Hauptschlüssel zur Verstand- und Charakter- eröffnung. -- Möchte doch diesem großen Drey in allen Schulen eine besondre Classe gewidmet und diese von allen Kindern be- sucht werden, vor ihrer Aufnahme in die unterste Classe der Gelehrten- und Bürger- schulen. Sollte man aber darauf ausgehen, die pestalozzische Methode in die Wissenschaf- ten einzuschwärzen, so besorg ich sehr, dieser Schleichhandel könne und werde keinen Bil- dungssegen bringen. *)
Den 7ten August 1811.
Den letzten Tag meines 75sten Jahres hab' ich also erlebt, und wie muß ich Gott danken, daß seinen Schluß keiner von den Unfällen betroffen, unter denen die im gro- ßem Brande vom 14ten Junius d. J. Ver- unglückten beynah erliegen, und die vielen Tausenden das Ertragen, der durch man-
*) Wie läßt sich aber das erklären, daß man wäh- rend des Strebens nach Unterrichts- und Erzie- hungs-Verbesserung zur Ausbreitung des Reichs der Wahrheit, so vieles in der Staatsverwaltung treibt, das den Betrug und die Lüge gang und gebe machen und den Charakter des Volks verderben muß? (im Juny 1812.)
Hauptſchluͤſſel zur Verſtand- und Charakter- eroͤffnung. — Moͤchte doch dieſem großen Drey in allen Schulen eine beſondre Claſſe gewidmet und dieſe von allen Kindern be- ſucht werden, vor ihrer Aufnahme in die unterſte Claſſe der Gelehrten- und Buͤrger- ſchulen. Sollte man aber darauf ausgehen, die peſtalozziſche Methode in die Wiſſenſchaf- ten einzuſchwaͤrzen, ſo beſorg ich ſehr, dieſer Schleichhandel koͤnne und werde keinen Bil- dungsſegen bringen. *)
Den 7ten Auguſt 1811.
Den letzten Tag meines 75ſten Jahres hab’ ich alſo erlebt, und wie muß ich Gott danken, daß ſeinen Schluß keiner von den Unfaͤllen betroffen, unter denen die im gro- ßem Brande vom 14ten Junius d. J. Ver- ungluͤckten beynah erliegen, und die vielen Tauſenden das Ertragen, der durch man-
*) Wie laͤßt ſich aber das erklaͤren, daß man waͤh- rend des Strebens nach Unterrichts- und Erzie- hungs-Verbeſſerung zur Ausbreitung des Reichs der Wahrheit, ſo vieles in der Staatsverwaltung treibt, das den Betrug und die Luͤge gang und gebe machen und den Charakter des Volks verderben muß? (im Juny 1812.)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0437"n="420"/>
Hauptſchluͤſſel zur Verſtand- und Charakter-<lb/>
eroͤffnung. — Moͤchte doch dieſem großen<lb/>
Drey in <hirendition="#g">allen</hi> Schulen eine beſondre Claſſe<lb/>
gewidmet und dieſe von <hirendition="#g">allen</hi> Kindern be-<lb/>ſucht werden, vor ihrer Aufnahme in die<lb/>
unterſte Claſſe der Gelehrten- und Buͤrger-<lb/>ſchulen. Sollte man aber darauf ausgehen,<lb/>
die peſtalozziſche Methode in die Wiſſenſchaf-<lb/>
ten einzuſchwaͤrzen, ſo beſorg ich ſehr, dieſer<lb/>
Schleichhandel koͤnne und werde keinen Bil-<lb/>
dungsſegen bringen. <noteplace="foot"n="*)">Wie laͤßt ſich aber das erklaͤren, daß man waͤh-<lb/>
rend des Strebens nach Unterrichts- und Erzie-<lb/>
hungs-Verbeſſerung zur Ausbreitung des Reichs<lb/>
der Wahrheit, ſo vieles in der Staatsverwaltung<lb/>
treibt, das den Betrug und die Luͤge gang und<lb/>
gebe machen und den Charakter des Volks<lb/>
verderben muß? (im Juny 1812.)</note></p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head>Den 7ten Auguſt 1811.</head><lb/><p>Den letzten Tag meines 75ſten Jahres<lb/>
hab’ ich alſo erlebt, und wie muß ich Gott<lb/>
danken, daß ſeinen Schluß keiner von den<lb/>
Unfaͤllen betroffen, unter denen die im gro-<lb/>
ßem Brande vom 14ten Junius d. J. Ver-<lb/>
ungluͤckten beynah erliegen, und die vielen<lb/>
Tauſenden das Ertragen, der durch man-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[420/0437]
Hauptſchluͤſſel zur Verſtand- und Charakter-
eroͤffnung. — Moͤchte doch dieſem großen
Drey in allen Schulen eine beſondre Claſſe
gewidmet und dieſe von allen Kindern be-
ſucht werden, vor ihrer Aufnahme in die
unterſte Claſſe der Gelehrten- und Buͤrger-
ſchulen. Sollte man aber darauf ausgehen,
die peſtalozziſche Methode in die Wiſſenſchaf-
ten einzuſchwaͤrzen, ſo beſorg ich ſehr, dieſer
Schleichhandel koͤnne und werde keinen Bil-
dungsſegen bringen. *)
Den 7ten Auguſt 1811.
Den letzten Tag meines 75ſten Jahres
hab’ ich alſo erlebt, und wie muß ich Gott
danken, daß ſeinen Schluß keiner von den
Unfaͤllen betroffen, unter denen die im gro-
ßem Brande vom 14ten Junius d. J. Ver-
ungluͤckten beynah erliegen, und die vielen
Tauſenden das Ertragen, der durch man-
*) Wie laͤßt ſich aber das erklaͤren, daß man waͤh-
rend des Strebens nach Unterrichts- und Erzie-
hungs-Verbeſſerung zur Ausbreitung des Reichs
der Wahrheit, ſo vieles in der Staatsverwaltung
treibt, das den Betrug und die Luͤge gang und
gebe machen und den Charakter des Volks
verderben muß? (im Juny 1812.)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/437>, abgerufen am 07.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.