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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
durch die Art ihres Betriebs, durch die vorzugsweise
geforderte sorgfältige Arbeit niemals von großen Ge-
schäften verdrängt werden können. Außer den 4224
preußischen Gärtnern mit 3310 Gehülfen (1861) sind
auch die 7197 Fischer mit 3822 Gehülfen zu nennen;
auch dieses Gewerbe bleibt, der persönlichen Thätigkeit,
des mäßigen Gewinnes wegen, im Binnenlande dem
Kleinbetriebe.

Dann gehören hieher mannigfache Handelsgeschäfte,
welche ihrer Natur nach gewisse gewerbliche Umformungen
vornehmen. Der Weinhandel, der Getreidehandel thut
das, vor allem aber der kleine Detailhandel, der Kaffee
röstet und Zucker schlägt, alle möglichen Waaren färbt,
vielfach auch verdirbt und fälscht. Noch mehr gibt sich
der kleine Viktualienhandel damit ab. Im Butterladen
wird gekochter Kaffee ausgeschenkt; die Garküche ist
häufig hiermit verbunden. Die Zahl der fast durchaus
kleinen Viktualiengeschäfte ist etwa so groß in Preußen,
als die der Bäcker und Fleischer zusammen. Im Jahre
1861 sind sie nicht aufgenommen. Früher zählte man:

[Tabelle]

Es gehört zu diesen Geschäften geringe Bildung
und geringes Kapital. Die Art des Betriebes, des
Aufkaufs, des Verkaufs auf dem Wochenmarkt oder in
den kleinen Kellerläden, übt auf Leute, welche etwas
besseres ergreifen können, keinen Reiz aus; daher wenden
sich ihnen mehr nur Leute der untersten Klassen zu.
Größere Geschäfte mit schönen Läden beginnen höchstens

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
durch die Art ihres Betriebs, durch die vorzugsweiſe
geforderte ſorgfältige Arbeit niemals von großen Ge-
ſchäften verdrängt werden können. Außer den 4224
preußiſchen Gärtnern mit 3310 Gehülfen (1861) ſind
auch die 7197 Fiſcher mit 3822 Gehülfen zu nennen;
auch dieſes Gewerbe bleibt, der perſönlichen Thätigkeit,
des mäßigen Gewinnes wegen, im Binnenlande dem
Kleinbetriebe.

Dann gehören hieher mannigfache Handelsgeſchäfte,
welche ihrer Natur nach gewiſſe gewerbliche Umformungen
vornehmen. Der Weinhandel, der Getreidehandel thut
das, vor allem aber der kleine Detailhandel, der Kaffee
röſtet und Zucker ſchlägt, alle möglichen Waaren färbt,
vielfach auch verdirbt und fälſcht. Noch mehr gibt ſich
der kleine Viktualienhandel damit ab. Im Butterladen
wird gekochter Kaffee ausgeſchenkt; die Garküche iſt
häufig hiermit verbunden. Die Zahl der faſt durchaus
kleinen Viktualiengeſchäfte iſt etwa ſo groß in Preußen,
als die der Bäcker und Fleiſcher zuſammen. Im Jahre
1861 ſind ſie nicht aufgenommen. Früher zählte man:

[Tabelle]

Es gehört zu dieſen Geſchäften geringe Bildung
und geringes Kapital. Die Art des Betriebes, des
Aufkaufs, des Verkaufs auf dem Wochenmarkt oder in
den kleinen Kellerläden, übt auf Leute, welche etwas
beſſeres ergreifen können, keinen Reiz aus; daher wenden
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[432/0454] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. durch die Art ihres Betriebs, durch die vorzugsweiſe geforderte ſorgfältige Arbeit niemals von großen Ge- ſchäften verdrängt werden können. Außer den 4224 preußiſchen Gärtnern mit 3310 Gehülfen (1861) ſind auch die 7197 Fiſcher mit 3822 Gehülfen zu nennen; auch dieſes Gewerbe bleibt, der perſönlichen Thätigkeit, des mäßigen Gewinnes wegen, im Binnenlande dem Kleinbetriebe. Dann gehören hieher mannigfache Handelsgeſchäfte, welche ihrer Natur nach gewiſſe gewerbliche Umformungen vornehmen. Der Weinhandel, der Getreidehandel thut das, vor allem aber der kleine Detailhandel, der Kaffee röſtet und Zucker ſchlägt, alle möglichen Waaren färbt, vielfach auch verdirbt und fälſcht. Noch mehr gibt ſich der kleine Viktualienhandel damit ab. Im Butterladen wird gekochter Kaffee ausgeſchenkt; die Garküche iſt häufig hiermit verbunden. Die Zahl der faſt durchaus kleinen Viktualiengeſchäfte iſt etwa ſo groß in Preußen, als die der Bäcker und Fleiſcher zuſammen. Im Jahre 1861 ſind ſie nicht aufgenommen. Früher zählte man: Es gehört zu dieſen Geſchäften geringe Bildung und geringes Kapital. Die Art des Betriebes, des Aufkaufs, des Verkaufs auf dem Wochenmarkt oder in den kleinen Kellerläden, übt auf Leute, welche etwas beſſeres ergreifen können, keinen Reiz aus; daher wenden ſich ihnen mehr nur Leute der unterſten Klaſſen zu. Größere Geſchäfte mit ſchönen Läden beginnen höchſtens

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/454>, abgerufen am 27.04.2024.