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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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&q;bleiben darff. Hadt Acht! ob mein Frantz nicht
&q;kommen, und mich besorgen wird, denn ich habe ihn,
&q;ohngeachtet er taub und stumm ist, dennoch dem
&q;heiligen Francisco zu Ehren getaufft, ihm auch
&q;durch Zeichen sehr viele christliche Lehren und Ein-
&q;bildungen vom Christenthume beygebracht, und
&q;also ist dieser mein getreuer Frantz kein Heyde, son-
&q;dern ein guter Christ.

Wie nun Mirzamanda und ich durch die gros-
se Crystalle sahen, daß sich an der weissen Wand
ein Mann zeigte, welcher einen ziemlich grossen Korb
auf dem Rücken trug, über welchen auch ein langer
Queer-Sack gelegt war, und er auser dem noch in
der einen Hand einen ledernen Schlauch, in der an-
dern aber ein Fisch-Netz hatte, worinnen sich leben-
dige Fische und Krebse befanden, so wurden wir
über diesen Mann, der ein graues Kleid und einen
schönen Persianischen Huth auf seinem Haupte bli-
cken ließ, fast zum hertzlichen Lachen bewogen.

Da nun Urbanus dieses gewahr wurde, fieng
er, als ein gantz freundlicher Mann, den sein silber-
farbener Bart gantz und gar nicht verstellete, indem
die hochrothen Wangen sehr fein darunter hervor
schimmerten, selbsten mit zu lachen an, und sagte:
Sehet, meine lieben Schwestern! dieses ist
die Gestalt meines Frantzens, in welcher er
sich Morgen bey guter Zeit darstellen wird.
Jhr aber werdet diesen Abend bey einer Fla-
sche Wein mit kalter Küche mit mir vorlieb
nehmen müssen, weilen ich heute keine war-
men Speisen habe kochen können.

Ohne ferneres Reden stieg er abermahls auf ei-

ner

&q;bleiben darff. Hadt Acht! ob mein Frantz nicht
&q;kommen, und mich beſorgen wird, denn ich habe ihn,
&q;ohngeachtet er taub und ſtumm iſt, dennoch dem
&q;heiligen Franciſco zu Ehren getaufft, ihm auch
&q;durch Zeichen ſehr viele chriſtliche Lehren und Ein-
&q;bildungen vom Chriſtenthume beygebracht, und
&q;alſo iſt dieſer mein getreuer Frantz kein Heyde, ſon-
&q;dern ein guter Chriſt.

Wie nun Mirzamanda und ich durch die groſ-
ſe Cryſtalle ſahen, daß ſich an der weiſſen Wand
ein Mann zeigte, welcher einen ziemlich groſſen Korb
auf dem Ruͤcken trug, uͤber welchen auch ein langer
Queer-Sack gelegt war, und er auſer dem noch in
der einen Hand einen ledernen Schlauch, in der an-
dern aber ein Fiſch-Netz hatte, worinnen ſich leben-
dige Fiſche und Krebſe befanden, ſo wurden wir
uͤber dieſen Mann, der ein graues Kleid und einen
ſchoͤnen Perſianiſchen Huth auf ſeinem Haupte bli-
cken ließ, faſt zum hertzlichen Lachen bewogen.

Da nun Urbanus dieſes gewahr wurde, fieng
er, als ein gantz freundlicher Mann, den ſein ſilber-
farbener Bart gantz und gar nicht verſtellete, indem
die hochrothen Wangen ſehr fein darunter hervor
ſchimmerten, ſelbſten mit zu lachen an, und ſagte:
Sehet, meine lieben Schweſtern! dieſes iſt
die Geſtalt meines Frantzens, in welcher er
ſich Morgen bey guter Zeit darſtellen wird.
Jhr aber werdet dieſen Abend bey einer Fla-
ſche Wein mit kalter Kuͤche mit mir vorlieb
nehmen muͤſſen, weilen ich heute keine war-
men Speiſen habe kochen koͤnnen.

Ohne ferneres Reden ſtieg er abermahls auf ei-

ner
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[495/0505] &q;bleiben darff. Hadt Acht! ob mein Frantz nicht &q;kommen, und mich beſorgen wird, denn ich habe ihn, &q;ohngeachtet er taub und ſtumm iſt, dennoch dem &q;heiligen Franciſco zu Ehren getaufft, ihm auch &q;durch Zeichen ſehr viele chriſtliche Lehren und Ein- &q;bildungen vom Chriſtenthume beygebracht, und &q;alſo iſt dieſer mein getreuer Frantz kein Heyde, ſon- &q;dern ein guter Chriſt. Wie nun Mirzamanda und ich durch die groſ- ſe Cryſtalle ſahen, daß ſich an der weiſſen Wand ein Mann zeigte, welcher einen ziemlich groſſen Korb auf dem Ruͤcken trug, uͤber welchen auch ein langer Queer-Sack gelegt war, und er auſer dem noch in der einen Hand einen ledernen Schlauch, in der an- dern aber ein Fiſch-Netz hatte, worinnen ſich leben- dige Fiſche und Krebſe befanden, ſo wurden wir uͤber dieſen Mann, der ein graues Kleid und einen ſchoͤnen Perſianiſchen Huth auf ſeinem Haupte bli- cken ließ, faſt zum hertzlichen Lachen bewogen. Da nun Urbanus dieſes gewahr wurde, fieng er, als ein gantz freundlicher Mann, den ſein ſilber- farbener Bart gantz und gar nicht verſtellete, indem die hochrothen Wangen ſehr fein darunter hervor ſchimmerten, ſelbſten mit zu lachen an, und ſagte: Sehet, meine lieben Schweſtern! dieſes iſt die Geſtalt meines Frantzens, in welcher er ſich Morgen bey guter Zeit darſtellen wird. Jhr aber werdet dieſen Abend bey einer Fla- ſche Wein mit kalter Kuͤche mit mir vorlieb nehmen muͤſſen, weilen ich heute keine war- men Speiſen habe kochen koͤnnen. Ohne ferneres Reden ſtieg er abermahls auf ei- ner

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/505>, abgerufen am 06.06.2024.