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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

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Den hohen Zweck desjenigen, der sich überhaupt
der Wissenschaft weiht, glaube ich im Vorher¬
gehenden durch die Idee der letztern schon hin¬
länglich ausgesprochen zu haben. Desto kürzer
werde ich mich über die allgemeinen Foderun¬
gen, die an den gemacht werden müssen, der
diesen Beruf erwählt, fassen können.

Der Begriff des Studierens schließt an
sich schon und besonders nach den Verhältnissen
der neueren Kultur eine doppelte Seite in sich.
Die erste ist die historische. In Ansehung der¬
selben findet das bloße Lernen statt. Die
unumgängliche Nothwendigkeit der Gefangen¬
nehmung und Ergebung seines Willens unter
den Gehorsam des Lernens in allen Wissenschaf¬
ten folgt schon aus dem früher Bewiesnen.
Was auch bessere Köpfe in Erfüllung dieser Be¬
dingung misleitet, ist eine sehr gewöhnliche
Täuschung.

Den hohen Zweck desjenigen, der ſich uͤberhaupt
der Wiſſenſchaft weiht, glaube ich im Vorher¬
gehenden durch die Idee der letztern ſchon hin¬
laͤnglich ausgeſprochen zu haben. Deſto kuͤrzer
werde ich mich uͤber die allgemeinen Foderun¬
gen, die an den gemacht werden muͤſſen, der
dieſen Beruf erwaͤhlt, faſſen koͤnnen.

Der Begriff des Studierens ſchließt an
ſich ſchon und beſonders nach den Verhaͤltniſſen
der neueren Kultur eine doppelte Seite in ſich.
Die erſte iſt die hiſtoriſche. In Anſehung der¬
ſelben findet das bloße Lernen ſtatt. Die
unumgaͤngliche Nothwendigkeit der Gefangen¬
nehmung und Ergebung ſeines Willens unter
den Gehorſam des Lernens in allen Wiſſenſchaf¬
ten folgt ſchon aus dem fruͤher Bewiesnen.
Was auch beſſere Koͤpfe in Erfuͤllung dieſer Be¬
dingung misleitet, iſt eine ſehr gewoͤhnliche
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[61/0070] Den hohen Zweck desjenigen, der ſich uͤberhaupt der Wiſſenſchaft weiht, glaube ich im Vorher¬ gehenden durch die Idee der letztern ſchon hin¬ laͤnglich ausgeſprochen zu haben. Deſto kuͤrzer werde ich mich uͤber die allgemeinen Foderun¬ gen, die an den gemacht werden muͤſſen, der dieſen Beruf erwaͤhlt, faſſen koͤnnen. Der Begriff des Studierens ſchließt an ſich ſchon und beſonders nach den Verhaͤltniſſen der neueren Kultur eine doppelte Seite in ſich. Die erſte iſt die hiſtoriſche. In Anſehung der¬ ſelben findet das bloße Lernen ſtatt. Die unumgaͤngliche Nothwendigkeit der Gefangen¬ nehmung und Ergebung ſeines Willens unter den Gehorſam des Lernens in allen Wiſſenſchaf¬ ten folgt ſchon aus dem fruͤher Bewiesnen. Was auch beſſere Koͤpfe in Erfuͤllung dieſer Be¬ dingung misleitet, iſt eine ſehr gewoͤhnliche Taͤuſchung.

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/70>, abgerufen am 28.04.2024.