Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

restirte, durch Klugheit überwinden, mir aber da-
bey ausbitten, daß von jungen Edelleuten nicht
mechant von mir gesprochen würde, widrigen-
falls ich mich genöthiget sähe, einen oder den an-
dern auf ein paar Pistolen zu Gaste zu bitten, oder
den Injurianten dergestalt zu prostituiren, daß sich
endlich zeigen müßte, wer das beste adeliche Hertze
im Leibe hätte.

An meinen vielgeliebten Herrn Schulmeister
schrieb ich aber einen gantz andern höchst-verbindli-
chen Brief, schickte ihm auch noch einen Ducaten,
und bat durch den abgefertigten Expressen, mir
nicht allein meinen Coffre zu senden, sondern über
dieses auch noch sonsten schrifftlich zu berichten, was
er etwa damahls vergessen hätte.

Der Herr von V.** war dennoch so eigensinnig,
mir auch auf dieses Schreiben nicht zu antworten,
hingegen schrieb mir der Herr Schulmeister desto
hertzbrechendere Zeilen, iedoch weil nichts remar-
quables
darinnen befindlich, will voritzo die Zeit
menagiren, und selbigen Brief nicht einmahl her-
vor suchen, sondern nur sagen, daß ich endlich Er-
laubniß zum Hinwegreisen erhielt. Jch hatte bis
zu meines Fräuleins Aufenthalt 26. Meilen zurück
zu legen, die ich ebenfalls auf der Post antrat, ie-
doch nicht weiter gehen wolte, bis in die letzte nächst
gelegenste Stadt. Jch kam hurtig genug daselbst an,
und zwar eben an einem solennen Jahrmarckts-
Tage, allein wie erschrack ich nicht, da, indem
ich von der Post abstieg, August und Ferdinand
ohnfern vor mir vorbey gingen, iedoch zu guten
Glück meiner nicht gewahr wurden. O Himmel!

wie

reſtirte, durch Klugheit uͤberwinden, mir aber da-
bey ausbitten, daß von jungen Edelleuten nicht
mechant von mir geſprochen wuͤrde, widrigen-
falls ich mich genoͤthiget ſaͤhe, einen oder den an-
dern auf ein paar Piſtolen zu Gaſte zu bitten, oder
den Injurianten dergeſtalt zu proſtituiren, daß ſich
endlich zeigen muͤßte, wer das beſte adeliche Hertze
im Leibe haͤtte.

An meinen vielgeliebten Herrn Schulmeiſter
ſchrieb ich aber einen gantz andern hoͤchſt-verbindli-
chen Brief, ſchickte ihm auch noch einen Ducaten,
und bat durch den abgefertigten Expreſſen, mir
nicht allein meinen Coffre zu ſenden, ſondern uͤber
dieſes auch noch ſonſten ſchrifftlich zu berichten, was
er etwa damahls vergeſſen haͤtte.

Der Herr von V.** war dennoch ſo eigenſinnig,
mir auch auf dieſes Schreiben nicht zu antworten,
hingegen ſchrieb mir der Herr Schulmeiſter deſto
hertzbrechendere Zeilen, iedoch weil nichts remar-
quables
darinnen befindlich, will voritzo die Zeit
menagiren, und ſelbigen Brief nicht einmahl her-
vor ſuchen, ſondern nur ſagen, daß ich endlich Er-
laubniß zum Hinwegreiſen erhielt. Jch hatte bis
zu meines Fraͤuleins Aufenthalt 26. Meilen zuruͤck
zu legen, die ich ebenfalls auf der Poſt antrat, ie-
doch nicht weiter gehen wolte, bis in die letzte naͤchſt
gelegenſte Stadt. Jch kam hurtig genug daſelbſt an,
und zwar eben an einem ſolennen Jahrmarckts-
Tage, allein wie erſchrack ich nicht, da, indem
ich von der Poſt abſtieg, Auguſt und Ferdinand
ohnfern vor mir vorbey gingen, iedoch zu guten
Gluͤck meiner nicht gewahr wurden. O Himmel!

wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0150" n="136"/><hi rendition="#aq">re&#x017F;ti</hi>rte, durch Klugheit u&#x0364;berwinden, mir aber da-<lb/>
bey ausbitten, daß von jungen Edelleuten nicht<lb/><hi rendition="#aq">mechant</hi> von mir ge&#x017F;prochen wu&#x0364;rde, widrigen-<lb/>
falls ich mich geno&#x0364;thiget &#x017F;a&#x0364;he, einen oder den an-<lb/>
dern auf ein paar Pi&#x017F;tolen zu Ga&#x017F;te zu bitten, oder<lb/>
den <hi rendition="#aq">Injuriant</hi>en derge&#x017F;talt zu <hi rendition="#aq">pro&#x017F;titui</hi>ren, daß &#x017F;ich<lb/>
endlich zeigen mu&#x0364;ßte, wer das be&#x017F;te adeliche Hertze<lb/>
im Leibe ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p>An meinen vielgeliebten Herrn Schulmei&#x017F;ter<lb/>
&#x017F;chrieb ich aber einen gantz andern ho&#x0364;ch&#x017F;t-verbindli-<lb/>
chen Brief, &#x017F;chickte ihm auch noch einen <hi rendition="#aq">Ducat</hi>en,<lb/>
und bat durch den abgefertigten <hi rendition="#aq">Expre&#x017F;&#x017F;</hi>en, mir<lb/>
nicht allein meinen <hi rendition="#aq">Coffre</hi> zu &#x017F;enden, &#x017F;ondern u&#x0364;ber<lb/>
die&#x017F;es auch noch &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;chrifftlich zu berichten, was<lb/>
er etwa damahls verge&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p>Der Herr von <hi rendition="#aq">V.</hi>** war dennoch &#x017F;o eigen&#x017F;innig,<lb/>
mir auch auf die&#x017F;es Schreiben nicht zu antworten,<lb/>
hingegen &#x017F;chrieb mir der Herr Schulmei&#x017F;ter de&#x017F;to<lb/>
hertzbrechendere Zeilen, iedoch weil nichts <hi rendition="#aq">remar-<lb/>
quables</hi> darinnen befindlich, will voritzo die Zeit<lb/><hi rendition="#aq">menagi</hi>ren, und &#x017F;elbigen Brief nicht einmahl her-<lb/>
vor &#x017F;uchen, &#x017F;ondern nur &#x017F;agen, daß ich endlich Er-<lb/>
laubniß zum Hinwegrei&#x017F;en erhielt. Jch hatte bis<lb/>
zu meines Fra&#x0364;uleins Aufenthalt 26. Meilen zuru&#x0364;ck<lb/>
zu legen, die ich ebenfalls auf der Po&#x017F;t antrat, ie-<lb/>
doch nicht weiter gehen wolte, bis in die letzte na&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
gelegen&#x017F;te Stadt. Jch kam hurtig genug da&#x017F;elb&#x017F;t an,<lb/>
und zwar eben an einem <hi rendition="#aq">&#x017F;olenn</hi>en Jahrmarckts-<lb/>
Tage, allein wie er&#x017F;chrack ich nicht, da, indem<lb/>
ich von der Po&#x017F;t ab&#x017F;tieg, <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;t</hi> und <hi rendition="#aq">Ferdinand</hi><lb/>
ohnfern vor mir vorbey gingen, iedoch zu guten<lb/>
Glu&#x0364;ck meiner nicht gewahr wurden. O Himmel!<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0150] reſtirte, durch Klugheit uͤberwinden, mir aber da- bey ausbitten, daß von jungen Edelleuten nicht mechant von mir geſprochen wuͤrde, widrigen- falls ich mich genoͤthiget ſaͤhe, einen oder den an- dern auf ein paar Piſtolen zu Gaſte zu bitten, oder den Injurianten dergeſtalt zu proſtituiren, daß ſich endlich zeigen muͤßte, wer das beſte adeliche Hertze im Leibe haͤtte. An meinen vielgeliebten Herrn Schulmeiſter ſchrieb ich aber einen gantz andern hoͤchſt-verbindli- chen Brief, ſchickte ihm auch noch einen Ducaten, und bat durch den abgefertigten Expreſſen, mir nicht allein meinen Coffre zu ſenden, ſondern uͤber dieſes auch noch ſonſten ſchrifftlich zu berichten, was er etwa damahls vergeſſen haͤtte. Der Herr von V.** war dennoch ſo eigenſinnig, mir auch auf dieſes Schreiben nicht zu antworten, hingegen ſchrieb mir der Herr Schulmeiſter deſto hertzbrechendere Zeilen, iedoch weil nichts remar- quables darinnen befindlich, will voritzo die Zeit menagiren, und ſelbigen Brief nicht einmahl her- vor ſuchen, ſondern nur ſagen, daß ich endlich Er- laubniß zum Hinwegreiſen erhielt. Jch hatte bis zu meines Fraͤuleins Aufenthalt 26. Meilen zuruͤck zu legen, die ich ebenfalls auf der Poſt antrat, ie- doch nicht weiter gehen wolte, bis in die letzte naͤchſt gelegenſte Stadt. Jch kam hurtig genug daſelbſt an, und zwar eben an einem ſolennen Jahrmarckts- Tage, allein wie erſchrack ich nicht, da, indem ich von der Poſt abſtieg, Auguſt und Ferdinand ohnfern vor mir vorbey gingen, iedoch zu guten Gluͤck meiner nicht gewahr wurden. O Himmel! wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/150
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/150>, abgerufen am 26.04.2024.