Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

und gewiß, daß um selbige Zeit schwerlich ein rei-
cherer Schiffs-Capitain weit und breit auf der
offenbaren See anzutreffen gewesen sey, als unser
Capitain Horn Jun. indem der allermeiste Theil
der Ladung sein Eigenthum ist, so daß er damit
schalten und walten kan, wie er nur immer will,
jedoch haben wir alle das Vertrauen zu seiner
Redlichkeit, daß er nicht allein diesen meinen 4ten
Theil des Berichts von den Felsenburgischen Ge-
schichten, sondern auch alle ihm anvertraute Brie-
fe und Geschencke an gehörige Orte bestellen wird.

Es gieng demnach derselbe um die bestimmte
Zeit, da sich ein geneigter Wind vor seine Seegel
erhub, ohne fernern Aufenthalt mit allem seinen
Volcke in vollen Vergnügen zu Schiffe; jedoch
war der letzte Abschied des Capitain Horns Jun.
den er nicht allein bey seinem Bruder, sondern auch
dem Regenten, Aeltesten und Vorstehern der Ge-
meinden, kurtz, von allen Jnsulanern nahm, der-
gestalt zärtlich und beweglich anzusehen, daß sich
weder Alte noch Junge der Thränen enthalten
konten, deren denn auf beyden Theilen viele 1000.
vergossen wurden.

Er fuhr mit Aufgang der Sonne ab, dero-
wegen ist unser Wunsch und Gebet zu GOtt, daß
ihm derselbe die Glücks-Sonne in seinem gantzen
Leben nicht wolle untergehen lassen. Auf unsern Hö-
hen liessen sich| Paucken, Trompeten und allerhand
audere musicalische Jnstrumente hören, worbey
denn aus denen Canonen immer eine scharffe Ladung
nach der andern gegeben, auch etliche Bomben in
die See gespielet wurden; worauf er, wie wir wohl

verneh-

und gewiß, daß um ſelbige Zeit ſchwerlich ein rei-
cherer Schiffs-Capitain weit und breit auf der
offenbaren See anzutreffen geweſen ſey, als unſer
Capitain Horn Jun. indem der allermeiſte Theil
der Ladung ſein Eigenthum iſt, ſo daß er damit
ſchalten und walten kan, wie er nur immer will,
jedoch haben wir alle das Vertrauen zu ſeiner
Redlichkeit, daß er nicht allein dieſen meinen 4ten
Theil des Berichts von den Felſenburgiſchen Ge-
ſchichten, ſondern auch alle ihm anvertraute Brie-
fe und Geſchencke an gehoͤrige Orte beſtellen wird.

Es gieng demnach derſelbe um die beſtimmte
Zeit, da ſich ein geneigter Wind vor ſeine Seegel
erhub, ohne fernern Aufenthalt mit allem ſeinen
Volcke in vollen Vergnuͤgen zu Schiffe; jedoch
war der letzte Abſchied des Capitain Horns Jun.
den er nicht allein bey ſeinem Bruder, ſondern auch
dem Regenten, Aelteſten und Vorſtehern der Ge-
meinden, kurtz, von allen Jnſulanern nahm, der-
geſtalt zaͤrtlich und beweglich anzuſehen, daß ſich
weder Alte noch Junge der Thraͤnen enthalten
konten, deren denn auf beyden Theilen viele 1000.
vergoſſen wurden.

Er fuhr mit Aufgang der Sonne ab, dero-
wegen iſt unſer Wunſch und Gebet zu GOtt, daß
ihm derſelbe die Gluͤcks-Sonne in ſeinem gantzen
Leben nicht wolle untergehen laſſen. Auf unſern Hoͤ-
hen lieſſen ſich| Paucken, Trompeten und allerhand
audere muſicaliſche Jnſtrumente hoͤren, worbey
denn aus denen Canonen im̃er eine ſcharffe Ladung
nach der andern gegeben, auch etliche Bomben in
die See geſpielet wurden; worauf er, wie wir wohl

verneh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0553" n="543"/>
und gewiß, daß um &#x017F;elbige Zeit &#x017F;chwerlich ein rei-<lb/>
cherer Schiffs-<hi rendition="#aq">Capitain</hi> weit und breit auf der<lb/>
offenbaren See anzutreffen gewe&#x017F;en &#x017F;ey, als un&#x017F;er<lb/><hi rendition="#aq">Capitain</hi> <hi rendition="#fr">Horn</hi> <hi rendition="#aq">Jun.</hi> indem der allermei&#x017F;te Theil<lb/>
der Ladung &#x017F;ein Eigenthum i&#x017F;t, &#x017F;o daß er damit<lb/>
&#x017F;chalten und walten kan, wie er nur immer will,<lb/>
jedoch haben wir alle das Vertrauen zu &#x017F;einer<lb/>
Redlichkeit, daß er nicht allein die&#x017F;en meinen 4ten<lb/>
Theil des Berichts von den Fel&#x017F;enburgi&#x017F;chen Ge-<lb/>
&#x017F;chichten, &#x017F;ondern auch alle ihm anvertraute Brie-<lb/>
fe und Ge&#x017F;chencke an geho&#x0364;rige Orte be&#x017F;tellen wird.</p><lb/>
              <p>Es gieng demnach der&#x017F;elbe um die be&#x017F;timmte<lb/>
Zeit, da &#x017F;ich ein geneigter Wind vor &#x017F;eine Seegel<lb/>
erhub, ohne fernern Aufenthalt mit allem &#x017F;einen<lb/>
Volcke in vollen Vergnu&#x0364;gen zu Schiffe; jedoch<lb/>
war der letzte Ab&#x017F;chied des <hi rendition="#aq">Capitain</hi> <hi rendition="#fr">Horns</hi> <hi rendition="#aq">Jun.</hi><lb/>
den er nicht allein bey &#x017F;einem Bruder, &#x017F;ondern auch<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Regent</hi>en, Aelte&#x017F;ten und Vor&#x017F;tehern der Ge-<lb/>
meinden, kurtz, von allen Jn&#x017F;ulanern nahm, der-<lb/>
ge&#x017F;talt za&#x0364;rtlich und beweglich anzu&#x017F;ehen, daß &#x017F;ich<lb/>
weder Alte noch Junge der Thra&#x0364;nen enthalten<lb/>
konten, deren denn auf beyden Theilen viele 1000.<lb/>
vergo&#x017F;&#x017F;en wurden.</p><lb/>
              <p>Er fuhr mit Aufgang der Sonne ab, dero-<lb/>
wegen i&#x017F;t un&#x017F;er Wun&#x017F;ch und Gebet zu GOtt, daß<lb/>
ihm der&#x017F;elbe die Glu&#x0364;cks-Sonne in &#x017F;einem gantzen<lb/>
Leben nicht wolle untergehen la&#x017F;&#x017F;en. Auf un&#x017F;ern Ho&#x0364;-<lb/>
hen lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich| Paucken, Trompeten und allerhand<lb/>
audere <hi rendition="#aq">mu&#x017F;icali</hi>&#x017F;che Jn&#x017F;trumente ho&#x0364;ren, worbey<lb/>
denn aus denen <hi rendition="#aq">Canon</hi>en im&#x0303;er eine &#x017F;charffe Ladung<lb/>
nach der andern gegeben, auch etliche <hi rendition="#aq">Bomb</hi>en in<lb/>
die See ge&#x017F;pielet wurden; worauf er, wie wir wohl<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">verneh-</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[543/0553] und gewiß, daß um ſelbige Zeit ſchwerlich ein rei- cherer Schiffs-Capitain weit und breit auf der offenbaren See anzutreffen geweſen ſey, als unſer Capitain Horn Jun. indem der allermeiſte Theil der Ladung ſein Eigenthum iſt, ſo daß er damit ſchalten und walten kan, wie er nur immer will, jedoch haben wir alle das Vertrauen zu ſeiner Redlichkeit, daß er nicht allein dieſen meinen 4ten Theil des Berichts von den Felſenburgiſchen Ge- ſchichten, ſondern auch alle ihm anvertraute Brie- fe und Geſchencke an gehoͤrige Orte beſtellen wird. Es gieng demnach derſelbe um die beſtimmte Zeit, da ſich ein geneigter Wind vor ſeine Seegel erhub, ohne fernern Aufenthalt mit allem ſeinen Volcke in vollen Vergnuͤgen zu Schiffe; jedoch war der letzte Abſchied des Capitain Horns Jun. den er nicht allein bey ſeinem Bruder, ſondern auch dem Regenten, Aelteſten und Vorſtehern der Ge- meinden, kurtz, von allen Jnſulanern nahm, der- geſtalt zaͤrtlich und beweglich anzuſehen, daß ſich weder Alte noch Junge der Thraͤnen enthalten konten, deren denn auf beyden Theilen viele 1000. vergoſſen wurden. Er fuhr mit Aufgang der Sonne ab, dero- wegen iſt unſer Wunſch und Gebet zu GOtt, daß ihm derſelbe die Gluͤcks-Sonne in ſeinem gantzen Leben nicht wolle untergehen laſſen. Auf unſern Hoͤ- hen lieſſen ſich| Paucken, Trompeten und allerhand audere muſicaliſche Jnſtrumente hoͤren, worbey denn aus denen Canonen im̃er eine ſcharffe Ladung nach der andern gegeben, auch etliche Bomben in die See geſpielet wurden; worauf er, wie wir wohl verneh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/553
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/553>, abgerufen am 12.05.2024.