Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

senschafft in der Mathesi allein, mir nicht nur einige
vornehme Gönner, sondern in kurtzen auf die 300.
Thlr. erwarb, also um Ostern 1717. ein Capital
von 800. Thlr. baar beysammen, und meine Eqvip-
page
ohne diß, in vollkommen guten Stand gesetzt
hatte. Mittlerweile ging die Correspondenz mit
meinem liebsten Fräulein nach Wunsche von stat-
ten, da ich aber eben im Begriff war, eine frische
Reise zu ihr vorzunehmen, lieff die ängstliche Nach-
richt von derselben ein, wasmassen der Herr von
V.** einen Cavalier, Nahmens A. W. v. P.**
als Bräutigam zu ihr gebracht, und weil sie selbi-
gen zu verwerffen, keine erhebliche Ursachen vorbrin-
gen können, wäre sie gezwungen worden, sich mit
ihm zu verloben, doch auf solche Art, daß ihr Vor-
mund, ihre Hand mit Gewalt in das Cavaliers
Hand gelegt, und da sie sich geweigert, das Ja-
Wort zu geben, er an statt ihrer Ja gesagt hätte.
Binnen 14. Tagen solte sie demnach wieder zurück
auf des Herrn v. V.** Güther geholet werden, wol-
te ich also sie nicht auf ewig verliehren, müßte ich
eiligste Anstalten zu ihrer Entführung machen.

Bey solchen Umständen war nun nicht lange zu
zaudern, derowegen setzte mich nebst meinem Be-
dienten noch selbigen Abends, ohne Urlaub und
alles, zu Pferde, und jagte binnen drittehalb Ta-
gen, ohne gewechselte Pferde, zu dem, Charlotten
sehr getreuen Post-Meister. Darauf, folgende
Nacht, machte ich Anstalten, daß meine Char-
lotte
von meiner Anwesenheit Nachricht bekam,
wir sprachen einander in der andern Nacht, nah-
men Abrede, wie wir unsere Sachen aufs klügste

ein-

ſenſchafft in der Matheſi allein, mir nicht nur einige
vornehme Goͤnner, ſondern in kurtzen auf die 300.
Thlr. erwarb, alſo um Oſtern 1717. ein Capital
von 800. Thlr. baar beyſammen, und meine Eqvip-
page
ohne diß, in vollkommen guten Stand geſetzt
hatte. Mittlerweile ging die Correſpondenz mit
meinem liebſten Fraͤulein nach Wunſche von ſtat-
ten, da ich aber eben im Begriff war, eine friſche
Reiſe zu ihr vorzunehmen, lieff die aͤngſtliche Nach-
richt von derſelben ein, wasmaſſen der Herr von
V.** einen Cavalier, Nahmens A. W. v. P.**
als Braͤutigam zu ihr gebracht, und weil ſie ſelbi-
gen zu verwerffen, keine erhebliche Urſachen vorbrin-
gen koͤnnen, waͤre ſie gezwungen worden, ſich mit
ihm zu verloben, doch auf ſolche Art, daß ihr Vor-
mund, ihre Hand mit Gewalt in das Cavaliers
Hand gelegt, und da ſie ſich geweigert, das Ja-
Wort zu geben, er an ſtatt ihrer Ja geſagt haͤtte.
Binnen 14. Tagen ſolte ſie demnach wieder zuruͤck
auf des Herrn v. V.** Guͤther geholet werden, wol-
te ich alſo ſie nicht auf ewig verliehren, muͤßte ich
eiligſte Anſtalten zu ihrer Entfuͤhrung machen.

Bey ſolchen Umſtaͤnden war nun nicht lange zu
zaudern, derowegen ſetzte mich nebſt meinem Be-
dienten noch ſelbigen Abends, ohne Urlaub und
alles, zu Pferde, und jagte binnen drittehalb Ta-
gen, ohne gewechſelte Pferde, zu dem, Charlotten
ſehr getreuen Poſt-Meiſter. Darauf, folgende
Nacht, machte ich Anſtalten, daß meine Char-
lotte
von meiner Anweſenheit Nachricht bekam,
wir ſprachen einander in der andern Nacht, nah-
men Abrede, wie wir unſere Sachen aufs kluͤgſte

ein-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0160" n="146"/>
&#x017F;en&#x017F;chafft in der <hi rendition="#aq">Mathe&#x017F;i</hi> allein, mir nicht nur einige<lb/>
vornehme Go&#x0364;nner, &#x017F;ondern in kurtzen auf die 300.<lb/>
Thlr. erwarb, al&#x017F;o um O&#x017F;tern 1717. ein <hi rendition="#aq">Capital</hi><lb/>
von 800. Thlr. baar bey&#x017F;ammen, und meine <hi rendition="#aq">Eqvip-<lb/>
page</hi> ohne diß, in vollkommen guten Stand ge&#x017F;etzt<lb/>
hatte. Mittlerweile ging die <hi rendition="#aq">Corre&#x017F;pondenz</hi> mit<lb/>
meinem lieb&#x017F;ten Fra&#x0364;ulein nach Wun&#x017F;che von &#x017F;tat-<lb/>
ten, da ich aber eben im Begriff war, eine fri&#x017F;che<lb/>
Rei&#x017F;e zu ihr vorzunehmen, lieff die a&#x0364;ng&#x017F;tliche Nach-<lb/>
richt von der&#x017F;elben ein, wasma&#x017F;&#x017F;en der Herr von<lb/><hi rendition="#aq">V.</hi>** einen <hi rendition="#aq">Cavalier,</hi> Nahmens <hi rendition="#aq">A. W. v. P.</hi>**<lb/>
als Bra&#x0364;utigam zu ihr gebracht, und weil &#x017F;ie &#x017F;elbi-<lb/>
gen zu verwerffen, keine erhebliche Ur&#x017F;achen vorbrin-<lb/>
gen ko&#x0364;nnen, wa&#x0364;re &#x017F;ie gezwungen worden, &#x017F;ich mit<lb/>
ihm zu verloben, doch auf &#x017F;olche Art, daß ihr Vor-<lb/>
mund, ihre Hand mit Gewalt in das <hi rendition="#aq">Cavaliers</hi><lb/>
Hand gelegt, und da &#x017F;ie &#x017F;ich geweigert, das Ja-<lb/>
Wort zu geben, er an &#x017F;tatt ihrer Ja ge&#x017F;agt ha&#x0364;tte.<lb/>
Binnen 14. Tagen &#x017F;olte &#x017F;ie demnach wieder zuru&#x0364;ck<lb/>
auf des Herrn <hi rendition="#aq">v. V.</hi>** Gu&#x0364;ther geholet werden, wol-<lb/>
te ich al&#x017F;o &#x017F;ie nicht auf ewig verliehren, mu&#x0364;ßte ich<lb/>
eilig&#x017F;te An&#x017F;talten zu ihrer Entfu&#x0364;hrung machen.</p><lb/>
          <p>Bey &#x017F;olchen Um&#x017F;ta&#x0364;nden war nun nicht lange zu<lb/>
zaudern, derowegen &#x017F;etzte mich neb&#x017F;t meinem Be-<lb/>
dienten noch &#x017F;elbigen Abends, ohne Urlaub und<lb/>
alles, zu Pferde, und jagte binnen drittehalb Ta-<lb/>
gen, ohne gewech&#x017F;elte Pferde, zu dem, <hi rendition="#aq">Charlotten</hi><lb/>
&#x017F;ehr getreuen Po&#x017F;t-Mei&#x017F;ter. Darauf, folgende<lb/>
Nacht, machte ich An&#x017F;talten, daß meine <hi rendition="#aq">Char-<lb/>
lotte</hi> von meiner Anwe&#x017F;enheit Nachricht bekam,<lb/>
wir &#x017F;prachen einander in der andern Nacht, nah-<lb/>
men Abrede, wie wir un&#x017F;ere Sachen aufs klu&#x0364;g&#x017F;te<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0160] ſenſchafft in der Matheſi allein, mir nicht nur einige vornehme Goͤnner, ſondern in kurtzen auf die 300. Thlr. erwarb, alſo um Oſtern 1717. ein Capital von 800. Thlr. baar beyſammen, und meine Eqvip- page ohne diß, in vollkommen guten Stand geſetzt hatte. Mittlerweile ging die Correſpondenz mit meinem liebſten Fraͤulein nach Wunſche von ſtat- ten, da ich aber eben im Begriff war, eine friſche Reiſe zu ihr vorzunehmen, lieff die aͤngſtliche Nach- richt von derſelben ein, wasmaſſen der Herr von V.** einen Cavalier, Nahmens A. W. v. P.** als Braͤutigam zu ihr gebracht, und weil ſie ſelbi- gen zu verwerffen, keine erhebliche Urſachen vorbrin- gen koͤnnen, waͤre ſie gezwungen worden, ſich mit ihm zu verloben, doch auf ſolche Art, daß ihr Vor- mund, ihre Hand mit Gewalt in das Cavaliers Hand gelegt, und da ſie ſich geweigert, das Ja- Wort zu geben, er an ſtatt ihrer Ja geſagt haͤtte. Binnen 14. Tagen ſolte ſie demnach wieder zuruͤck auf des Herrn v. V.** Guͤther geholet werden, wol- te ich alſo ſie nicht auf ewig verliehren, muͤßte ich eiligſte Anſtalten zu ihrer Entfuͤhrung machen. Bey ſolchen Umſtaͤnden war nun nicht lange zu zaudern, derowegen ſetzte mich nebſt meinem Be- dienten noch ſelbigen Abends, ohne Urlaub und alles, zu Pferde, und jagte binnen drittehalb Ta- gen, ohne gewechſelte Pferde, zu dem, Charlotten ſehr getreuen Poſt-Meiſter. Darauf, folgende Nacht, machte ich Anſtalten, daß meine Char- lotte von meiner Anweſenheit Nachricht bekam, wir ſprachen einander in der andern Nacht, nah- men Abrede, wie wir unſere Sachen aufs kluͤgſte ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/160
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/160>, abgerufen am 01.05.2024.