nachher suchte ihn der Knabe mit Thränen und Klagen und ließ nicht ab, bis er mit ihm ging. Er fand sie fast entkleidet in dem schon dun- keln Cabinet, er sank in die gelieb- ten Arme, mit denen sie ihn so hef- tig an sich riß wie sonst, aber sie sanken sogleich an ihm nieder. Er hörte einen tiefen stöhnenden Seuf- zer, es war der letzte; und da er sich ansah, war er mit Blut bedeckt. Voll Entsetzen sprang er auf und wollte fliehen. Er verweilte nur, um eine große Locke zu ergreifen, die neben dem gefärbten Messer auf dem Boden lag. Sie hatte dieselbe in einem Anfalle von begeisterter Verzweiflung kurz zuvor, ehe sie sich die vielen Wunden gab, von denen
nachher ſuchte ihn der Knabe mit Thränen und Klagen und ließ nicht ab, bis er mit ihm ging. Er fand ſie faſt entkleidet in dem ſchon dun- keln Cabinet, er ſank in die gelieb- ten Arme, mit denen ſie ihn ſo hef- tig an ſich riß wie ſonſt, aber ſie ſanken ſogleich an ihm nieder. Er hörte einen tiefen ſtöhnenden Seuf- zer, es war der letzte; und da er ſich anſah, war er mit Blut bedeckt. Voll Entſetzen ſprang er auf und wollte fliehen. Er verweilte nur, um eine große Locke zu ergreifen, die neben dem gefärbten Meſſer auf dem Boden lag. Sie hatte dieſelbe in einem Anfalle von begeiſterter Verzweiflung kurz zuvor, ehe ſie ſich die vielen Wunden gab, von denen
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nachher ſuchte ihn der Knabe mit
Thränen und Klagen und ließ nicht
ab, bis er mit ihm ging. Er fand
ſie faſt entkleidet in dem ſchon dun-
keln Cabinet, er ſank in die gelieb-
ten Arme, mit denen ſie ihn ſo hef-
tig an ſich riß wie ſonſt, aber ſie
ſanken ſogleich an ihm nieder. Er
hörte einen tiefen ſtöhnenden Seuf-
zer, es war der letzte; und da er
ſich anſah, war er mit Blut bedeckt.
Voll Entſetzen ſprang er auf und
wollte fliehen. Er verweilte nur,
um eine große Locke zu ergreifen,
die neben dem gefärbten Meſſer auf
dem Boden lag. Sie hatte dieſelbe
in einem Anfalle von begeiſterter
Verzweiflung kurz zuvor, ehe ſie ſich
die vielen Wunden gab, von denen
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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/159>, abgerufen am 21.05.2024.
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