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Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

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Rosen-Gepüsche.
Auf dieser gantzen Erden
Hat jedes seine Pflicht/
Warum es muste werden.
Du aber/ Schöne/ nicht.
Zum Lieben bistu Göttin/ außerkiest/
Noch dennoch bleibstu allzeit wie du bist.
Könt ich in dir erwürgen
Die grosse Tyranney/
So wolt ich mich ver bürgen/
Mich bald zu machen frey.
Dann würd ich allzeit/ sonder Angst und Pein/
Ju deinem Hertzen/ O Melinde/ seyn.
Jch muß mich selbst verfluchen/
Daß meine Redligkeit
Dich ie hat wollen suchen
Bey solcher trüben Zeit.
Nun aber kan ich nicht zurücke ziehn/
Du bist der Strick/ der lest mich nicht entfliehn.
Kom Todt/ ich wil dir geben
Ein feistes Opffer hin.
Hier ist mein kranckes Leben/
Hier ist mein krancker Sinn.
Jhr müden Geister scheidet von mir ab/
Jch eile fort von euch ins finstre Grab.
Bedencke dich/ Melinde/
Ob ich auch schuldig sey
üm dich mich so geschwinde
Der Gruft zu setzen bey.
Bedencke dich/ mein Schatz/ ob diese Noth
Nicht sey mein Ruhm und dein gewisser Todt.
Doch
B jv
Roſen-Gepuͤſche.
Auf dieſer gantzen Erden
Hat jedes ſeine Pflicht/
Warum es muſte werden.
Du aber/ Schoͤne/ nicht.
Zum Lieben biſtu Goͤttin/ außerkieſt/
Noch dennoch bleibſtu allzeit wie du biſt.
Koͤnt ich in dir erwuͤrgen
Die groſſe Tyranney/
So wolt ich mich ver buͤrgen/
Mich bald zu machen frey.
Dann wuͤrd ich allzeit/ ſonder Angſt und Pein/
Ju deinem Hertzen/ O Melinde/ ſeyn.
Jch muß mich ſelbſt verfluchen/
Daß meine Redligkeit
Dich ie hat wollen ſuchen
Bey ſolcher truͤben Zeit.
Nun aber kan ich nicht zuruͤcke ziehn/
Du biſt der Strick/ der leſt mich nicht entfliehn.
Kom Todt/ ich wil dir geben
Ein feiſtes Opffer hin.
Hier iſt mein kranckes Leben/
Hier iſt mein krancker Sinn.
Jhr muͤden Geiſter ſcheidet von mir ab/
Jch eile fort von euch ins finſtre Grab.
Bedencke dich/ Melinde/
Ob ich auch ſchuldig ſey
uͤm dich mich ſo geſchwinde
Der Gruft zu ſetzen bey.
Bedencke dich/ mein Schatz/ ob dieſe Noth
Nicht ſey mein Ruhm und dein gewiſſer Todt.
Doch
B jv
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[23/0051] Roſen-Gepuͤſche. Auf dieſer gantzen Erden Hat jedes ſeine Pflicht/ Warum es muſte werden. Du aber/ Schoͤne/ nicht. Zum Lieben biſtu Goͤttin/ außerkieſt/ Noch dennoch bleibſtu allzeit wie du biſt. Koͤnt ich in dir erwuͤrgen Die groſſe Tyranney/ So wolt ich mich ver buͤrgen/ Mich bald zu machen frey. Dann wuͤrd ich allzeit/ ſonder Angſt und Pein/ Ju deinem Hertzen/ O Melinde/ ſeyn. Jch muß mich ſelbſt verfluchen/ Daß meine Redligkeit Dich ie hat wollen ſuchen Bey ſolcher truͤben Zeit. Nun aber kan ich nicht zuruͤcke ziehn/ Du biſt der Strick/ der leſt mich nicht entfliehn. Kom Todt/ ich wil dir geben Ein feiſtes Opffer hin. Hier iſt mein kranckes Leben/ Hier iſt mein krancker Sinn. Jhr muͤden Geiſter ſcheidet von mir ab/ Jch eile fort von euch ins finſtre Grab. Bedencke dich/ Melinde/ Ob ich auch ſchuldig ſey uͤm dich mich ſo geſchwinde Der Gruft zu ſetzen bey. Bedencke dich/ mein Schatz/ ob dieſe Noth Nicht ſey mein Ruhm und dein gewiſſer Todt. Doch B jv

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/51>, abgerufen am 28.04.2024.