Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

mir dergleichen profitable Promessen anfänglich
etwas verdächtig vorkamen; Wir baten uns also
Zeit zur Uberlegung aus, und endlich da Mons.
Wolffgang
unser Verständniß etwas besser öff-
nete, sein redliches Gesichte auch eine sattsame Cau-
tion
gegen alles Mißtrauen stellete, wurde der Han-
del völlig geschlossen, ehe wir noch nach Amsterdam
kamen.

Hieselbst legten Plager und ich ausser denen 1000.
Ducaten, die uns Mons. Wolffgang zu Erkauf-
fung allerley Kunst- und Handwercks-Zeuges aus-
zahlete, unser meistes Vermögen an eben derglei-
chen, wie auch an nützliche Bücher und andere noth-
dürfftige Sachen, welche so wohl als unsere Per-
sonen auf dieser schönen Jnsul glücklich angekom-
men sind.

Nunmehro dancke ich dem Himmel, allen mei-
nen gegenwärtigen Wohlthätern und guten Freun-
den aus treuem Hertzen und von Grunde meiner
Seelen, vor das bishero und noch itzo geniessende
Vergnügen. Jch schwöre, daß mein Hertz voll-
kommene Zufriedenheit empfunden, so bald ich
dieses gesegnete Erdreich betreten habe, von wel-
chen mich, ob GOtt will, weder zeitliche Ehre,
Wollust, Reichthum, oder was nur angenehmes
genennet werden kan, hinweg, und in ein ander
Land reitzen soll. Jch habe nach dem kläglichen
Abschiede von dem Cörper meiner seligen Char-
lott
en gantz ein ander Leben angefangen, mein Dich-
ten und Trachten auf beständige wahre Busse ge-
richtet, stehe auch, GOtt Lob, noch täglich darin-
nen, und zweifele nicht im geringsten an göttlicher

Verge-

mir dergleichen profitable Promeſſen anfaͤnglich
etwas verdaͤchtig vorkamen; Wir baten uns alſo
Zeit zur Uberlegung aus, und endlich da Monſ.
Wolffgang
unſer Verſtaͤndniß etwas beſſer oͤff-
nete, ſein redliches Geſichte auch eine ſattſame Cau-
tion
gegen alles Mißtrauen ſtellete, wurde der Han-
del voͤllig geſchloſſen, ehe wir noch nach Amſterdam
kamen.

Hieſelbſt legten Plager und ich auſſer denen 1000.
Ducaten, die uns Monſ. Wolffgang zu Erkauf-
fung allerley Kunſt- und Handwercks-Zeuges aus-
zahlete, unſer meiſtes Vermoͤgen an eben derglei-
chen, wie auch an nuͤtzliche Buͤcher und andere noth-
duͤrfftige Sachen, welche ſo wohl als unſere Per-
ſonen auf dieſer ſchoͤnen Jnſul gluͤcklich angekom-
men ſind.

Nunmehro dancke ich dem Himmel, allen mei-
nen gegenwaͤrtigen Wohlthaͤtern und guten Freun-
den aus treuem Hertzen und von Grunde meiner
Seelen, vor das bishero und noch itzo genieſſende
Vergnuͤgen. Jch ſchwoͤre, daß mein Hertz voll-
kommene Zufriedenheit empfunden, ſo bald ich
dieſes geſegnete Erdreich betreten habe, von wel-
chen mich, ob GOtt will, weder zeitliche Ehre,
Wolluſt, Reichthum, oder was nur angenehmes
genennet werden kan, hinweg, und in ein ander
Land reitzen ſoll. Jch habe nach dem klaͤglichen
Abſchiede von dem Coͤrper meiner ſeligen Char-
lott
en gantz ein ander Leben angefangen, mein Dich-
ten und Trachten auf beſtaͤndige wahre Buſſe ge-
richtet, ſtehe auch, GOtt Lob, noch taͤglich darin-
nen, und zweifele nicht im geringſten an goͤttlicher

Verge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0174" n="160"/>
mir dergleichen <hi rendition="#aq">profitable Prome&#x017F;&#x017F;</hi>en anfa&#x0364;nglich<lb/>
etwas verda&#x0364;chtig vorkamen; Wir baten uns al&#x017F;o<lb/>
Zeit zur Uberlegung aus, und endlich da <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.<lb/>
Wolffgang</hi> un&#x017F;er Ver&#x017F;ta&#x0364;ndniß etwas be&#x017F;&#x017F;er o&#x0364;ff-<lb/>
nete, &#x017F;ein redliches Ge&#x017F;ichte auch eine &#x017F;att&#x017F;ame <hi rendition="#aq">Cau-<lb/>
tion</hi> gegen alles Mißtrauen &#x017F;tellete, wurde der Han-<lb/>
del vo&#x0364;llig ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, ehe wir noch nach Am&#x017F;terdam<lb/>
kamen.</p><lb/>
          <p>Hie&#x017F;elb&#x017F;t legten <hi rendition="#aq">Plager</hi> und ich au&#x017F;&#x017F;er denen 1000.<lb/><hi rendition="#aq">Ducat</hi>en, die uns <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Wolffgang</hi> zu Erkauf-<lb/>
fung allerley Kun&#x017F;t- und Handwercks-Zeuges aus-<lb/>
zahlete, un&#x017F;er mei&#x017F;tes Vermo&#x0364;gen an eben derglei-<lb/>
chen, wie auch an nu&#x0364;tzliche Bu&#x0364;cher und andere noth-<lb/>
du&#x0364;rfftige Sachen, welche &#x017F;o wohl als <choice><sic>unfere</sic><corr>un&#x017F;ere</corr></choice> Per-<lb/>
&#x017F;onen auf die&#x017F;er &#x017F;cho&#x0364;nen Jn&#x017F;ul glu&#x0364;cklich angekom-<lb/>
men &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Nunmehro dancke ich dem Himmel, allen mei-<lb/>
nen gegenwa&#x0364;rtigen Wohltha&#x0364;tern und guten Freun-<lb/>
den aus treuem Hertzen und von Grunde meiner<lb/>
Seelen, vor das bishero und noch itzo genie&#x017F;&#x017F;ende<lb/>
Vergnu&#x0364;gen. Jch &#x017F;chwo&#x0364;re, daß mein Hertz voll-<lb/>
kommene Zufriedenheit empfunden, &#x017F;o bald ich<lb/>
die&#x017F;es ge&#x017F;egnete Erdreich betreten habe, von wel-<lb/>
chen mich, ob GOtt will, weder zeitliche Ehre,<lb/>
Wollu&#x017F;t, Reichthum, oder was nur angenehmes<lb/>
genennet werden kan, hinweg, und in ein ander<lb/>
Land reitzen &#x017F;oll. Jch habe nach dem kla&#x0364;glichen<lb/>
Ab&#x017F;chiede von dem Co&#x0364;rper meiner &#x017F;eligen <hi rendition="#aq">Char-<lb/>
lott</hi>en gantz ein ander Leben angefangen, mein Dich-<lb/>
ten und Trachten auf be&#x017F;ta&#x0364;ndige wahre Bu&#x017F;&#x017F;e ge-<lb/>
richtet, &#x017F;tehe auch, GOtt Lob, noch ta&#x0364;glich darin-<lb/>
nen, und zweifele nicht im gering&#x017F;ten an go&#x0364;ttlicher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Verge-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0174] mir dergleichen profitable Promeſſen anfaͤnglich etwas verdaͤchtig vorkamen; Wir baten uns alſo Zeit zur Uberlegung aus, und endlich da Monſ. Wolffgang unſer Verſtaͤndniß etwas beſſer oͤff- nete, ſein redliches Geſichte auch eine ſattſame Cau- tion gegen alles Mißtrauen ſtellete, wurde der Han- del voͤllig geſchloſſen, ehe wir noch nach Amſterdam kamen. Hieſelbſt legten Plager und ich auſſer denen 1000. Ducaten, die uns Monſ. Wolffgang zu Erkauf- fung allerley Kunſt- und Handwercks-Zeuges aus- zahlete, unſer meiſtes Vermoͤgen an eben derglei- chen, wie auch an nuͤtzliche Buͤcher und andere noth- duͤrfftige Sachen, welche ſo wohl als unſere Per- ſonen auf dieſer ſchoͤnen Jnſul gluͤcklich angekom- men ſind. Nunmehro dancke ich dem Himmel, allen mei- nen gegenwaͤrtigen Wohlthaͤtern und guten Freun- den aus treuem Hertzen und von Grunde meiner Seelen, vor das bishero und noch itzo genieſſende Vergnuͤgen. Jch ſchwoͤre, daß mein Hertz voll- kommene Zufriedenheit empfunden, ſo bald ich dieſes geſegnete Erdreich betreten habe, von wel- chen mich, ob GOtt will, weder zeitliche Ehre, Wolluſt, Reichthum, oder was nur angenehmes genennet werden kan, hinweg, und in ein ander Land reitzen ſoll. Jch habe nach dem klaͤglichen Abſchiede von dem Coͤrper meiner ſeligen Char- lotten gantz ein ander Leben angefangen, mein Dich- ten und Trachten auf beſtaͤndige wahre Buſſe ge- richtet, ſtehe auch, GOtt Lob, noch taͤglich darin- nen, und zweifele nicht im geringſten an goͤttlicher Verge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/174
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/174>, abgerufen am 01.05.2024.