Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Persischen zeigt deutlich, wo sich dieser Zweig
von dem Stamme absonderte; und die beträcht-
liche Anzahl von Wurzeln, welche die deutsche
Sprache mit der türkischen gemein hat, kann
selbst den Weg der Einwanderung mit bezeichnen
helfen, der sich, wie noch durch manche andre
Gründe fast zur historischen Gewißheit wird, längst
dem Gihon und an der Nordseite des caspischen
Meeres und des Kaukasus immer weiter nach
Nordwesten zog. Kaum wird man übrigens eine
der Lage und der Beschaffenheit nach auch noch so
entfernte Sprache nennen können, in der sich
nicht einige deutsche Wurzeln fänden: wie Jare,
das Jahr -- im Zend und Mantchou; Laygan,
span. poner, legen in der Tagalasprache auf
den philippinischen Inseln; rangio, übelriechend,
im Japanischen -- ranzig, auch einige wenige in
der peruanischen Sprache. Dieses ist aus dem
Durchzuge und Aufenthalte der germanischen
Stämme in denjenigen Strichen Nord- und West-
Asiens zu erklären, die von jeher der Sammel-
platz der Völker, und die Bühne ihrer Wande-
rungen waren.

Wir beschränken uns in diesem Buche allein

Perſiſchen zeigt deutlich, wo ſich dieſer Zweig
von dem Stamme abſonderte; und die betraͤcht-
liche Anzahl von Wurzeln, welche die deutſche
Sprache mit der tuͤrkiſchen gemein hat, kann
ſelbſt den Weg der Einwanderung mit bezeichnen
helfen, der ſich, wie noch durch manche andre
Gruͤnde faſt zur hiſtoriſchen Gewißheit wird, laͤngſt
dem Gihon und an der Nordſeite des caspiſchen
Meeres und des Kaukaſus immer weiter nach
Nordweſten zog. Kaum wird man uͤbrigens eine
der Lage und der Beſchaffenheit nach auch noch ſo
entfernte Sprache nennen koͤnnen, in der ſich
nicht einige deutſche Wurzeln faͤnden: wie Jarē,
das Jahr — im Zend und Mantchou; Laygan,
ſpan. poner, legen in der Tagalaſprache auf
den philippiniſchen Inſeln; rangio, uͤbelriechend,
im Japaniſchen — ranzig, auch einige wenige in
der peruaniſchen Sprache. Dieſes iſt aus dem
Durchzuge und Aufenthalte der germaniſchen
Staͤmme in denjenigen Strichen Nord- und Weſt-
Aſiens zu erklaͤren, die von jeher der Sammel-
platz der Voͤlker, und die Buͤhne ihrer Wande-
rungen waren.

Wir beſchraͤnken uns in dieſem Buche allein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0094" n="75"/>
Per&#x017F;i&#x017F;chen zeigt deutlich, wo &#x017F;ich die&#x017F;er Zweig<lb/>
von dem Stamme ab&#x017F;onderte; und die betra&#x0364;cht-<lb/>
liche Anzahl von Wurzeln, welche die deut&#x017F;che<lb/>
Sprache mit der tu&#x0364;rki&#x017F;chen gemein hat, kann<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t den Weg der Einwanderung mit bezeichnen<lb/>
helfen, der &#x017F;ich, wie noch durch manche andre<lb/>
Gru&#x0364;nde fa&#x017F;t zur hi&#x017F;tori&#x017F;chen Gewißheit wird, la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
dem Gihon und an der Nord&#x017F;eite des caspi&#x017F;chen<lb/>
Meeres und des Kauka&#x017F;us immer weiter nach<lb/>
Nordwe&#x017F;ten zog. Kaum wird man u&#x0364;brigens eine<lb/>
der Lage und der Be&#x017F;chaffenheit nach auch noch &#x017F;o<lb/>
entfernte Sprache nennen ko&#x0364;nnen, in der &#x017F;ich<lb/>
nicht einige deut&#x017F;che Wurzeln fa&#x0364;nden: wie <hi rendition="#g">Jar&#x0113;</hi>,<lb/>
das Jahr &#x2014; im Zend und Mantchou; <hi rendition="#g">Laygan</hi>,<lb/>
&#x017F;pan. <hi rendition="#aq">poner,</hi> <hi rendition="#g">legen</hi> in der Tagala&#x017F;prache auf<lb/>
den philippini&#x017F;chen In&#x017F;eln; <hi rendition="#g">rangio</hi>, u&#x0364;belriechend,<lb/>
im Japani&#x017F;chen &#x2014; <hi rendition="#g">ranzig</hi>, auch einige wenige in<lb/>
der peruani&#x017F;chen Sprache. Die&#x017F;es i&#x017F;t aus dem<lb/>
Durchzuge und Aufenthalte der germani&#x017F;chen<lb/>
Sta&#x0364;mme in denjenigen Strichen Nord- und We&#x017F;t-<lb/>
A&#x017F;iens zu erkla&#x0364;ren, die von jeher der Sammel-<lb/>
platz der Vo&#x0364;lker, und die Bu&#x0364;hne ihrer Wande-<lb/>
rungen waren.</p><lb/>
          <p>Wir be&#x017F;chra&#x0364;nken uns in die&#x017F;em Buche allein<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0094] Perſiſchen zeigt deutlich, wo ſich dieſer Zweig von dem Stamme abſonderte; und die betraͤcht- liche Anzahl von Wurzeln, welche die deutſche Sprache mit der tuͤrkiſchen gemein hat, kann ſelbſt den Weg der Einwanderung mit bezeichnen helfen, der ſich, wie noch durch manche andre Gruͤnde faſt zur hiſtoriſchen Gewißheit wird, laͤngſt dem Gihon und an der Nordſeite des caspiſchen Meeres und des Kaukaſus immer weiter nach Nordweſten zog. Kaum wird man uͤbrigens eine der Lage und der Beſchaffenheit nach auch noch ſo entfernte Sprache nennen koͤnnen, in der ſich nicht einige deutſche Wurzeln faͤnden: wie Jarē, das Jahr — im Zend und Mantchou; Laygan, ſpan. poner, legen in der Tagalaſprache auf den philippiniſchen Inſeln; rangio, uͤbelriechend, im Japaniſchen — ranzig, auch einige wenige in der peruaniſchen Sprache. Dieſes iſt aus dem Durchzuge und Aufenthalte der germaniſchen Staͤmme in denjenigen Strichen Nord- und Weſt- Aſiens zu erklaͤren, die von jeher der Sammel- platz der Voͤlker, und die Buͤhne ihrer Wande- rungen waren. Wir beſchraͤnken uns in dieſem Buche allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/94
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/94>, abgerufen am 29.04.2024.