Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Erich: Gedächtnissrede auf Karl Weinhold. Berlin, 1902.

Bild:
<< vorherige Seite


Gedächtnissrede auf Karl Weinhold. 15


stuhl in der Hauptstadt anbot: "Ich kann mich nicht herbeilassen, auf
einer Universität zu wirken, welche mich als Akatholiken für unfähig zu
ihren Würden erklärt und im eigentlichen Sinne rechtlos macht. Meine
Freudigkeit des Wirkens in diesem Staate ist dahin". Ein Mann, ein Wort.
Weinhold's Leben hätte sonst seit 1851 sich ganz anders gestaltet, zu-
nächst viel günstiger. Er hat endlich darüber gescherzt, dass er nun schon
lang als pensionirter Hofrath und Ritter von Deutschlieb auf dem Alten-
theil sitzen würde.
Wie wohl fühlte er sich hier an der Seite des Jugendfreundes Albrecht
Weber unter alten und jüngeren Genossen; wie aufmerksam und mitthätig
sass er unter uns; wie gern spendete er aus den vollen Schätzen seiner
Gelehrsamkeit und liess immer auch den Schlag des warmen deutschen
Herzens spüren! Unsre Akademie wird dem Treuen die Treue bewahren.
Feminis lugere honestum est, viris meminisse.


Gedächtniſsrede auf Karl Weinhold. 15


stuhl in der Hauptstadt anbot: »Ich kann mich nicht herbeilassen, auf
einer Universität zu wirken, welche mich als Akatholiken für unfähig zu
ihren Würden erklärt und im eigentlichen Sinne rechtlos macht. Meine
Freudigkeit des Wirkens in diesem Staate ist dahin«. Ein Mann, ein Wort.
Weinhold’s Leben hätte sonst seit 1851 sich ganz anders gestaltet, zu-
nächst viel günstiger. Er hat endlich darüber gescherzt, daſs er nun schon
lang als pensionirter Hofrath und Ritter von Deutschlieb auf dem Alten-
theil sitzen würde.
Wie wohl fühlte er sich hier an der Seite des Jugendfreundes Albrecht
Weber unter alten und jüngeren Genossen; wie aufmerksam und mitthätig
saſs er unter uns; wie gern spendete er aus den vollen Schätzen seiner
Gelehrsamkeit und lieſs immer auch den Schlag des warmen deutschen
Herzens spüren! Unsre Akademie wird dem Treuen die Treue bewahren.
Feminis lugere honestum est, viris meminisse.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0017" n="17"/>
        <p><lb/>
Gedächtni&#x017F;srede auf Karl Weinhold. 15</p>
        <p><lb/>
stuhl in der Hauptstadt anbot: »Ich kann mich nicht herbeilassen, auf<lb/>
einer Universität zu wirken, welche mich als Akatholiken für unfähig zu<lb/>
ihren Würden erklärt und im eigentlichen Sinne rechtlos macht. Meine<lb/>
Freudigkeit des Wirkens in diesem Staate ist dahin«. Ein Mann, ein Wort.<lb/>
Weinhold&#x2019;s Leben hätte sonst seit 1851 sich ganz anders gestaltet, zu-<lb/>
nächst viel günstiger. Er hat endlich darüber gescherzt, da&#x017F;s er nun schon<lb/>
lang als pensionirter Hofrath und Ritter von Deutschlieb auf dem Alten-<lb/>
theil sitzen würde.<lb/>
Wie wohl fühlte er sich hier an der Seite des Jugendfreundes Albrecht<lb/>
Weber unter alten und jüngeren Genossen; wie aufmerksam und mitthätig<lb/>
sa&#x017F;s er unter uns; wie gern spendete er aus den vollen Schätzen seiner<lb/>
Gelehrsamkeit und lie&#x017F;s immer auch den Schlag des warmen deutschen<lb/>
Herzens spüren! Unsre Akademie wird dem Treuen die Treue bewahren.<lb/>
Feminis lugere honestum est, viris meminisse.</p>
      </div>
      <div type="imprint">
</div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0017] Gedächtniſsrede auf Karl Weinhold. 15 stuhl in der Hauptstadt anbot: »Ich kann mich nicht herbeilassen, auf einer Universität zu wirken, welche mich als Akatholiken für unfähig zu ihren Würden erklärt und im eigentlichen Sinne rechtlos macht. Meine Freudigkeit des Wirkens in diesem Staate ist dahin«. Ein Mann, ein Wort. Weinhold’s Leben hätte sonst seit 1851 sich ganz anders gestaltet, zu- nächst viel günstiger. Er hat endlich darüber gescherzt, daſs er nun schon lang als pensionirter Hofrath und Ritter von Deutschlieb auf dem Alten- theil sitzen würde. Wie wohl fühlte er sich hier an der Seite des Jugendfreundes Albrecht Weber unter alten und jüngeren Genossen; wie aufmerksam und mitthätig saſs er unter uns; wie gern spendete er aus den vollen Schätzen seiner Gelehrsamkeit und lieſs immer auch den Schlag des warmen deutschen Herzens spüren! Unsre Akademie wird dem Treuen die Treue bewahren. Feminis lugere honestum est, viris meminisse.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Akademiebibliothek: Bereitstellung der Digitalisate und OCR. (2020-03-03T12:13:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, OCR-D: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-03-04T12:13:05Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: ignoriert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;
  • I/J in Fraktur: wie Vorlage;
  • i/j in Fraktur: wie Vorlage;
  • Kolumnentitel: nicht übernommen;
  • Kustoden: nicht übernommen;
  • langes s (ſ): wie Vorlage;
  • Normalisierungen: keine;
  • rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
  • Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_weinhold_1902
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_weinhold_1902/17
Zitationshilfe: Schmidt, Erich: Gedächtnissrede auf Karl Weinhold. Berlin, 1902, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_weinhold_1902/17>, abgerufen am 29.04.2024.