Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Walther Tell
Mich binden!
Nein, ich will nicht gebunden seyn. Ich will
Still halten, wie ein Lamm und auch nicht athmen.
Wenn ihr mich bindet, nein, so kann ichs nicht,
So werd' ich toben gegen meine Bande.

Rudolph der Harras
Die Augen nur laß dir verbinden, Knabe.
Walther Tell
Warum die Augen? Denket ihr, ich fürchte
Den Pfeil von Vaters Hand? Ich will ihn fest
Erwarten, und nicht zucken mit den Wimpern.
-- Frisch Vater, zeigs, daß du ein Schütze bist,
Er glaubt dirs nicht, er denkt uns zu verderben --
Dem Wüthrich zum Verdruße, schieß und triff.

(er geht an die Linde, man legt ihm den Apfel auf)
Melchthal (zu den Landleuten)
Was? Soll der Frevel sich vor unsern Augen
Vollenden? Wozu haben wir geschworen?

Stauffacher
Es ist umsonst. Wir haben keine Waffen,
Ihr seht den Wald von Lanzen um uns her.

Walther Tell
Mich binden!
Nein, ich will nicht gebunden ſeyn. Ich will
Still halten, wie ein Lamm und auch nicht athmen.
Wenn ihr mich bindet, nein, ſo kann ichs nicht,
So werd’ ich toben gegen meine Bande.

Rudolph der Harras
Die Augen nur laß dir verbinden, Knabe.
Walther Tell
Warum die Augen? Denket ihr, ich fuͤrchte
Den Pfeil von Vaters Hand? Ich will ihn feſt
Erwarten, und nicht zucken mit den Wimpern.
— Friſch Vater, zeigs, daß du ein Schuͤtze biſt,
Er glaubt dirs nicht, er denkt uns zu verderben —
Dem Wuͤthrich zum Verdruße, ſchieß und triff.

(er geht an die Linde, man legt ihm den Apfel auf)
Melchthal (zu den Landleuten)
Was? Soll der Frevel ſich vor unſern Augen
Vollenden? Wozu haben wir geſchworen?

Stauffacher
Es iſt umſonſt. Wir haben keine Waffen,
Ihr ſeht den Wald von Lanzen um uns her.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0154" n="140"/>
          <sp who="#WAL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Walther Tell</hi> </speaker><lb/>
            <p>Mich binden!<lb/>
Nein, ich will nicht gebunden &#x017F;eyn. Ich will<lb/>
Still halten, wie ein Lamm und auch nicht athmen.<lb/>
Wenn ihr mich bindet, nein, &#x017F;o kann ichs nicht,<lb/>
So werd&#x2019; ich toben gegen meine Bande.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#RUDHARRA">
            <speaker> <hi rendition="#g">Rudolph der Harras</hi> </speaker><lb/>
            <p>Die Augen nur laß dir verbinden, Knabe.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WAL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Walther Tell</hi> </speaker><lb/>
            <p>Warum die Augen? Denket ihr, ich fu&#x0364;rchte<lb/>
Den Pfeil von Vaters Hand? Ich will ihn fe&#x017F;t<lb/>
Erwarten, und nicht zucken mit den Wimpern.<lb/>
&#x2014; Fri&#x017F;ch Vater, zeigs, daß du ein Schu&#x0364;tze bi&#x017F;t,<lb/>
Er glaubt dirs nicht, er denkt uns zu verderben &#x2014;<lb/>
Dem Wu&#x0364;thrich zum Verdruße, &#x017F;chieß und triff.</p><lb/>
            <stage>(er geht an die Linde, man legt ihm den Apfel auf)</stage><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MEL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Melchthal</hi> </speaker>
            <stage>(zu den Landleuten)</stage><lb/>
            <p>Was? Soll der Frevel &#x017F;ich vor un&#x017F;ern Augen<lb/>
Vollenden? Wozu haben wir ge&#x017F;chworen?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#STA">
            <speaker> <hi rendition="#g">Stauffacher</hi> </speaker><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t um&#x017F;on&#x017F;t. Wir haben keine Waffen,<lb/>
Ihr &#x017F;eht den Wald von Lanzen um uns her.</p><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0154] Walther Tell Mich binden! Nein, ich will nicht gebunden ſeyn. Ich will Still halten, wie ein Lamm und auch nicht athmen. Wenn ihr mich bindet, nein, ſo kann ichs nicht, So werd’ ich toben gegen meine Bande. Rudolph der Harras Die Augen nur laß dir verbinden, Knabe. Walther Tell Warum die Augen? Denket ihr, ich fuͤrchte Den Pfeil von Vaters Hand? Ich will ihn feſt Erwarten, und nicht zucken mit den Wimpern. — Friſch Vater, zeigs, daß du ein Schuͤtze biſt, Er glaubt dirs nicht, er denkt uns zu verderben — Dem Wuͤthrich zum Verdruße, ſchieß und triff. (er geht an die Linde, man legt ihm den Apfel auf) Melchthal (zu den Landleuten) Was? Soll der Frevel ſich vor unſern Augen Vollenden? Wozu haben wir geſchworen? Stauffacher Es iſt umſonſt. Wir haben keine Waffen, Ihr ſeht den Wald von Lanzen um uns her.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/154
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/154>, abgerufen am 29.04.2024.