Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

Jugend in allerhand schönen Wissenschaften wohl gegründet, auch nachmals einigen Feld-Zügen gegen die Türcken in Ungarn, sonderlich 1686 bey Einnehmung der Festung Ofen, rühmlichst beygewohnet. Daher er 1688 von dem Kayser Leopold I die Erneuerung und Bestätigung der, bereits 1366 dem Hause Nassau von dem Kayser Carl IV beygelegten, Fürsten-Würde erhalten, und wegen seiner wohlgesitteten Fürstlichen Aufführung bey andern hohen Häusern in Teutschland ein grosses Ansehen erlanget hat. Er hat ebenfalls, gleich seinem Herren Vatter und Groß-Herren Vatter, eine recht sonderbare Hochachtung vor die Religion, öffentlichen Gottes-Dienst, Kirchen und Schulen, und andere dahin einschlagende Anstalten gehabt, und solche auch würckliche Proben an den Tag geleget. Wie er denn nicht nur jederzeit* dem öffentlichen Gottes-Dienst ehrerbietig beygewohnet, sondern auch

* Es kam dieser Herr einsmals von einer gethanenen Reise, welche bey 60 Meilen Weges betragen, in seiner Residentz-Stadt Idstein, mitten in der Nacht, sehr ermüdet an. Als er nun des folgenden Morgens frühe, im Schlaf, zur Kirchen läuten höret, so lässet er, weil es eben Werck-Tag war, nachfragen, was dieses Läuten bedeute? Da man ihm nun hinterbrachte, daß derselbe Tag ein monatlicher Buß- und Bät-Tag wäre, so war er sogleich, aller Müdigkeit ohngeachtet, eilends auf, und erschien, nebst seiner Hof-Dienerschaft in der

Jugend in allerhand schönen Wissenschaften wohl gegründet, auch nachmals einigen Feld-Zügen gegen die Türcken in Ungarn, sonderlich 1686 bey Einnehmung der Festung Ofen, rühmlichst beygewohnet. Daher er 1688 von dem Kayser Leopold I die Erneuerung und Bestätigung der, bereits 1366 dem Hause Nassau von dem Kayser Carl IV beygelegten, Fürsten-Würde erhalten, und wegen seiner wohlgesitteten Fürstlichen Aufführung bey andern hohen Häusern in Teutschland ein grosses Ansehen erlanget hat. Er hat ebenfalls, gleich seinem Herren Vatter und Groß-Herren Vatter, eine recht sonderbare Hochachtung vor die Religion, öffentlichen Gottes-Dienst, Kirchen und Schulen, und andere dahin einschlagende Anstalten gehabt, und solche auch würckliche Proben an den Tag geleget. Wie er denn nicht nur jederzeit* dem öffentlichen Gottes-Dienst ehrerbietig beygewohnet, sondern auch

* Es kam dieser Herr einsmals von einer gethanenen Reise, welche bey 60 Meilen Weges betragen, in seiner Residentz–Stadt Idstein, mitten in der Nacht, sehr ermüdet an. Als er nun des folgenden Morgens frühe, im Schlaf, zur Kirchen läuten höret, so lässet er, weil es eben Werck-Tag war, nachfragen, was dieses Läuten bedeute? Da man ihm nun hinterbrachte, daß derselbe Tag ein monatlicher Buß- und Bät-Tag wäre, so war er sogleich, aller Müdigkeit ohngeachtet, eilends auf, und erschien, nebst seiner Hof-Dienerschaft in der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0232" n="196"/>
Jugend in allerhand schönen Wissenschaften wohl gegründet, auch nachmals einigen Feld-Zügen gegen die Türcken in Ungarn, sonderlich 1686 bey Einnehmung der Festung Ofen, rühmlichst beygewohnet. Daher er 1688 von dem Kayser Leopold I die Erneuerung und Bestätigung der, bereits 1366 dem Hause Nassau von dem Kayser Carl IV beygelegten, Fürsten-Würde erhalten, und wegen seiner wohlgesitteten Fürstlichen Aufführung bey andern hohen Häusern in Teutschland ein grosses Ansehen erlanget hat. Er hat ebenfalls, gleich seinem Herren Vatter und Groß-Herren Vatter, eine recht sonderbare Hochachtung vor die Religion, öffentlichen Gottes-Dienst, Kirchen und Schulen, und andere dahin einschlagende Anstalten gehabt, und solche auch würckliche Proben an den Tag geleget. Wie er denn nicht nur jederzeit<note xml:id="note-0232" next="note-0233" place="foot" n="*">Es kam dieser Herr einsmals von einer gethanenen Reise, welche bey 60 Meilen Weges betragen, in seiner Residentz&#x2013;Stadt Idstein, mitten in der Nacht, sehr ermüdet an. Als er nun des folgenden Morgens frühe, im Schlaf, zur Kirchen läuten höret, so lässet er, weil es eben Werck-Tag war, nachfragen, was dieses Läuten bedeute? Da man ihm nun hinterbrachte, daß derselbe Tag ein monatlicher Buß- und Bät-Tag wäre, so war er sogleich, aller Müdigkeit ohngeachtet, eilends auf, und erschien, nebst seiner Hof-Dienerschaft in der</note> dem öffentlichen Gottes-Dienst ehrerbietig beygewohnet, sondern auch
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0232] Jugend in allerhand schönen Wissenschaften wohl gegründet, auch nachmals einigen Feld-Zügen gegen die Türcken in Ungarn, sonderlich 1686 bey Einnehmung der Festung Ofen, rühmlichst beygewohnet. Daher er 1688 von dem Kayser Leopold I die Erneuerung und Bestätigung der, bereits 1366 dem Hause Nassau von dem Kayser Carl IV beygelegten, Fürsten-Würde erhalten, und wegen seiner wohlgesitteten Fürstlichen Aufführung bey andern hohen Häusern in Teutschland ein grosses Ansehen erlanget hat. Er hat ebenfalls, gleich seinem Herren Vatter und Groß-Herren Vatter, eine recht sonderbare Hochachtung vor die Religion, öffentlichen Gottes-Dienst, Kirchen und Schulen, und andere dahin einschlagende Anstalten gehabt, und solche auch würckliche Proben an den Tag geleget. Wie er denn nicht nur jederzeit * dem öffentlichen Gottes-Dienst ehrerbietig beygewohnet, sondern auch * Es kam dieser Herr einsmals von einer gethanenen Reise, welche bey 60 Meilen Weges betragen, in seiner Residentz–Stadt Idstein, mitten in der Nacht, sehr ermüdet an. Als er nun des folgenden Morgens frühe, im Schlaf, zur Kirchen läuten höret, so lässet er, weil es eben Werck-Tag war, nachfragen, was dieses Läuten bedeute? Da man ihm nun hinterbrachte, daß derselbe Tag ein monatlicher Buß- und Bät-Tag wäre, so war er sogleich, aller Müdigkeit ohngeachtet, eilends auf, und erschien, nebst seiner Hof-Dienerschaft in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-24T12:08:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-24T12:08:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-24T12:08:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Wird ein Wort durch Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf die nächste Seite übernommen.
  • ß, das wegen einer Zeilentrennung zu ss wurde, wurde innerhalb der Zeile wieder zu ß transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/232
Zitationshilfe: Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/232>, abgerufen am 29.04.2024.