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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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die steinernen werkzeuge.
III.

Meine letzten Mittheilungen waren vom 26. v. M.,
und ich habe seitdem, durchschnittlich mit 80 Arbeitern,
eifrig fortgearbeitet. Leider aber gingen mir drei Tage
verloren, denn am Sonntag, an dem die Griechen nicht
arbeiten, konnte ich keine türkischen Arbeiter bekommen,
weil die Türken jetzt ihre Saaten bestellen, und zwei
Tage wurde ich durch starkes Regenwetter abgehalten.

Zu meinem allergrössten Erstaunen kam ich Montag,
30. v. M., plötzlich in eine Schicht Schutt, in der ich
eine ungeheure Menge Werkzeuge von sehr hartem
schwarzen Stein (Diorit), aber ganz primitiver Form,
fand. Am folgenden Tage dagegen wurde nicht ein ein-
ziges steinernes Instrument gefunden, anstatt dessen ein
kleines Stück gedrehten Silberdrahts und viel zerbro-
chenes Töpfergeschirr zierlicher Arbeit, unter anderm
das Bruchstück eines Bechers mit einem Eulenkopf. Ich
dachte daher schon, ich sei wieder in die Trümmer-
schicht eines civilisirten Volks gekommen und die stei-
nernen Werkzeuge des vorigen Tags rührten von der
Invasion eines Barbarenvolks her, dessen Herrschaft nur
von kurzer Dauer gewesen. Ich hatte mich aber geirrt,

die steinernen werkzeuge.
III.

Meine letzten Mittheilungen waren vom 26. v. M.,
und ich habe seitdem, durchschnittlich mit 80 Arbeitern,
eifrig fortgearbeitet. Leider aber gingen mir drei Tage
verloren, denn am Sonntag, an dem die Griechen nicht
arbeiten, konnte ich keine türkischen Arbeiter bekommen,
weil die Türken jetzt ihre Saaten bestellen, und zwei
Tage wurde ich durch starkes Regenwetter abgehalten.

Zu meinem allergrössten Erstaunen kam ich Montag,
30. v. M., plötzlich in eine Schicht Schutt, in der ich
eine ungeheure Menge Werkzeuge von sehr hartem
schwarzen Stein (Diorit), aber ganz primitiver Form,
fand. Am folgenden Tage dagegen wurde nicht ein ein-
ziges steinernes Instrument gefunden, anstatt dessen ein
kleines Stück gedrehten Silberdrahts und viel zerbro-
chenes Töpfergeschirr zierlicher Arbeit, unter anderm
das Bruchstück eines Bechers mit einem Eulenkopf. Ich
dachte daher schon, ich sei wieder in die Trümmer-
schicht eines civilisirten Volks gekommen und die stei-
nernen Werkzeuge des vorigen Tags rührten von der
Invasion eines Barbarenvolks her, dessen Herrschaft nur
von kurzer Dauer gewesen. Ich hatte mich aber geirrt,

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[21/0087] die steinernen werkzeuge. III. Auf dem Berge Hissarlik, 3. November 1871. Meine letzten Mittheilungen waren vom 26. v. M., und ich habe seitdem, durchschnittlich mit 80 Arbeitern, eifrig fortgearbeitet. Leider aber gingen mir drei Tage verloren, denn am Sonntag, an dem die Griechen nicht arbeiten, konnte ich keine türkischen Arbeiter bekommen, weil die Türken jetzt ihre Saaten bestellen, und zwei Tage wurde ich durch starkes Regenwetter abgehalten. Zu meinem allergrössten Erstaunen kam ich Montag, 30. v. M., plötzlich in eine Schicht Schutt, in der ich eine ungeheure Menge Werkzeuge von sehr hartem schwarzen Stein (Diorit), aber ganz primitiver Form, fand. Am folgenden Tage dagegen wurde nicht ein ein- ziges steinernes Instrument gefunden, anstatt dessen ein kleines Stück gedrehten Silberdrahts und viel zerbro- chenes Töpfergeschirr zierlicher Arbeit, unter anderm das Bruchstück eines Bechers mit einem Eulenkopf. Ich dachte daher schon, ich sei wieder in die Trümmer- schicht eines civilisirten Volks gekommen und die stei- nernen Werkzeuge des vorigen Tags rührten von der Invasion eines Barbarenvolks her, dessen Herrschaft nur von kurzer Dauer gewesen. Ich hatte mich aber geirrt,

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/87>, abgerufen am 29.03.2024.