Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Dom Karlos.
Marquis.
Auch ist
kein Augenblick mehr zu verlieren. Herzog
von Alba, sagt man, ist im Kabinet
bereits zum Gouverneur ernannt.
Karlos.
Ernannt!
Doch noch nicht abgegangen? -- Morgen also
verlang' ich Audienz bei meinem Vater.
Ich fodre dieses Amt für mich. Es ist
die erste Bitte, die ich an ihn wage.
Er kann mir sie nicht weigern. Lange schon
sieht er mich ungern in Madrid. Welch ein
willkomm'ner Vorwand mich entfernt zu halten!
Und -- soll ich Dir's gestehen, Rodrigo? --
ich hoffe mehr -- Vielleicht gelingt es mir,
von Angesicht zu Angesicht mit ihm
in seiner Gunst mich wieder herzustellen,
Er hat noch nie die Stimme der Natur
gehört -- Laß mich versuchen, Rodrigo,
was sie auf meinen Lippen wird vermögen!
Marquis.
Jetzt endlich hör' ich meinen Karlos wieder!
Jetzt sind Sie wieder ganz Sie selbst.
Dom Karlos.
Marquis.
Auch iſt
kein Augenblick mehr zu verlieren. Herzog
von Alba, ſagt man, iſt im Kabinet
bereits zum Gouverneur ernannt.
Karlos.
Ernannt!
Doch noch nicht abgegangen? — Morgen alſo
verlang’ ich Audienz bei meinem Vater.
Ich fodre dieſes Amt für mich. Es iſt
die erſte Bitte, die ich an ihn wage.
Er kann mir ſie nicht weigern. Lange ſchon
ſieht er mich ungern in Madrid. Welch ein
willkomm’ner Vorwand mich entfernt zu halten!
Und — ſoll ich Dir’s geſtehen, Rodrigo? —
ich hoffe mehr — Vielleicht gelingt es mir,
von Angeſicht zu Angeſicht mit ihm
in ſeiner Gunſt mich wieder herzuſtellen,
Er hat noch nie die Stimme der Natur
gehört — Laß mich verſuchen, Rodrigo,
was ſie auf meinen Lippen wird vermögen!
Marquis.
Jetzt endlich hör’ ich meinen Karlos wieder!
Jetzt ſind Sie wieder ganz Sie ſelbſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0082" n="72"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Dom Karlos.</hi> </fw><lb/>
            <sp who="#MAR">
              <speaker> <hi rendition="#g">Marquis.</hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Auch i&#x017F;t</hi><lb/>
kein Augenblick mehr zu verlieren. Herzog<lb/>
von Alba, &#x017F;agt man, i&#x017F;t im Kabinet<lb/>
bereits zum Gouverneur ernannt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KAR">
              <speaker> <hi rendition="#g">Karlos.</hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Ernannt!</hi><lb/>
Doch noch nicht abgegangen? &#x2014; Morgen al&#x017F;o<lb/>
verlang&#x2019; ich Audienz bei meinem Vater.<lb/>
Ich fodre die&#x017F;es Amt für mich. Es i&#x017F;t<lb/>
die er&#x017F;te Bitte, die ich an ihn wage.<lb/>
Er kann mir &#x017F;ie nicht weigern. Lange &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;ieht er mich ungern in Madrid. Welch ein<lb/>
willkomm&#x2019;ner Vorwand mich <choice><sic>eutfernt</sic><corr>entfernt</corr></choice> zu halten!<lb/>
Und &#x2014; &#x017F;oll ich Dir&#x2019;s ge&#x017F;tehen, Rodrigo? &#x2014;<lb/>
ich hoffe mehr &#x2014; Vielleicht gelingt es mir,<lb/>
von Ange&#x017F;icht zu Ange&#x017F;icht mit ihm<lb/>
in &#x017F;einer Gun&#x017F;t mich wieder herzu&#x017F;tellen,<lb/>
Er hat noch nie die Stimme der Natur<lb/>
gehört &#x2014; Laß mich ver&#x017F;uchen, Rodrigo,<lb/>
was &#x017F;ie auf meinen Lippen wird vermögen!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAR">
              <speaker> <hi rendition="#g">Marquis.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Jetzt endlich hör&#x2019; ich meinen Karlos wieder!<lb/>
Jetzt &#x017F;ind Sie wieder ganz Sie &#x017F;elb&#x017F;t.</p>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0082] Dom Karlos. Marquis. Auch iſt kein Augenblick mehr zu verlieren. Herzog von Alba, ſagt man, iſt im Kabinet bereits zum Gouverneur ernannt. Karlos. Ernannt! Doch noch nicht abgegangen? — Morgen alſo verlang’ ich Audienz bei meinem Vater. Ich fodre dieſes Amt für mich. Es iſt die erſte Bitte, die ich an ihn wage. Er kann mir ſie nicht weigern. Lange ſchon ſieht er mich ungern in Madrid. Welch ein willkomm’ner Vorwand mich entfernt zu halten! Und — ſoll ich Dir’s geſtehen, Rodrigo? — ich hoffe mehr — Vielleicht gelingt es mir, von Angeſicht zu Angeſicht mit ihm in ſeiner Gunſt mich wieder herzuſtellen, Er hat noch nie die Stimme der Natur gehört — Laß mich verſuchen, Rodrigo, was ſie auf meinen Lippen wird vermögen! Marquis. Jetzt endlich hör’ ich meinen Karlos wieder! Jetzt ſind Sie wieder ganz Sie ſelbſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/82
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/82>, abgerufen am 18.04.2024.