Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

und nach in ein grosses Abnehmen gerathen, und hat sich vieler vorher besessener Güter beraubet sehen müssen. Was die eigentliche Ursache dieses Verfalls gewesen sey? das lässet sich zwar so umständlich aus den Closter-Urkunden nicht ausforschen. Wenn man aber in den Kirchen-Geschichten dieses 15 Jahrhundert benachrichtiget wird, daß in demselben fast in den meisten Clöstern ein sehr freyes und ausschweifendes Leben geführet worden, und daher öfters die reicheste Clöster in einen solchen Abgang gekommen, daß sie kaum mehr, etliche wenige Closter-Personen zu ernähren, sich im Stande befunden haben, so wird einem der gemeldte Zustand des Closters Clarenthal so frembde und unfaßlich nicht vorkommen können. Es hat zwar die Landes-Herrschaft unsers Closters, zumalen auch der Convent desselben mehrmals, wegen allerley vorgegangenen Unordnungen, bey derselben klagend eingekommen ist, diesem Uebel bestens zu steuern gesuchet; Es scheinet aber dasselbe so tief eingerissen gewesen zu seyn, daß ihm von der weltlichen Obrigkeit nicht wohl mehr hat abgeholfen werden können. Es hat die gemeldte Abtissin von Honoltstein einsmals fünf Huben Landes (die Hube zu 30 Morgen gerechnet) zu Irlebach (Nieder-Erlenbach) in der Wetterau, und eine halbe Hube zu Helbringen, (Heldenbergen) ebenfalls in der Wetterau gelegen, und alle zusammen dem Closter

und nach in ein grosses Abnehmen gerathen, und hat sich vieler vorher besessener Güter beraubet sehen müssen. Was die eigentliche Ursache dieses Verfalls gewesen sey? das lässet sich zwar so umständlich aus den Closter-Urkunden nicht ausforschen. Wenn man aber in den Kirchen-Geschichten dieses 15 Jahrhundert benachrichtiget wird, daß in demselben fast in den meisten Clöstern ein sehr freyes und ausschweifendes Leben geführet worden, und daher öfters die reicheste Clöster in einen solchen Abgang gekommen, daß sie kaum mehr, etliche wenige Closter-Personen zu ernähren, sich im Stande befunden haben, so wird einem der gemeldte Zustand des Closters Clarenthal so frembde und unfaßlich nicht vorkommen können. Es hat zwar die Landes-Herrschaft unsers Closters, zumalen auch der Convent desselben mehrmals, wegen allerley vorgegangenen Unordnungen, bey derselben klagend eingekommen ist, diesem Uebel bestens zu steuern gesuchet; Es scheinet aber dasselbe so tief eingerissen gewesen zu seyn, daß ihm von der weltlichen Obrigkeit nicht wohl mehr hat abgeholfen werden können. Es hat die gemeldte Abtissin von Honoltstein einsmals fünf Huben Landes (die Hube zu 30 Morgen gerechnet) zu Irlebach (Nieder-Erlenbach) in der Wetterau, und eine halbe Hube zu Helbringen, (Heldenbergen) ebenfalls in der Wetterau gelegen, und alle zusammen dem Closter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0445" n="409"/>
und nach in ein grosses Abnehmen gerathen, und hat sich vieler vorher besessener Güter beraubet sehen müssen. Was die eigentliche Ursache dieses Verfalls gewesen sey? das lässet sich zwar so umständlich aus den Closter-Urkunden nicht ausforschen. Wenn man aber in den Kirchen-Geschichten dieses 15 Jahrhundert benachrichtiget wird, daß in demselben fast in den meisten Clöstern ein sehr freyes und ausschweifendes Leben geführet worden, und daher öfters die reicheste Clöster in einen solchen Abgang gekommen, daß sie kaum mehr, etliche wenige Closter-Personen zu ernähren, sich im Stande befunden haben, so wird einem der gemeldte Zustand des Closters Clarenthal so frembde und unfaßlich nicht vorkommen können. Es hat zwar die Landes-Herrschaft unsers Closters, zumalen auch der Convent desselben mehrmals, wegen allerley vorgegangenen Unordnungen, bey derselben klagend eingekommen ist, diesem Uebel bestens zu steuern gesuchet; Es scheinet aber dasselbe so tief eingerissen gewesen zu seyn, daß ihm von der weltlichen Obrigkeit nicht wohl mehr hat abgeholfen werden können. Es hat die gemeldte Abtissin von Honoltstein einsmals fünf Huben Landes (die Hube zu 30 Morgen gerechnet) zu Irlebach (Nieder-Erlenbach) in der Wetterau, und eine halbe Hube zu Helbringen, (Heldenbergen) ebenfalls in der Wetterau gelegen, und alle zusammen dem Closter
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409/0445] und nach in ein grosses Abnehmen gerathen, und hat sich vieler vorher besessener Güter beraubet sehen müssen. Was die eigentliche Ursache dieses Verfalls gewesen sey? das lässet sich zwar so umständlich aus den Closter-Urkunden nicht ausforschen. Wenn man aber in den Kirchen-Geschichten dieses 15 Jahrhundert benachrichtiget wird, daß in demselben fast in den meisten Clöstern ein sehr freyes und ausschweifendes Leben geführet worden, und daher öfters die reicheste Clöster in einen solchen Abgang gekommen, daß sie kaum mehr, etliche wenige Closter-Personen zu ernähren, sich im Stande befunden haben, so wird einem der gemeldte Zustand des Closters Clarenthal so frembde und unfaßlich nicht vorkommen können. Es hat zwar die Landes-Herrschaft unsers Closters, zumalen auch der Convent desselben mehrmals, wegen allerley vorgegangenen Unordnungen, bey derselben klagend eingekommen ist, diesem Uebel bestens zu steuern gesuchet; Es scheinet aber dasselbe so tief eingerissen gewesen zu seyn, daß ihm von der weltlichen Obrigkeit nicht wohl mehr hat abgeholfen werden können. Es hat die gemeldte Abtissin von Honoltstein einsmals fünf Huben Landes (die Hube zu 30 Morgen gerechnet) zu Irlebach (Nieder-Erlenbach) in der Wetterau, und eine halbe Hube zu Helbringen, (Heldenbergen) ebenfalls in der Wetterau gelegen, und alle zusammen dem Closter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-24T12:08:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-24T12:08:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-24T12:08:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Wird ein Wort durch Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf die nächste Seite übernommen.
  • ß, das wegen einer Zeilentrennung zu ss wurde, wurde innerhalb der Zeile wieder zu ß transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/445
Zitationshilfe: Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/445>, abgerufen am 16.05.2024.