Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Der sechsarmige Kriegsgott Karttikeyo oder
Skondoh, ist in der indischen Fabel der Sohn
und stete Begleiter des Sivo. Vielleicht wurden
aber nicht bloß Helden, sondern auch große Er-
finder vergöttert. Daß die ersten Schritte in
der Entdeckung der Naturgeheimnisse und Wis-
senschaft, dem Stolze des menschlichen Geistes
nicht wenig geschmeichelt haben, läßt sich leicht
denken, da sie selbst für den Geschichtsforscher
fast an das Wunderbare grenzen. Mit den Ge-
stirnen und andern Naturwesen, die ihr Gegen-
stand waren, ward also leicht Verstand und Wis-
senschaft zugleich vergöttert; und hierauf könnte
man die so weitverbreitete Idee des Hermes
oder Thaut beziehen, vielleicht auch wohl den
ältern
indischen Buddha. Ein andrer auch
erfinderischer Gott, Ganeschoh, ist unzertrenn-
licher Gefährte des Sivo. Zum Schluß bemerke
ich noch, daß die Denkmale zu Illaure auf der
Insel Elephante und andre, das hohe Alter auch
dieses Theils der indischen Lehre und Sage un-
widersprechlich darthun und bestätigen; so wie
auch der ursprüngliche Sinn der bildenden Kunst
der Indier, Aegypter, und selbst der Griechen

Der ſechsarmige Kriegsgott Karttikeyo oder
Skondoh, iſt in der indiſchen Fabel der Sohn
und ſtete Begleiter des Sivo. Vielleicht wurden
aber nicht bloß Helden, ſondern auch große Er-
finder vergoͤttert. Daß die erſten Schritte in
der Entdeckung der Naturgeheimniſſe und Wiſ-
ſenſchaft, dem Stolze des menſchlichen Geiſtes
nicht wenig geſchmeichelt haben, laͤßt ſich leicht
denken, da ſie ſelbſt fuͤr den Geſchichtsforſcher
faſt an das Wunderbare grenzen. Mit den Ge-
ſtirnen und andern Naturweſen, die ihr Gegen-
ſtand waren, ward alſo leicht Verſtand und Wiſ-
ſenſchaft zugleich vergoͤttert; und hierauf koͤnnte
man die ſo weitverbreitete Idee des Hermes
oder Thaut beziehen, vielleicht auch wohl den
aͤltern
indiſchen Buddha. Ein andrer auch
erfinderiſcher Gott, Ganeſchoh, iſt unzertrenn-
licher Gefaͤhrte des Sivo. Zum Schluß bemerke
ich noch, daß die Denkmale zu Illaure auf der
Inſel Elephante und andre, das hohe Alter auch
dieſes Theils der indiſchen Lehre und Sage un-
widerſprechlich darthun und beſtaͤtigen; ſo wie
auch der urſpruͤngliche Sinn der bildenden Kunſt
der Indier, Aegypter, und ſelbſt der Griechen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0142" n="123"/>
Der &#x017F;echsarmige Kriegsgott <hi rendition="#g">Karttikeyo</hi> oder<lb/><hi rendition="#g">Skondoh</hi>, i&#x017F;t in der indi&#x017F;chen Fabel der Sohn<lb/>
und &#x017F;tete Begleiter des Sivo. Vielleicht wurden<lb/>
aber nicht bloß Helden, &#x017F;ondern auch große Er-<lb/>
finder vergo&#x0364;ttert. Daß die er&#x017F;ten Schritte in<lb/>
der Entdeckung der Naturgeheimni&#x017F;&#x017F;e und Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaft, dem Stolze des men&#x017F;chlichen Gei&#x017F;tes<lb/>
nicht wenig ge&#x017F;chmeichelt haben, la&#x0364;ßt &#x017F;ich leicht<lb/>
denken, da &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r den Ge&#x017F;chichtsfor&#x017F;cher<lb/>
fa&#x017F;t an das Wunderbare grenzen. Mit den Ge-<lb/>
&#x017F;tirnen und andern Naturwe&#x017F;en, die ihr Gegen-<lb/>
&#x017F;tand waren, ward al&#x017F;o leicht Ver&#x017F;tand und Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaft zugleich vergo&#x0364;ttert; und hierauf ko&#x0364;nnte<lb/>
man die &#x017F;o weitverbreitete Idee des Hermes<lb/>
oder Thaut beziehen, vielleicht auch wohl <hi rendition="#g">den<lb/>
a&#x0364;ltern</hi> indi&#x017F;chen <hi rendition="#g">Buddha</hi>. Ein andrer auch<lb/>
erfinderi&#x017F;cher Gott, <hi rendition="#g">Gane&#x017F;choh</hi>, i&#x017F;t unzertrenn-<lb/>
licher Gefa&#x0364;hrte des Sivo. Zum Schluß bemerke<lb/>
ich noch, daß die Denkmale zu Illaure auf der<lb/>
In&#x017F;el Elephante und andre, das hohe Alter auch<lb/>
die&#x017F;es Theils der indi&#x017F;chen Lehre und Sage un-<lb/>
wider&#x017F;prechlich darthun und be&#x017F;ta&#x0364;tigen; &#x017F;o wie<lb/>
auch der ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche Sinn der bildenden Kun&#x017F;t<lb/>
der Indier, Aegypter, und &#x017F;elb&#x017F;t der Griechen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0142] Der ſechsarmige Kriegsgott Karttikeyo oder Skondoh, iſt in der indiſchen Fabel der Sohn und ſtete Begleiter des Sivo. Vielleicht wurden aber nicht bloß Helden, ſondern auch große Er- finder vergoͤttert. Daß die erſten Schritte in der Entdeckung der Naturgeheimniſſe und Wiſ- ſenſchaft, dem Stolze des menſchlichen Geiſtes nicht wenig geſchmeichelt haben, laͤßt ſich leicht denken, da ſie ſelbſt fuͤr den Geſchichtsforſcher faſt an das Wunderbare grenzen. Mit den Ge- ſtirnen und andern Naturweſen, die ihr Gegen- ſtand waren, ward alſo leicht Verſtand und Wiſ- ſenſchaft zugleich vergoͤttert; und hierauf koͤnnte man die ſo weitverbreitete Idee des Hermes oder Thaut beziehen, vielleicht auch wohl den aͤltern indiſchen Buddha. Ein andrer auch erfinderiſcher Gott, Ganeſchoh, iſt unzertrenn- licher Gefaͤhrte des Sivo. Zum Schluß bemerke ich noch, daß die Denkmale zu Illaure auf der Inſel Elephante und andre, das hohe Alter auch dieſes Theils der indiſchen Lehre und Sage un- widerſprechlich darthun und beſtaͤtigen; ſo wie auch der urſpruͤngliche Sinn der bildenden Kunſt der Indier, Aegypter, und ſelbſt der Griechen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/142
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/142>, abgerufen am 29.04.2024.