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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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soll ihnen das kleine Geschenck an Gelde und
Meubles angedeyhen, welches so wohl die Herrn
Portugiesen, als wir, den in Freyheit gesetzten
Christen von uns noch vor unserer Abfahrt zu ge-
warten haben. Mittlerweile ist ihnen erlaubt,
sich von den besten Tüchern, Zeugen von allerley
Sorten, auch Leinewand und andern Sachen, so
sie bedürffen, nach eigenem Belieben zur Kleidung
auszulesen und zu behalten.

Die Dame winckte den Jhrigen, welche bey
sie traten, und uns ihre Danckbarkeit mit den
höflichsten Complimenten und weinenden Au-
gen abstatteten.

Jhr Sohn war ein wohlgewachsener artiger
Mensch von etwa 21. Jahren, der etwas in lite-
ris,
sonderlich aber in der Mathesi gethan hatte,
derowegen ließ ich mich nicht lange bitten, ihn mit
zu nehmen.

Hierauf stelleten sich die übrigen Freygelasse-
nen Christen-Sclaven en front, die meisten un-
ter ihnen sehneten sich nach Europa. Wir exa-
minirt
en in aller Kürtze einen jeden, was vor ein
Lands-Mann, von was vor Profession, und was
sonsten sein Stand und Wesen wäre? Da sich
denn befand, daß sich

1.) Ein Gürtler-Meister.
2.) Ein Buchdrucker-Gesell.
3.) Ein Pulver-Müller.
4.) Ein Salpeter-Sieder.
5.) Ein Büchsen-Macher,

unter ihnen
angaben, als welche von selbsten austraten, und
uns inständig bathen, sie auf den Cours nach Ost-

Jndien

ſoll ihnen das kleine Geſchenck an Gelde und
Meubles angedeyhen, welches ſo wohl die Herrn
Portugieſen, als wir, den in Freyheit geſetzten
Chriſten von uns noch vor unſerer Abfahrt zu ge-
warten haben. Mittlerweile iſt ihnen erlaubt,
ſich von den beſten Tuͤchern, Zeugen von allerley
Sorten, auch Leinewand und andern Sachen, ſo
ſie beduͤrffen, nach eigenem Belieben zur Kleidung
auszuleſen und zu behalten.

Die Dame winckte den Jhrigen, welche bey
ſie traten, und uns ihre Danckbarkeit mit den
hoͤflichſten Complimenten und weinenden Au-
gen abſtatteten.

Jhr Sohn war ein wohlgewachſener artiger
Menſch von etwa 21. Jahren, der etwas in lite-
ris,
ſonderlich aber in der Matheſi gethan hatte,
derowegen ließ ich mich nicht lange bitten, ihn mit
zu nehmen.

Hierauf ſtelleten ſich die uͤbrigen Freygelaſſe-
nen Chriſten-Sclaven en front, die meiſten un-
ter ihnen ſehneten ſich nach Europa. Wir exa-
minirt
en in aller Kuͤrtze einen jeden, was vor ein
Lands-Mann, von was vor Profeſſion, und was
ſonſten ſein Stand und Weſen waͤre? Da ſich
denn befand, daß ſich

1.) Ein Guͤrtler-Meiſter.
2.) Ein Buchdrucker-Geſell.
3.) Ein Pulver-Muͤller.
4.) Ein Salpeter-Sieder.
5.) Ein Buͤchſen-Macher,

unter ihnen
angaben, als welche von ſelbſten austraten, und
uns inſtaͤndig bathen, ſie auf den Cours nach Oſt-

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[138/0148] ſoll ihnen das kleine Geſchenck an Gelde und Meubles angedeyhen, welches ſo wohl die Herrn Portugieſen, als wir, den in Freyheit geſetzten Chriſten von uns noch vor unſerer Abfahrt zu ge- warten haben. Mittlerweile iſt ihnen erlaubt, ſich von den beſten Tuͤchern, Zeugen von allerley Sorten, auch Leinewand und andern Sachen, ſo ſie beduͤrffen, nach eigenem Belieben zur Kleidung auszuleſen und zu behalten. Die Dame winckte den Jhrigen, welche bey ſie traten, und uns ihre Danckbarkeit mit den hoͤflichſten Complimenten und weinenden Au- gen abſtatteten. Jhr Sohn war ein wohlgewachſener artiger Menſch von etwa 21. Jahren, der etwas in lite- ris, ſonderlich aber in der Matheſi gethan hatte, derowegen ließ ich mich nicht lange bitten, ihn mit zu nehmen. Hierauf ſtelleten ſich die uͤbrigen Freygelaſſe- nen Chriſten-Sclaven en front, die meiſten un- ter ihnen ſehneten ſich nach Europa. Wir exa- minirten in aller Kuͤrtze einen jeden, was vor ein Lands-Mann, von was vor Profeſſion, und was ſonſten ſein Stand und Weſen waͤre? Da ſich denn befand, daß ſich 1.) Ein Guͤrtler-Meiſter. 2.) Ein Buchdrucker-Geſell. 3.) Ein Pulver-Muͤller. 4.) Ein Salpeter-Sieder. 5.) Ein Buͤchſen-Macher, unter ihnen angaben, als welche von ſelbſten austraten, und uns inſtaͤndig bathen, ſie auf den Cours nach Oſt- Jndien

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/148>, abgerufen am 12.05.2024.