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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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heimniß zu bewahren wissen, seine Verbindung
mit dem Kardinal A***i ist weltbekannt, er liebt
das Spiel, u. s. f. Biondello stutzt -- Man scherzt
mit ihm, daß er den Geheimnißvollen mache, man
wisse doch, daß er der Geschäftsträger des Prinzen
von *** sey. Die beyden Advokaten nehmen ihn
in die Mitte; die Flasche leert sich fleißig -- man
nöthigt ihn zu trinken, er entschuldigt sich, weil er
keinen Wein vertrage, trinkt aber doch, um sich
zum Schein zu betrinken.

"Ja, sagte endlich der eine Advokat, Bion¬
dello versteht sein Handwerk, aber ausgelernt hat
er noch nicht. Er ist nur ein Halber."

Was fehlt mir noch? fragte Biondello.

"Er versteht die Kunst, sagte der andere, ein
Geheimniß bey sich zu behalten, aber die andere
noch nicht es mit Vortheil wieder los zu werden."

Sollte sich ein Käufer dazu finden? fragte
Biondello.

Die übrigen Gäste zogen sich hier aus dem
Zimmer, er blieb Tete a Tete mit seinen beyden
Leuten, die nun mit der Sprache heraus gingen.
Daß ich es kurz mache, er sollte ihnen über den
Umgang des Prinzen mit dem Kardinal und seinem
Neffen Aufschlüsse verschaffen, ihnen die Quelle
angeben, woraus der Prinz Geld schöpfe, und
ihnen die Briefe, die an den Grafen von O***
geschrieben würden, in die Hände spielen. Bion¬
dello beschied sie auf ein andermal, aber wer sie

ange¬

heimniß zu bewahren wiſſen, ſeine Verbindung
mit dem Kardinal A***i iſt weltbekannt, er liebt
das Spiel, u. ſ. f. Biondello ſtutzt — Man ſcherzt
mit ihm, daß er den Geheimnißvollen mache, man
wiſſe doch, daß er der Geſchäftsträger des Prinzen
von *** ſey. Die beyden Advokaten nehmen ihn
in die Mitte; die Flaſche leert ſich fleißig — man
nöthigt ihn zu trinken, er entſchuldigt ſich, weil er
keinen Wein vertrage, trinkt aber doch, um ſich
zum Schein zu betrinken.

„Ja, ſagte endlich der eine Advokat, Bion¬
dello verſteht ſein Handwerk, aber ausgelernt hat
er noch nicht. Er iſt nur ein Halber.“

Was fehlt mir noch? fragte Biondello.

„Er verſteht die Kunſt, ſagte der andere, ein
Geheimniß bey ſich zu behalten, aber die andere
noch nicht es mit Vortheil wieder los zu werden.“

Sollte ſich ein Käufer dazu finden? fragte
Biondello.

Die übrigen Gäſte zogen ſich hier aus dem
Zimmer, er blieb Tete a Tete mit ſeinen beyden
Leuten, die nun mit der Sprache heraus gingen.
Daß ich es kurz mache, er ſollte ihnen über den
Umgang des Prinzen mit dem Kardinal und ſeinem
Neffen Aufſchlüſſe verſchaffen, ihnen die Quelle
angeben, woraus der Prinz Geld ſchöpfe, und
ihnen die Briefe, die an den Grafen von O***
geſchrieben würden, in die Hände ſpielen. Bion¬
dello beſchied ſie auf ein andermal, aber wer ſie

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[190/0198] heimniß zu bewahren wiſſen, ſeine Verbindung mit dem Kardinal A***i iſt weltbekannt, er liebt das Spiel, u. ſ. f. Biondello ſtutzt — Man ſcherzt mit ihm, daß er den Geheimnißvollen mache, man wiſſe doch, daß er der Geſchäftsträger des Prinzen von *** ſey. Die beyden Advokaten nehmen ihn in die Mitte; die Flaſche leert ſich fleißig — man nöthigt ihn zu trinken, er entſchuldigt ſich, weil er keinen Wein vertrage, trinkt aber doch, um ſich zum Schein zu betrinken. „Ja, ſagte endlich der eine Advokat, Bion¬ dello verſteht ſein Handwerk, aber ausgelernt hat er noch nicht. Er iſt nur ein Halber.“ Was fehlt mir noch? fragte Biondello. „Er verſteht die Kunſt, ſagte der andere, ein Geheimniß bey ſich zu behalten, aber die andere noch nicht es mit Vortheil wieder los zu werden.“ Sollte ſich ein Käufer dazu finden? fragte Biondello. Die übrigen Gäſte zogen ſich hier aus dem Zimmer, er blieb Tete a Tete mit ſeinen beyden Leuten, die nun mit der Sprache heraus gingen. Daß ich es kurz mache, er ſollte ihnen über den Umgang des Prinzen mit dem Kardinal und ſeinem Neffen Aufſchlüſſe verſchaffen, ihnen die Quelle angeben, woraus der Prinz Geld ſchöpfe, und ihnen die Briefe, die an den Grafen von O*** geſchrieben würden, in die Hände ſpielen. Bion¬ dello beſchied ſie auf ein andermal, aber wer ſie ange¬

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/198>, abgerufen am 28.04.2024.