Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Wasser ausserordentlich saltzig wäre, oder sonsten
vielleicht was zähes und schleimiges in sich hätte.

Demnach war einer, und zwar ein alter wohl-
versuchter See-Mann dermassen behertzt und fre-
vel, daß er auf einen grossen Jrrwisch, den er vor
einen commandirenden Officier der Jrrwische
ansehen und ausgeben wolte, sein Gewehr lösete,
denselben auch, dem Scheine nach, dermassen wohl
traf, daß er sich schleunig untertauchte, und dem
Scheine nach, versincken muste.

Jndem ich ihn nun vor dem Schusse gewar-
net hatte, solche Possen bleiben zu lassen, so gab es
ein ziemlich starckes Gelächter, als gleich nach ge-
schehenem Schusse oben vom Mastbaume herun-
ter eine ziemlich starcke Stange und vor die Füsse
fiel, so daß er noch Ursach hatte, dem Himmel zu
dancken, welcher abgewendet, daß sie ihm nicht
auf den Kopff gefallen, und etwa gar ein Loch hin-
ein geschlagen. Demnach gab es abermahls et-
was zu lachen, denn seine Cameraden hiessen ihn
nicht anders als den Jrrwisch-Schiesser. Als
aber mein Bruder, der zu mir und auf mein Schiff
gekommen, sich selbsten über die Jrrwische zu är-
gern schien, sprach ich: stille, mein Bruder! wir
wollen bald keinen Jrrwisch mehr sehen; Dero-
wegen ließ ich, nicht etwa aus Frevel, sondern zu
Reinigung der Lufft, mit Canonen Feuer unter
die Jrrwische geben, welche denn binnen einer hal-
ben Minute Schaarenweise verschwunden, oder
sich in die See versenckten.

Fernerweit kan ich eben nicht sagen, daß uns
fatal zu seyn scheinende Begebenheiten zugestossen

wären,

Waſſer auſſerordentlich ſaltzig waͤre, oder ſonſten
vielleicht was zaͤhes und ſchleimiges in ſich haͤtte.

Demnach war einer, und zwar ein alter wohl-
verſuchter See-Mann dermaſſen behertzt und fre-
vel, daß er auf einen groſſen Jrrwiſch, den er vor
einen commandirenden Officier der Jrrwiſche
anſehen und ausgeben wolte, ſein Gewehr loͤſete,
denſelben auch, dem Scheine nach, dermaſſen wohl
traf, daß er ſich ſchleunig untertauchte, und dem
Scheine nach, verſincken muſte.

Jndem ich ihn nun vor dem Schuſſe gewar-
net hatte, ſolche Poſſen bleiben zu laſſen, ſo gab es
ein ziemlich ſtarckes Gelaͤchter, als gleich nach ge-
ſchehenem Schuſſe oben vom Maſtbaume herun-
ter eine ziemlich ſtarcke Stange und vor die Fuͤſſe
fiel, ſo daß er noch Urſach hatte, dem Himmel zu
dancken, welcher abgewendet, daß ſie ihm nicht
auf den Kopff gefallen, und etwa gar ein Loch hin-
ein geſchlagen. Demnach gab es abermahls et-
was zu lachen, denn ſeine Cameraden hieſſen ihn
nicht anders als den Jrrwiſch-Schieſſer. Als
aber mein Bruder, der zu mir und auf mein Schiff
gekommen, ſich ſelbſten uͤber die Jrrwiſche zu aͤr-
gern ſchien, ſprach ich: ſtille, mein Bruder! wir
wollen bald keinen Jrrwiſch mehr ſehen; Dero-
wegen ließ ich, nicht etwa aus Frevel, ſondern zu
Reinigung der Lufft, mit Canonen Feuer unter
die Jrrwiſche geben, welche denn binnen einer hal-
ben Minute Schaarenweiſe verſchwunden, oder
ſich in die See verſenckten.

Fernerweit kan ich eben nicht ſagen, daß uns
fatal zu ſeyn ſcheinende Begebenheiten zugeſtoſſen

waͤren,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0204" n="194"/>
Wa&#x017F;&#x017F;er au&#x017F;&#x017F;erordentlich &#x017F;altzig wa&#x0364;re, oder &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
vielleicht was za&#x0364;hes und &#x017F;chleimiges in &#x017F;ich ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p>Demnach war einer, und zwar ein alter wohl-<lb/>
ver&#x017F;uchter See-Mann derma&#x017F;&#x017F;en behertzt und fre-<lb/>
vel, daß er auf einen gro&#x017F;&#x017F;en Jrrwi&#x017F;ch, den er vor<lb/>
einen <hi rendition="#aq">commandir</hi>enden <hi rendition="#aq">Officier</hi> der Jrrwi&#x017F;che<lb/>
an&#x017F;ehen und ausgeben wolte, &#x017F;ein Gewehr lo&#x0364;&#x017F;ete,<lb/>
den&#x017F;elben auch, dem Scheine nach, derma&#x017F;&#x017F;en wohl<lb/>
traf, daß er &#x017F;ich &#x017F;chleunig untertauchte, und dem<lb/>
Scheine nach, ver&#x017F;incken mu&#x017F;te.</p><lb/>
        <p>Jndem ich ihn nun vor dem Schu&#x017F;&#x017F;e gewar-<lb/>
net hatte, &#x017F;olche Po&#x017F;&#x017F;en bleiben zu la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o gab es<lb/>
ein ziemlich &#x017F;tarckes Gela&#x0364;chter, als gleich nach ge-<lb/>
&#x017F;chehenem Schu&#x017F;&#x017F;e oben vom Ma&#x017F;tbaume herun-<lb/>
ter eine ziemlich &#x017F;tarcke Stange und vor die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
fiel, &#x017F;o daß er noch Ur&#x017F;ach hatte, dem Himmel zu<lb/>
dancken, welcher abgewendet, daß &#x017F;ie ihm nicht<lb/>
auf den Kopff gefallen, und etwa gar ein Loch hin-<lb/>
ein ge&#x017F;chlagen. Demnach gab es abermahls et-<lb/>
was zu lachen, denn &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Camerad</hi>en hie&#x017F;&#x017F;en ihn<lb/>
nicht anders als den Jrrwi&#x017F;ch-Schie&#x017F;&#x017F;er. Als<lb/>
aber mein Bruder, der zu mir und auf mein Schiff<lb/>
gekommen, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten u&#x0364;ber die Jrrwi&#x017F;che zu a&#x0364;r-<lb/>
gern &#x017F;chien, &#x017F;prach ich: &#x017F;tille, mein Bruder! wir<lb/>
wollen bald keinen Jrrwi&#x017F;ch mehr &#x017F;ehen; Dero-<lb/>
wegen ließ ich, nicht etwa aus Frevel, &#x017F;ondern zu<lb/>
Reinigung der Lufft, mit <hi rendition="#aq">Canon</hi>en Feuer unter<lb/>
die Jrrwi&#x017F;che geben, welche denn binnen einer hal-<lb/>
ben Minute Schaarenwei&#x017F;e ver&#x017F;chwunden, oder<lb/>
&#x017F;ich in die See ver&#x017F;enckten.</p><lb/>
        <p>Fernerweit kan ich eben nicht &#x017F;agen, daß uns<lb/><hi rendition="#aq">fatal</hi> zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinende Begebenheiten zuge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wa&#x0364;ren,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0204] Waſſer auſſerordentlich ſaltzig waͤre, oder ſonſten vielleicht was zaͤhes und ſchleimiges in ſich haͤtte. Demnach war einer, und zwar ein alter wohl- verſuchter See-Mann dermaſſen behertzt und fre- vel, daß er auf einen groſſen Jrrwiſch, den er vor einen commandirenden Officier der Jrrwiſche anſehen und ausgeben wolte, ſein Gewehr loͤſete, denſelben auch, dem Scheine nach, dermaſſen wohl traf, daß er ſich ſchleunig untertauchte, und dem Scheine nach, verſincken muſte. Jndem ich ihn nun vor dem Schuſſe gewar- net hatte, ſolche Poſſen bleiben zu laſſen, ſo gab es ein ziemlich ſtarckes Gelaͤchter, als gleich nach ge- ſchehenem Schuſſe oben vom Maſtbaume herun- ter eine ziemlich ſtarcke Stange und vor die Fuͤſſe fiel, ſo daß er noch Urſach hatte, dem Himmel zu dancken, welcher abgewendet, daß ſie ihm nicht auf den Kopff gefallen, und etwa gar ein Loch hin- ein geſchlagen. Demnach gab es abermahls et- was zu lachen, denn ſeine Cameraden hieſſen ihn nicht anders als den Jrrwiſch-Schieſſer. Als aber mein Bruder, der zu mir und auf mein Schiff gekommen, ſich ſelbſten uͤber die Jrrwiſche zu aͤr- gern ſchien, ſprach ich: ſtille, mein Bruder! wir wollen bald keinen Jrrwiſch mehr ſehen; Dero- wegen ließ ich, nicht etwa aus Frevel, ſondern zu Reinigung der Lufft, mit Canonen Feuer unter die Jrrwiſche geben, welche denn binnen einer hal- ben Minute Schaarenweiſe verſchwunden, oder ſich in die See verſenckten. Fernerweit kan ich eben nicht ſagen, daß uns fatal zu ſeyn ſcheinende Begebenheiten zugeſtoſſen waͤren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/204
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/204>, abgerufen am 12.05.2024.