. Doch Hadwart rief und &#x017F;chalt:</l><lb/>
            <l>Du lieg&#x017F;t wie eine Natter im Kreis zu&#x017F;ammengeballt</l><lb/>
            <l>Und denk&#x017F;t, o &#x017F;chlaue Schlange, Pfeil und Ge&#x017F;choß zu meiden &#x2014;</l><lb/>
            <l>Deß &#x017F;ollt von meiner Rechten du herbe Schläge leiden.</l><lb/>
            <l>Den &#x017F;chönbemalten Schild leg' ab itzt unverweilt!</l><lb/>
            <l>Als Kampfpreis i&#x017F;t er mir vom König zugetheilt,</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;oll nicht Schaden nehmen, gar wohl gefällt er mir.</l><lb/>
            <l>Und wollt' &#x017F;ich's anders wenden, und unterläg' ich dir:</l><lb/>
            <l>Dort &#x017F;tehen die Geno&#x017F;&#x017F;en. Du fri&#x017F;te&#x017F;t nicht dein Leben,</l><lb/>
            <l>Und wollt'&#x017F;t du auch als Vogel befiedert uns ent&#x017F;chweben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Furchtlos &#x017F;prach da Waltari: Den Schild, den laß ich nicht!</l><lb/>
            <l>Dem bin ich als ein Schuldner zu großem Dank verpflicht't.</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;chirmte mich vor'm Feinde gar oft in heißen Tagen,</l><lb/>
            <l>Die Wunden die <hi rendition="#g">mir</hi> galten, ließ <hi rendition="#g">er</hi> &#x017F;ich willig &#x017F;chlagen;</l><lb/>
            <l>Du &#x017F;ollt noch heut erkennen, wie nützlich die&#x017F;er mir,</l><lb/>
            <l>So ich den Schild nicht hätte, ich &#x017F;tünde nimmer hier.</l>
          </lg><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0397] Der fünfte Kämpe war Hadwart. Er ließ zurück Den Speer und hofft allein vom ſcharfen Schwert ſein Glück. Erſt ſprach er zu dem König: So ich den Sieg gewinne, Belaß des Feindes Schild mir, nach dieſem ſteht mein Sinne. Zu Roſſe drang er vor, doch ſeinen Pfad verſperrten Die Leichen der Erſchlagenen. Da ſprang er zu der Erden. Deß lobt' Waltari ihn. Doch Hadwart rief und ſchalt: Du liegſt wie eine Natter im Kreis zuſammengeballt Und denkſt, o ſchlaue Schlange, Pfeil und Geſchoß zu meiden — Deß ſollt von meiner Rechten du herbe Schläge leiden. Den ſchönbemalten Schild leg' ab itzt unverweilt! Als Kampfpreis iſt er mir vom König zugetheilt, Er ſoll nicht Schaden nehmen, gar wohl gefällt er mir. Und wollt' ſich's anders wenden, und unterläg' ich dir: Dort ſtehen die Genoſſen. Du friſteſt nicht dein Leben, Und wollt'ſt du auch als Vogel befiedert uns entſchweben. Furchtlos ſprach da Waltari: Den Schild, den laß ich nicht! Dem bin ich als ein Schuldner zu großem Dank verpflicht't. Der ſchirmte mich vor'm Feinde gar oft in heißen Tagen, Die Wunden die mir galten, ließ er ſich willig ſchlagen; Du ſollt noch heut erkennen, wie nützlich dieſer mir, So ich den Schild nicht hätte, ich ſtünde nimmer hier.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/397
Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/397>, abgerufen am 15.05.2024.