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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Freunde, ich finde an eurer keinem eintzigen, seinem
Verstande und Wesen nach, nicht das geringste
auszusetzen. Habet Danck vor alle Liebe, Treue
und Redlichkeit, so ihr mir bishero erwiesen, und Zeit
Lebens zu erweisen versprechet, doch erlaubet, daß ich
vorhero, eines ieden gethane Wahl etwas genauer
betrachte. Hiermit ging er von einem Paare zum
andern, und da er iedes sehr wohl zusammen treffend
befand, küssete er alle im gantzen Creyse herum, und
sagte nach ausgesprochenen väterlichen Segen:
Es soll geschehen, meine Kinder, was ihr wünschet,
machet euch diese Woche geschickt, heute über 8. Ta-
ge geliebt es GOtt, wird euch Herr Mag. Schmel-
tzer
ehelich zusammen geben, und Tages darauf
sollet ihr euer Hochzeit-Fest ingesamt auf Herrn
Wolffgangs darzu bestimmten Platze celebriren.
Hierauf stattete Mons. Kramer in einer abermah-
ligen wohl gesetzten doch kurtzen Rede, im Nahmen
aller, verbindliche Dancksagung ab, und nachdem sie
den Altvater auf die Burg begleitet, einen Trunck
Wein zu sich genommen und sich beurlaubet hat-
ten, führete ein ieder seine Braut in Gesellschafft ih-
rer Befreunden nach Hause.

Herr Wolffgang blieb, nebst seiner liebsten So-
phie
und kleinem Sohne noch in etwas bey uns, und
weiln er sonderbare Lust zu schertzen hatte, brach er
in diese belachens-würdigen Reden aus: Wenn alle
Jahre eine Anzahl solcher dreisten Europäer auf
diese Jnsul käme, dürfften die Jungfrauen bald rar
werden, mein Rath wäre: Herr Mag. Schmeltzer,
Mons. Litzberg
und Mons. Eberhard suchten sich
bey zeiten etwas Liebes aus, damit sie nicht hernach

etwa
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Freunde, ich finde an eurer keinem eintzigen, ſeinem
Verſtande und Weſen nach, nicht das geringſte
auszuſetzen. Habet Danck vor alle Liebe, Treue
und Redlichkeit, ſo ihr mir bishero erwieſen, und Zeit
Lebens zu erweiſen verſprechet, doch erlaubet, daß ich
vorhero, eines ieden gethane Wahl etwas genauer
betrachte. Hiermit ging er von einem Paare zum
andern, und da er iedes ſehr wohl zuſammen treffend
befand, kuͤſſete er alle im gantzen Creyſe herum, und
ſagte nach ausgeſprochenen vaͤterlichen Segen:
Es ſoll geſchehen, meine Kinder, was ihr wuͤnſchet,
machet euch dieſe Woche geſchickt, heute uͤber 8. Ta-
ge geliebt es GOtt, wird euch Herr Mag. Schmel-
tzer
ehelich zuſammen geben, und Tages darauf
ſollet ihr euer Hochzeit-Feſt ingeſamt auf Herrn
Wolffgangs darzu beſtimmten Platze celebriren.
Hierauf ſtattete Monſ. Kramer in einer abermah-
ligen wohl geſetzten doch kurtzen Rede, im Nahmen
aller, verbindliche Danckſagung ab, und nachdem ſie
den Altvater auf die Burg begleitet, einen Trunck
Wein zu ſich genommen und ſich beurlaubet hat-
ten, fuͤhrete ein ieder ſeine Braut in Geſellſchafft ih-
rer Befreunden nach Hauſe.

Herr Wolffgang blieb, nebſt ſeiner liebſten So-
phie
und kleinem Sohne noch in etwas bey uns, und
weiln er ſonderbare Luſt zu ſchertzen hatte, brach er
in dieſe belachens-wuͤrdigen Reden aus: Wenn alle
Jahre eine Anzahl ſolcher dreiſten Europaͤer auf
dieſe Jnſul kaͤme, duͤrfften die Jungfrauen bald rar
werden, mein Rath waͤre: Herr Mag. Schmeltzer,
Monſ. Litzberg
und Monſ. Eberhard ſuchten ſich
bey zeiten etwas Liebes aus, damit ſie nicht hernach

etwa
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[165/0179] Freunde, ich finde an eurer keinem eintzigen, ſeinem Verſtande und Weſen nach, nicht das geringſte auszuſetzen. Habet Danck vor alle Liebe, Treue und Redlichkeit, ſo ihr mir bishero erwieſen, und Zeit Lebens zu erweiſen verſprechet, doch erlaubet, daß ich vorhero, eines ieden gethane Wahl etwas genauer betrachte. Hiermit ging er von einem Paare zum andern, und da er iedes ſehr wohl zuſammen treffend befand, kuͤſſete er alle im gantzen Creyſe herum, und ſagte nach ausgeſprochenen vaͤterlichen Segen: Es ſoll geſchehen, meine Kinder, was ihr wuͤnſchet, machet euch dieſe Woche geſchickt, heute uͤber 8. Ta- ge geliebt es GOtt, wird euch Herr Mag. Schmel- tzer ehelich zuſammen geben, und Tages darauf ſollet ihr euer Hochzeit-Feſt ingeſamt auf Herrn Wolffgangs darzu beſtimmten Platze celebriren. Hierauf ſtattete Monſ. Kramer in einer abermah- ligen wohl geſetzten doch kurtzen Rede, im Nahmen aller, verbindliche Danckſagung ab, und nachdem ſie den Altvater auf die Burg begleitet, einen Trunck Wein zu ſich genommen und ſich beurlaubet hat- ten, fuͤhrete ein ieder ſeine Braut in Geſellſchafft ih- rer Befreunden nach Hauſe. Herr Wolffgang blieb, nebſt ſeiner liebſten So- phie und kleinem Sohne noch in etwas bey uns, und weiln er ſonderbare Luſt zu ſchertzen hatte, brach er in dieſe belachens-wuͤrdigen Reden aus: Wenn alle Jahre eine Anzahl ſolcher dreiſten Europaͤer auf dieſe Jnſul kaͤme, duͤrfften die Jungfrauen bald rar werden, mein Rath waͤre: Herr Mag. Schmeltzer, Monſ. Litzberg und Monſ. Eberhard ſuchten ſich bey zeiten etwas Liebes aus, damit ſie nicht hernach etwa l 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/179>, abgerufen am 01.05.2024.