Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

jeden Ort ein oder mehrere Baumgärtner gebildet wer-
den, durch welche dann dieser wichtige Zweig der land-
wirthschaftlichen Jndustrie weiter verbreitet würde. --
Schon die katholische Schul-Ordnung verordnet daher,
daß mit jeder gut eingerichteten Arbeitsschule auch eine
Baum-Schule verbunden, und hiezu, wo es nur
immer möglich sey, ein schicklicher Platz von der Ge-
meinde angewiesen werden soll, und wirklich sind auch
in mehreren Orten des Königreichs öffentliche Baum-
schulen angelegt, worin die männliche Jugend zum
Einlegen der Kerne, zum Pelzen, Oculiren, und Co-
puliren der wilden sowohl als der aus Kernen gezoge-
nen Stämmchen, zum Schneiden und Ausputzen der-
selben, überhaupt zur Pflanzung, Veredlung, und son-
stigen Behandlung der Obstbäume unter Aufsicht der
Lehrer und zum Theil auch der Väter angeleitet wird;
die herangewachsenen Stämmchen werden dann in die
Gärten und Felder der Eltern versetzt.

§. 35.

Die katholische Schul-Ordnung empfielt auch den
Unterricht im Waschen und Kochen, und wirklich
werden an einigen Orten die Kinder zum Waschen und
zum Kochen, wenigstens der Rumfordischen Suppe,
angeleitet, oder wird wenigstens den älteren Mädchen,
ehe sie in Dienste treten, Gelegenheit verschafft, das
Waschen und Bügeln zu erlernen, und einige Kennt-
nisse von den Geschäften in der Küche zu erhalten. --
Auch werden die Kinder abwechslungsweise zum Rei-
nigen
der Lehrzimmer, der Küche, der Treppen, und
Hausgänge gebraucht, -- und eben so könnten sie viel-
leicht zum Theil zum Aufmachen, Herbeyfüh-
ren, Sägen, Spalten, Aufsetzen, und Her-

jeden Ort ein oder mehrere Baumgaͤrtner gebildet wer-
den, durch welche dann dieſer wichtige Zweig der land-
wirthſchaftlichen Jnduſtrie weiter verbreitet wuͤrde. —
Schon die katholiſche Schul-Ordnung verordnet daher,
daß mit jeder gut eingerichteten Arbeitsſchule auch eine
Baum-Schule verbunden, und hiezu, wo es nur
immer moͤglich ſey, ein ſchicklicher Platz von der Ge-
meinde angewieſen werden ſoll, und wirklich ſind auch
in mehreren Orten des Koͤnigreichs oͤffentliche Baum-
ſchulen angelegt, worin die maͤnnliche Jugend zum
Einlegen der Kerne, zum Pelzen, Oculiren, und Co-
puliren der wilden ſowohl als der aus Kernen gezoge-
nen Staͤmmchen, zum Schneiden und Ausputzen der-
ſelben, uͤberhaupt zur Pflanzung, Veredlung, und ſon-
ſtigen Behandlung der Obſtbaͤume unter Aufſicht der
Lehrer und zum Theil auch der Vaͤter angeleitet wird;
die herangewachſenen Staͤmmchen werden dann in die
Gaͤrten und Felder der Eltern verſetzt.

§. 35.

Die katholiſche Schul-Ordnung empfielt auch den
Unterricht im Waſchen und Kochen, und wirklich
werden an einigen Orten die Kinder zum Waſchen und
zum Kochen, wenigſtens der Rumfordiſchen Suppe,
angeleitet, oder wird wenigſtens den aͤlteren Maͤdchen,
ehe ſie in Dienſte treten, Gelegenheit verſchafft, das
Waſchen und Buͤgeln zu erlernen, und einige Kennt-
niſſe von den Geſchaͤften in der Kuͤche zu erhalten. —
Auch werden die Kinder abwechslungsweiſe zum Rei-
nigen
der Lehrzimmer, der Kuͤche, der Treppen, und
Hausgaͤnge gebraucht, — und eben ſo koͤnnten ſie viel-
leicht zum Theil zum Aufmachen, Herbeyfuͤh-
ren, Saͤgen, Spalten, Aufſetzen, und Her-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0049" n="39"/>
jeden Ort ein oder mehrere Baumga&#x0364;rtner gebildet wer-<lb/>
den, durch welche dann die&#x017F;er wichtige Zweig der land-<lb/>
wirth&#x017F;chaftlichen Jndu&#x017F;trie weiter verbreitet wu&#x0364;rde. &#x2014;<lb/>
Schon die katholi&#x017F;che Schul-Ordnung verordnet daher,<lb/>
daß mit jeder gut eingerichteten Arbeits&#x017F;chule auch eine<lb/><hi rendition="#g">Baum-Schule</hi> verbunden, und hiezu, wo es nur<lb/>
immer mo&#x0364;glich &#x017F;ey, ein &#x017F;chicklicher Platz von der Ge-<lb/>
meinde angewie&#x017F;en werden &#x017F;oll, und wirklich &#x017F;ind auch<lb/>
in mehreren Orten des Ko&#x0364;nigreichs o&#x0364;ffentliche Baum-<lb/>
&#x017F;chulen angelegt, worin die ma&#x0364;nnliche Jugend zum<lb/>
Einlegen der Kerne, zum Pelzen, Oculiren, und Co-<lb/>
puliren der wilden &#x017F;owohl als der aus Kernen gezoge-<lb/>
nen Sta&#x0364;mmchen, zum Schneiden und Ausputzen der-<lb/>
&#x017F;elben, u&#x0364;berhaupt zur Pflanzung, Veredlung, und &#x017F;on-<lb/>
&#x017F;tigen Behandlung der Ob&#x017F;tba&#x0364;ume unter Auf&#x017F;icht der<lb/>
Lehrer und zum Theil auch der Va&#x0364;ter angeleitet wird;<lb/>
die herangewach&#x017F;enen Sta&#x0364;mmchen werden dann in die<lb/>
Ga&#x0364;rten und Felder der Eltern ver&#x017F;etzt.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 35.</head><lb/>
        <p>Die katholi&#x017F;che Schul-Ordnung empfielt auch den<lb/>
Unterricht im <hi rendition="#g">Wa&#x017F;chen</hi> und <hi rendition="#g">Kochen</hi>, und wirklich<lb/>
werden an einigen Orten <choice><sic>dte</sic><corr>die</corr></choice> Kinder zum Wa&#x017F;chen und<lb/>
zum Kochen, wenig&#x017F;tens der Rumfordi&#x017F;chen Suppe,<lb/>
angeleitet, oder wird wenig&#x017F;tens den a&#x0364;lteren Ma&#x0364;dchen,<lb/>
ehe &#x017F;ie in Dien&#x017F;te treten, Gelegenheit ver&#x017F;chafft, das<lb/>
Wa&#x017F;chen und Bu&#x0364;geln zu erlernen, und einige Kennt-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e von den Ge&#x017F;cha&#x0364;ften in der Ku&#x0364;che zu erhalten. &#x2014;<lb/>
Auch werden die Kinder abwechslungswei&#x017F;e zum <hi rendition="#g">Rei-<lb/>
nigen</hi> der Lehrzimmer, der Ku&#x0364;che, der Treppen, und<lb/>
Hausga&#x0364;nge gebraucht, &#x2014; und eben &#x017F;o ko&#x0364;nnten &#x017F;ie viel-<lb/>
leicht zum Theil zum <hi rendition="#g">Aufmachen, Herbeyfu&#x0364;h-<lb/>
ren, Sa&#x0364;gen, Spalten, Auf&#x017F;etzen, und Her-<lb/></hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0049] jeden Ort ein oder mehrere Baumgaͤrtner gebildet wer- den, durch welche dann dieſer wichtige Zweig der land- wirthſchaftlichen Jnduſtrie weiter verbreitet wuͤrde. — Schon die katholiſche Schul-Ordnung verordnet daher, daß mit jeder gut eingerichteten Arbeitsſchule auch eine Baum-Schule verbunden, und hiezu, wo es nur immer moͤglich ſey, ein ſchicklicher Platz von der Ge- meinde angewieſen werden ſoll, und wirklich ſind auch in mehreren Orten des Koͤnigreichs oͤffentliche Baum- ſchulen angelegt, worin die maͤnnliche Jugend zum Einlegen der Kerne, zum Pelzen, Oculiren, und Co- puliren der wilden ſowohl als der aus Kernen gezoge- nen Staͤmmchen, zum Schneiden und Ausputzen der- ſelben, uͤberhaupt zur Pflanzung, Veredlung, und ſon- ſtigen Behandlung der Obſtbaͤume unter Aufſicht der Lehrer und zum Theil auch der Vaͤter angeleitet wird; die herangewachſenen Staͤmmchen werden dann in die Gaͤrten und Felder der Eltern verſetzt. §. 35. Die katholiſche Schul-Ordnung empfielt auch den Unterricht im Waſchen und Kochen, und wirklich werden an einigen Orten die Kinder zum Waſchen und zum Kochen, wenigſtens der Rumfordiſchen Suppe, angeleitet, oder wird wenigſtens den aͤlteren Maͤdchen, ehe ſie in Dienſte treten, Gelegenheit verſchafft, das Waſchen und Buͤgeln zu erlernen, und einige Kennt- niſſe von den Geſchaͤften in der Kuͤche zu erhalten. — Auch werden die Kinder abwechslungsweiſe zum Rei- nigen der Lehrzimmer, der Kuͤche, der Treppen, und Hausgaͤnge gebraucht, — und eben ſo koͤnnten ſie viel- leicht zum Theil zum Aufmachen, Herbeyfuͤh- ren, Saͤgen, Spalten, Aufſetzen, und Her-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/49
Zitationshilfe: Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/49>, abgerufen am 27.04.2024.