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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Eilftes Buch.
595"Es wünschet Glück dazu, und glaubet vorzusehen,
"Daß, was es hofft und gönnt, unfehlbar soll geschehen.
"Seynd dieß nicht Wirckungen der unverfälschten Treu?
"So weiß ich nicht, warum es zu verachten sey.
"Man dencke, was man will; ich lobe dieses Schreyen;
600"GOtt laß es diesem Haus, dem Ruff nach, angedeihen!
Hierauf erwies der Saal nicht viel Aufmercksamkeit,
Man redte dort und da nur von der Seltenheit:
Jezt aber gab man acht, vielleicht den Schluß zu hören,
Weil sich die Königinn zu solchem schien zu kehren.
605
"Gemahl", so sprache sie, verlasse du dich nur
"Auf dieses Kreuzes Schuz, den unser Haus erfuhr!
"Jhr aber, Tugenden! und niemand ausgenommen,
"Macht, daß der Adler nicht umsonst zurück gekommen!
"Begleitet den Gemahl mit der gewohnten Pflicht
610"Und scheuet unsers Feinds zahlreiche Waffen nicht.
"Jndessen laß' ich GOtt und jenen Priester walten:
"Die seynds, die meinen Thron beschüzt, und aufrecht halten.
So machte sie den Schluß; zugleich erwies der Saal
Daß sie, zu was er schon bereitet war, befahl.
615Der Fürst der Ehgemahl bezeigte sich indessen,
Als hätt er ihren Wunsch und den Entschluß ermessen.
Drauf sprach er: "Königinn! verordne! du bist Frau;
"Das Kreuz und dein Befehl ist das, worauf ich bau.
"Es
T t 3
Eilftes Buch.
595„Es wuͤnſchet Gluͤck dazu, und glaubet vorzuſehen,
„Daß, was es hofft und goͤnnt, unfehlbar ſoll geſchehen.
„Seynd dieß nicht Wirckungen der unverfaͤlſchten Treu?
„So weiß ich nicht, warum es zu verachten ſey.
„Man dencke, was man will; ich lobe dieſes Schreyen;
600„GOtt laß es dieſem Haus, dem Ruff nach, angedeihen!
Hierauf erwies der Saal nicht viel Aufmerckſamkeit,
Man redte dort und da nur von der Seltenheit:
Jezt aber gab man acht, vielleicht den Schluß zu hoͤren,
Weil ſich die Koͤniginn zu ſolchem ſchien zu kehren.
605
„Gemahl„, ſo ſprache ſie, verlaſſe du dich nur
„Auf dieſes Kreuzes Schuz, den unſer Haus erfuhr!
„Jhr aber, Tugenden! und niemand ausgenommen,
„Macht, daß der Adler nicht umſonſt zuruͤck gekommen!
„Begleitet den Gemahl mit der gewohnten Pflicht
610„Und ſcheuet unſers Feinds zahlreiche Waffen nicht.
„Jndeſſen laß’ ich GOtt und jenen Prieſter walten:
„Die ſeynds, die meinen Thron beſchuͤzt, und aufrecht halten.
So machte ſie den Schluß; zugleich erwies der Saal
Daß ſie, zu was er ſchon bereitet war, befahl.
615Der Fuͤrſt der Ehgemahl bezeigte ſich indeſſen,
Als haͤtt er ihren Wunſch und den Entſchluß ermeſſen.
Drauf ſprach er: „Koͤniginn! verordne! du biſt Frau;
„Das Kreuz und dein Befehl iſt das, worauf ich bau.
„Es
T t 3
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[0143] Eilftes Buch. „Es wuͤnſchet Gluͤck dazu, und glaubet vorzuſehen, „Daß, was es hofft und goͤnnt, unfehlbar ſoll geſchehen. „Seynd dieß nicht Wirckungen der unverfaͤlſchten Treu? „So weiß ich nicht, warum es zu verachten ſey. „Man dencke, was man will; ich lobe dieſes Schreyen; „GOtt laß es dieſem Haus, dem Ruff nach, angedeihen! Hierauf erwies der Saal nicht viel Aufmerckſamkeit, Man redte dort und da nur von der Seltenheit: Jezt aber gab man acht, vielleicht den Schluß zu hoͤren, Weil ſich die Koͤniginn zu ſolchem ſchien zu kehren. „Gemahl„, ſo ſprache ſie, verlaſſe du dich nur „Auf dieſes Kreuzes Schuz, den unſer Haus erfuhr! „Jhr aber, Tugenden! und niemand ausgenommen, „Macht, daß der Adler nicht umſonſt zuruͤck gekommen! „Begleitet den Gemahl mit der gewohnten Pflicht „Und ſcheuet unſers Feinds zahlreiche Waffen nicht. „Jndeſſen laß’ ich GOtt und jenen Prieſter walten: „Die ſeynds, die meinen Thron beſchuͤzt, und aufrecht halten. So machte ſie den Schluß; zugleich erwies der Saal Daß ſie, zu was er ſchon bereitet war, befahl. Der Fuͤrſt der Ehgemahl bezeigte ſich indeſſen, Als haͤtt er ihren Wunſch und den Entſchluß ermeſſen. Drauf ſprach er: „Koͤniginn! verordne! du biſt Frau; „Das Kreuz und dein Befehl iſt das, worauf ich bau. „Es T t 3

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/143>, abgerufen am 27.04.2024.