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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Participium auf -ma. Altbulg., Lit.
§. 220N. F. XVI, pg. 304--308), praesensstamm und wurzel da (da-
mus
u. s. f.; den bedeutungsübergang entwickelt Ritschl a.
a. o. Solte auch etwa die wurz. da abscindere, oder dha po-
nere, facere, und nicht da dare zu grunde ligen, so hat diß auf
die von Ritschl gegebene erklärung der form durchauß kei-
nen einfluß, dise ist auf alle fälle richtig).

Der nomin. plur. masc. dises suffixes, also -mini auß älte-
rem *-menei, *-menei-s (s. unten die lere von der declination) hat
sich erhalten als umschreibung der 2. pers. plur. des medio-
passivs mit weg gelaßenem hilfsverbum; das i für e (vgl. das
griech. -meno) ist wol durch das folgende ni bedingt (§. 52),
und es steht sich hier griech. e, lat. i entsprechend gegenüber,
wie oft, z. b. in formen wie homin-is und poimen-os. Demnach
entspricht ein latein. feri-mini genau dem griech. phero-menoi,
grundf. des stammes bhara-mana, praesensstamm feri, urspr.
bhara, wurz. fer, urspr. bhar. Diß -mini tritt nun an die tem-
pus- und modusstämme, auch an die jüngsten neubildungen,
einfach an, z. b. praes. ind. ama-mini, mone-mini, audei-mini;
opt. u. conj. fera-mini, monea-mini, ame-mini u. s. f.; ama-ba-
mini
, ama-re-mini, ama-bi-mini u. s. f.

Im keltischen scheint eine entsprechende participialbil-
dung zu felen.

Altbulgarisch. Nicht -ma-na, sondern -ma, altbulg. -mu
(nom. sg. msc. -mu, neutr. -mo, fem. -ma) bildet hier das part.
praes. pass., indem es an den praesensstamm an tritt, z. b.
bero-mu, grundf. bhara-ma, praesensstamm bere, bero, grundf.
u. urspr. bhara, wurz. ber, urspr. bhar (ferre); die praesens-
stämme auf den wurzelaußlaut nemen jedoch nach der analogie
der häufigeren praesensbildung ebenfals diß o an, z. b. dado-
mu
, praesensstamm dad, wurz. da (dare); pise-mu, praesens-
stamm pise, d. i. pisjo, wurz. pis (scribere); delaje-mu, prae-
sensstamm delaje, verbalstamm dela (facere); chvali-mu, prae-
sensstamm u. verbalstamm chvali (laudare) u. s. f.

Litauisch. Auch hier erscheint, wie im slawischen, nur
-ma (nom. sg. msc. -ma-s, fem. -ma) in der function eines part.

Participium auf -ma. Altbulg., Lit.
§. 220N. F. XVI, pg. 304—308), praesensstamm und wurzel da (da-
mus
u. s. f.; den bedeutungsübergang entwickelt Ritschl a.
a. o. Solte auch etwa die wurz. da abscindere, oder dha po-
nere, facere, und nicht da dare zu grunde ligen, so hat diß auf
die von Ritschl gegebene erklärung der form durchauß kei-
nen einfluß, dise ist auf alle fälle richtig).

Der nomin. plur. masc. dises suffixes, also -mini auß älte-
rem *-menei, *-menei-s (s. unten die lere von der declination) hat
sich erhalten als umschreibung der 2. pers. plur. des medio-
passivs mit weg gelaßenem hilfsverbum; das i für e (vgl. das
griech. -μενο) ist wol durch das folgende ni bedingt (§. 52),
und es steht sich hier griech. ε, lat. i entsprechend gegenüber,
wie oft, z. b. in formen wie homin-is und ποιμέν-ος. Demnach
entspricht ein latein. feri-mini genau dem griech. φερό-μενοι,
grundf. des stammes bhara-mana, praesensstamm feri, urspr.
bhara, wurz. fer, urspr. bhar. Diß -mini tritt nun an die tem-
pus- und modusstämme, auch an die jüngsten neubildungen,
einfach an, z. b. praes. ind. amâ-mini, monê-mini, audî-mini;
opt. u. conj. ferâ-mini, moneâ-mini, amê-mini u. s. f.; ama-bâ-
mini
, ama-rê-mini, ama-bi-mini u. s. f.

Im keltischen scheint eine entsprechende participialbil-
dung zu felen.

Altbulgarisch. Nicht -ma-na, sondern -ma, altbulg. -mŭ
(nom. sg. msc. -mŭ, neutr. -mo, fem. -ma) bildet hier das part.
praes. pass., indem es an den praesensstamm an tritt, z. b.
bero-mŭ, grundf. bhara-ma, praesensstamm bere, bero, grundf.
u. urspr. bhara, wurz. ber, urspr. bhar (ferre); die praesens-
stämme auf den wurzelaußlaut nemen jedoch nach der analogie
der häufigeren praesensbildung ebenfals diß o an, z. b. dado-
, praesensstamm dad, wurz. da (dare); piše-mŭ, praesens-
stamm piše, d. i. pisjo, wurz. pĭs (scribere); dělaje-mŭ, prae-
sensstamm dělaje, verbalstamm děla (facere); chvali-mŭ, prae-
sensstamm u. verbalstamm chvali (laudare) u. s. f.

Litauisch. Auch hier erscheint, wie im slawischen, nur
-ma (nom. sg. msc. -ma-s, fem. -ma) in der function eines part.

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[336/0062] Participium auf -ma. Altbulg., Lit. N. F. XVI, pg. 304—308), praesensstamm und wurzel da (da- mus u. s. f.; den bedeutungsübergang entwickelt Ritschl a. a. o. Solte auch etwa die wurz. da abscindere, oder dha po- nere, facere, und nicht da dare zu grunde ligen, so hat diß auf die von Ritschl gegebene erklärung der form durchauß kei- nen einfluß, dise ist auf alle fälle richtig). §. 220 Der nomin. plur. masc. dises suffixes, also -mini auß älte- rem *-menei, *-menei-s (s. unten die lere von der declination) hat sich erhalten als umschreibung der 2. pers. plur. des medio- passivs mit weg gelaßenem hilfsverbum; das i für e (vgl. das griech. -μενο) ist wol durch das folgende ni bedingt (§. 52), und es steht sich hier griech. ε, lat. i entsprechend gegenüber, wie oft, z. b. in formen wie homin-is und ποιμέν-ος. Demnach entspricht ein latein. feri-mini genau dem griech. φερό-μενοι, grundf. des stammes bhara-mana, praesensstamm feri, urspr. bhara, wurz. fer, urspr. bhar. Diß -mini tritt nun an die tem- pus- und modusstämme, auch an die jüngsten neubildungen, einfach an, z. b. praes. ind. amâ-mini, monê-mini, audî-mini; opt. u. conj. ferâ-mini, moneâ-mini, amê-mini u. s. f.; ama-bâ- mini, ama-rê-mini, ama-bi-mini u. s. f. Im keltischen scheint eine entsprechende participialbil- dung zu felen. Altbulgarisch. Nicht -ma-na, sondern -ma, altbulg. -mŭ (nom. sg. msc. -mŭ, neutr. -mo, fem. -ma) bildet hier das part. praes. pass., indem es an den praesensstamm an tritt, z. b. bero-mŭ, grundf. bhara-ma, praesensstamm bere, bero, grundf. u. urspr. bhara, wurz. ber, urspr. bhar (ferre); die praesens- stämme auf den wurzelaußlaut nemen jedoch nach der analogie der häufigeren praesensbildung ebenfals diß o an, z. b. dado- mŭ, praesensstamm dad, wurz. da (dare); piše-mŭ, praesens- stamm piše, d. i. pisjo, wurz. pĭs (scribere); dělaje-mŭ, prae- sensstamm dělaje, verbalstamm děla (facere); chvali-mŭ, prae- sensstamm u. verbalstamm chvali (laudare) u. s. f. Litauisch. Auch hier erscheint, wie im slawischen, nur -ma (nom. sg. msc. -ma-s, fem. -ma) in der function eines part.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/62>, abgerufen am 28.04.2024.