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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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münzen.
ritzt, dass man eine Lupe zur Hülfe nehmen muss, um
sich zu überzeugen, dass er auch wirklich vorhanden
ist; mehrmals sind mir auch solche Stücke mit einem
mit schwarzer Farbe darauf gemalten Eulenkopf vorge-
kommen. Seitdem ich zu der Einsicht gekommen bin,
dass diese Idole die trojanische Schutzgöttin darstellen,
habe ich sie sorgfältig gesammelt, 1871 und 1872
müssen wir aber sieben Achtel aller marmornen Idole
verloren gegangen sein, da ich damals noch keine Idee
von ihrer Bedeutung hatte.

Bei Abgrabung der Stelle, wo mein hölzernes Haus
gestanden hat, wurden in 1/4 bis 1/2 Meter Tiefe achtzehn
kupferne und zwei silberne Medaillen gefunden; die
eine der letztern ist von Marcus Aurelius, die andere
ist ein tetradrakhmon und stammt von der Insel Tenedos;
auf der Vorderseite derselben sieht man rechts den
Kopf des Jupiter, links den der Juno, beide haben
einen gemeinschaftlichen Hals, wie die Köpfe des
Janus. Der Kopf des Jupiter ist mit Lorberzweigen
bekränzt, derjenige der Juno hat einen Kranz oder eine
Krone. Auf der Rückseite zeigt die Münze am Rande
herum einen Lorberkranz und in der Mitte ein grosses
Doppelbeil, über welchem man das Wort TIeNIeDION
sieht; unten rechts vom Stiele des Doppelbeils sieht
man einen geflügelten Eros, welcher einen schwer zu
erkennenden Gegenstand emporhält, links eine Wein-
traube und ein Monogramm, welches einem A ähnlich
sieht.

Von den kupfernen Münzen sind fünf von Alexandria
Troas, zwei von Ophrynium, eine von Tenedos, zwei
von Abydos, eine von Dardania; zwei haben auf einer

münzen.
ritzt, dass man eine Lupe zur Hülfe nehmen muss, um
sich zu überzeugen, dass er auch wirklich vorhanden
ist; mehrmals sind mir auch solche Stücke mit einem
mit schwarzer Farbe darauf gemalten Eulenkopf vorge-
kommen. Seitdem ich zu der Einsicht gekommen bin,
dass diese Idole die trojanische Schutzgöttin darstellen,
habe ich sie sorgfältig gesammelt, 1871 und 1872
müssen wir aber sieben Achtel aller marmornen Idole
verloren gegangen sein, da ich damals noch keine Idee
von ihrer Bedeutung hatte.

Bei Abgrabung der Stelle, wo mein hölzernes Haus
gestanden hat, wurden in ¼ bis ½ Meter Tiefe achtzehn
kupferne und zwei silberne Medaillen gefunden; die
eine der letztern ist von Marcus Aurelius, die andere
ist ein τετράδραχμον und stammt von der Insel Tenedos;
auf der Vorderseite derselben sieht man rechts den
Kopf des Jupiter, links den der Juno, beide haben
einen gemeinschaftlichen Hals, wie die Köpfe des
Janus. Der Kopf des Jupiter ist mit Lorberzweigen
bekränzt, derjenige der Juno hat einen Kranz oder eine
Krone. Auf der Rückseite zeigt die Münze am Rande
herum einen Lorberkranz und in der Mitte ein grosses
Doppelbeil, über welchem man das Wort ΤЕΝЕΔІΩΝ
sieht; unten rechts vom Stiele des Doppelbeils sieht
man einen geflügelten Eros, welcher einen schwer zu
erkennenden Gegenstand emporhält, links eine Wein-
traube und ein Monogramm, welches einem A ähnlich
sieht.

Von den kupfernen Münzen sind fünf von Alexandria
Troas, zwei von Ophrynium, eine von Tenedos, zwei
von Abydos, eine von Dardania; zwei haben auf einer

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[314/0380] münzen. ritzt, dass man eine Lupe zur Hülfe nehmen muss, um sich zu überzeugen, dass er auch wirklich vorhanden ist; mehrmals sind mir auch solche Stücke mit einem mit schwarzer Farbe darauf gemalten Eulenkopf vorge- kommen. Seitdem ich zu der Einsicht gekommen bin, dass diese Idole die trojanische Schutzgöttin darstellen, habe ich sie sorgfältig gesammelt, 1871 und 1872 müssen wir aber sieben Achtel aller marmornen Idole verloren gegangen sein, da ich damals noch keine Idee von ihrer Bedeutung hatte. Bei Abgrabung der Stelle, wo mein hölzernes Haus gestanden hat, wurden in ¼ bis ½ Meter Tiefe achtzehn kupferne und zwei silberne Medaillen gefunden; die eine der letztern ist von Marcus Aurelius, die andere ist ein τετράδραχμον und stammt von der Insel Tenedos; auf der Vorderseite derselben sieht man rechts den Kopf des Jupiter, links den der Juno, beide haben einen gemeinschaftlichen Hals, wie die Köpfe des Janus. Der Kopf des Jupiter ist mit Lorberzweigen bekränzt, derjenige der Juno hat einen Kranz oder eine Krone. Auf der Rückseite zeigt die Münze am Rande herum einen Lorberkranz und in der Mitte ein grosses Doppelbeil, über welchem man das Wort ΤЕΝЕΔІΩΝ sieht; unten rechts vom Stiele des Doppelbeils sieht man einen geflügelten Eros, welcher einen schwer zu erkennenden Gegenstand emporhält, links eine Wein- traube und ein Monogramm, welches einem A ähnlich sieht. Von den kupfernen Münzen sind fünf von Alexandria Troas, zwei von Ophrynium, eine von Tenedos, zwei von Abydos, eine von Dardania; zwei haben auf einer

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/380>, abgerufen am 27.05.2024.