Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Hoffnung, daß wir noch mehr Minions erlegen,
und mit deren Bälgen unserm Frauenzimmer ein
Praesent machen wolten.

Allein bey dieser Gelegenheit wiederfuhr uns
eine Erstaunens-würdige Begebenheit, denn da
Mons. Litzberg, Mons. Cramer und ich, auf klei-
nen Klötzern neben einander sassen, und unsere
Augen über die See, nach der Jnsul Groß-Fel-
senburg hingewandt hatten, kam, ehe wir uns de-
ren vermutheten, eine erstlich dick scheinende Wol-
cke aus dem Meere in Gestalt einer runden Kugel
auf das Ufer herauf gekollert, welche sich denn im-
mer näher und näher nach unserer Hütte zu zu
kollern schien; allein wenige Minuten hernach
verwandelte sich diese Wolcke in die Gestalt eines
Mannes, der ein blutrothes Kleid anzuhaben
schien, wie wir denn dieses bey dem hellgläntzenden
Mondenschein, der, so zu sagen, fast die Nacht
zum Tage machte, aufs allergenaueste beobachten
konten; indem aber unsere Lauber-Hütte dem
Grabmahle des Don Juan de Silves dergestalt
nahe entgegen gelegen, daß man wohl mit einer
Pistolen-Kugel in den Stein-Hauffen hätte schies-
sen können, so wurden wir mit fast noch grössern
Erstaunen gewahr, daß aus jetzt gemeldten Stein-
Hauffen ein dicker schwartzer Nebel aufstieg, wel-
cher sich doch binnen wenig Minuten immer dichter
zusammen zog, und endlich ebenfalls in die Gestalt
einer Manns-Person verwandelte, die ein gleich-
förmiges blutrothes Kleid, mit der schon gemeld-
ten aus der See gekommenen Person am Leibe
zu tragen schien, denn wir konten bey dem unver-

gleichli-

Hoffnung, daß wir noch mehr Minions erlegen,
und mit deren Baͤlgen unſerm Frauenzimmer ein
Præſent machen wolten.

Allein bey dieſer Gelegenheit wiederfuhr uns
eine Erſtaunens-wuͤrdige Begebenheit, denn da
Monſ. Litzberg, Monſ. Cramer und ich, auf klei-
nen Kloͤtzern neben einander ſaſſen, und unſere
Augen uͤber die See, nach der Jnſul Groß-Fel-
ſenburg hingewandt hatten, kam, ehe wir uns de-
ren vermutheten, eine erſtlich dick ſcheinende Wol-
cke aus dem Meere in Geſtalt einer runden Kugel
auf das Ufer herauf gekollert, welche ſich denn im-
mer naͤher und naͤher nach unſerer Huͤtte zu zu
kollern ſchien; allein wenige Minuten hernach
verwandelte ſich dieſe Wolcke in die Geſtalt eines
Mannes, der ein blutrothes Kleid anzuhaben
ſchien, wie wir denn dieſes bey dem hellglaͤntzenden
Mondenſchein, der, ſo zu ſagen, faſt die Nacht
zum Tage machte, aufs allergenaueſte beobachten
konten; indem aber unſere Lauber-Huͤtte dem
Grabmahle des Don Juan de Silves dergeſtalt
nahe entgegen gelegen, daß man wohl mit einer
Piſtolen-Kugel in den Stein-Hauffen haͤtte ſchieſ-
ſen koͤnnen, ſo wurden wir mit faſt noch groͤſſern
Erſtaunen gewahr, daß aus jetzt gemeldten Stein-
Hauffen ein dicker ſchwartzer Nebel aufſtieg, wel-
cher ſich doch binnen wenig Minuten immer dichter
zuſammen zog, und endlich ebenfalls in die Geſtalt
einer Manns-Perſon verwandelte, die ein gleich-
foͤrmiges blutrothes Kleid, mit der ſchon gemeld-
ten aus der See gekommenen Perſon am Leibe
zu tragen ſchien, denn wir konten bey dem unver-

gleichli-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0342" n="332"/>
Hoffnung, daß wir noch mehr <hi rendition="#aq">Minions</hi> erlegen,<lb/>
und mit deren Ba&#x0364;lgen un&#x017F;erm Frauenzimmer ein<lb/><hi rendition="#aq">Præ&#x017F;ent</hi> machen wolten.</p><lb/>
        <p>Allein bey die&#x017F;er Gelegenheit wiederfuhr uns<lb/>
eine Er&#x017F;taunens-wu&#x0364;rdige Begebenheit, denn da<lb/><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Litzberg, <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Cramer und ich, auf klei-<lb/>
nen Klo&#x0364;tzern neben einander &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en, und un&#x017F;ere<lb/>
Augen u&#x0364;ber die See, nach der Jn&#x017F;ul Groß-Fel-<lb/>
&#x017F;enburg hingewandt hatten, kam, ehe wir uns de-<lb/>
ren vermutheten, eine er&#x017F;tlich dick &#x017F;cheinende Wol-<lb/>
cke aus dem Meere in Ge&#x017F;talt einer runden Kugel<lb/>
auf das Ufer herauf gekollert, welche &#x017F;ich denn im-<lb/>
mer na&#x0364;her und na&#x0364;her nach un&#x017F;erer Hu&#x0364;tte zu zu<lb/>
kollern &#x017F;chien; allein wenige Minuten hernach<lb/>
verwandelte &#x017F;ich die&#x017F;e Wolcke in die Ge&#x017F;talt eines<lb/>
Mannes, der ein blutrothes Kleid anzuhaben<lb/>
&#x017F;chien, wie wir denn die&#x017F;es bey dem hellgla&#x0364;ntzenden<lb/>
Monden&#x017F;chein, der, &#x017F;o zu &#x017F;agen, fa&#x017F;t die Nacht<lb/>
zum Tage machte, aufs allergenaue&#x017F;te beobachten<lb/>
konten; indem aber un&#x017F;ere Lauber-Hu&#x0364;tte dem<lb/>
Grabmahle des <hi rendition="#aq">Don Juan de Silves</hi> derge&#x017F;talt<lb/>
nahe entgegen gelegen, daß man wohl mit einer<lb/>
Pi&#x017F;tolen-Kugel in den Stein-Hauffen ha&#x0364;tte &#x017F;chie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ko&#x0364;nnen, &#x017F;o wurden wir mit fa&#x017F;t noch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Er&#x017F;taunen gewahr, daß aus jetzt gemeldten Stein-<lb/>
Hauffen ein dicker &#x017F;chwartzer Nebel auf&#x017F;tieg, wel-<lb/>
cher &#x017F;ich doch binnen wenig Minuten immer dichter<lb/>
zu&#x017F;ammen zog, und endlich ebenfalls in die Ge&#x017F;talt<lb/>
einer Manns-Per&#x017F;on verwandelte, die ein gleich-<lb/>
fo&#x0364;rmiges blutrothes Kleid, mit der &#x017F;chon gemeld-<lb/>
ten aus der See gekommenen Per&#x017F;on am Leibe<lb/>
zu tragen &#x017F;chien, denn wir konten bey dem unver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gleichli-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0342] Hoffnung, daß wir noch mehr Minions erlegen, und mit deren Baͤlgen unſerm Frauenzimmer ein Præſent machen wolten. Allein bey dieſer Gelegenheit wiederfuhr uns eine Erſtaunens-wuͤrdige Begebenheit, denn da Monſ. Litzberg, Monſ. Cramer und ich, auf klei- nen Kloͤtzern neben einander ſaſſen, und unſere Augen uͤber die See, nach der Jnſul Groß-Fel- ſenburg hingewandt hatten, kam, ehe wir uns de- ren vermutheten, eine erſtlich dick ſcheinende Wol- cke aus dem Meere in Geſtalt einer runden Kugel auf das Ufer herauf gekollert, welche ſich denn im- mer naͤher und naͤher nach unſerer Huͤtte zu zu kollern ſchien; allein wenige Minuten hernach verwandelte ſich dieſe Wolcke in die Geſtalt eines Mannes, der ein blutrothes Kleid anzuhaben ſchien, wie wir denn dieſes bey dem hellglaͤntzenden Mondenſchein, der, ſo zu ſagen, faſt die Nacht zum Tage machte, aufs allergenaueſte beobachten konten; indem aber unſere Lauber-Huͤtte dem Grabmahle des Don Juan de Silves dergeſtalt nahe entgegen gelegen, daß man wohl mit einer Piſtolen-Kugel in den Stein-Hauffen haͤtte ſchieſ- ſen koͤnnen, ſo wurden wir mit faſt noch groͤſſern Erſtaunen gewahr, daß aus jetzt gemeldten Stein- Hauffen ein dicker ſchwartzer Nebel aufſtieg, wel- cher ſich doch binnen wenig Minuten immer dichter zuſammen zog, und endlich ebenfalls in die Geſtalt einer Manns-Perſon verwandelte, die ein gleich- foͤrmiges blutrothes Kleid, mit der ſchon gemeld- ten aus der See gekommenen Perſon am Leibe zu tragen ſchien, denn wir konten bey dem unver- gleichli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/342
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/342>, abgerufen am 26.05.2024.