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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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anwenden kan. Der Unter-Leib dieses Bildes
hat gerade über der männlichen Schaam eine
Frosch-Gestalt. Der Frosch bestehet aus einem
wässerigen weiblichen Element, und bedeutet also
den weiblichen Samen, der unter der männlichen
Ruthe eben mangelt, die denn dadurch sich verhin-
dert siehet, etwas vollkommenes für sich selbst zu
produciren. Von diesem weiblichen Samens-
Principio wird hernach unten noch weiter gehan-
delt werden. Dieser männliche Same hat seinen
Uhrsprung, wie wir oben gemeldet, aus der Sonne,
die solche feurige Samens-Krafft durch eine stete
Bewegung circa Centrum ausstrahlet, und in
die gantze Welt ausstreuet. Und werden diese
Samens-Kräffte der Himmel genennet. Die-
ses ist nun ein grosses Meer, mit unzehlig viel
solchen feurigen lebendig-machenden, alles erhi-
tzenden Particulis angefüllet. Weil sie nun das
allersubtilste Feuer sind, so sind sie auch das aller-
kräfftigste, beweglichste Leben, fangen durch solche
Bewegung an, sich unter einander zu erhitzen,
kommen darüber in Fermentation, und ihre sub-
til
en Lebens-Geister werden dadurch dicke gemacht,
und fallen wegen ihrer Schwere herab in die Lufft-
Region, als den andern Theil des männlichen
Samens. Hier hat nun dieser Lufft-Same, nach-
dem er durch den täglichen Zufluß aus dem Him-
mel immer feuriger wird, alsdenn Hitze genug,
in dieser Region sich von neuen in die Agitation
bringen zu lassen. Daraus endlich eine Fermen-
tio
n und Verdickung entstehet, daß er in einem
Nebel, Dunst und Dampff, zuletzt in einem

Thau

anwenden kan. Der Unter-Leib dieſes Bildes
hat gerade uͤber der maͤnnlichen Schaam eine
Froſch-Geſtalt. Der Froſch beſtehet aus einem
waͤſſerigen weiblichen Element, und bedeutet alſo
den weiblichen Samen, der unter der maͤnnlichen
Ruthe eben mangelt, die denn dadurch ſich verhin-
dert ſiehet, etwas vollkommenes fuͤr ſich ſelbſt zu
produciren. Von dieſem weiblichen Samens-
Principio wird hernach unten noch weiter gehan-
delt werden. Dieſer maͤnnliche Same hat ſeinen
Uhrſprung, wie wir oben gemeldet, aus der Sonne,
die ſolche feurige Samens-Krafft durch eine ſtete
Bewegung circa Centrum ausſtrahlet, und in
die gantze Welt ausſtreuet. Und werden dieſe
Samens-Kraͤffte der Himmel genennet. Die-
ſes iſt nun ein groſſes Meer, mit unzehlig viel
ſolchen feurigen lebendig-machenden, alles erhi-
tzenden Particulis angefuͤllet. Weil ſie nun das
allerſubtilſte Feuer ſind, ſo ſind ſie auch das aller-
kraͤfftigſte, beweglichſte Leben, fangen durch ſolche
Bewegung an, ſich unter einander zu erhitzen,
kommen daruͤber in Fermentation, und ihre ſub-
til
en Lebens-Geiſter werden dadurch dicke gemacht,
und fallen wegen ihrer Schwere herab in die Lufft-
Region, als den andern Theil des maͤnnlichen
Samens. Hier hat nun dieſer Lufft-Same, nach-
dem er durch den taͤglichen Zufluß aus dem Him-
mel immer feuriger wird, alsdenn Hitze genug,
in dieſer Region ſich von neuen in die Agitation
bringen zu laſſen. Daraus endlich eine Fermen-
tio
n und Verdickung entſtehet, daß er in einem
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[559/0569] anwenden kan. Der Unter-Leib dieſes Bildes hat gerade uͤber der maͤnnlichen Schaam eine Froſch-Geſtalt. Der Froſch beſtehet aus einem waͤſſerigen weiblichen Element, und bedeutet alſo den weiblichen Samen, der unter der maͤnnlichen Ruthe eben mangelt, die denn dadurch ſich verhin- dert ſiehet, etwas vollkommenes fuͤr ſich ſelbſt zu produciren. Von dieſem weiblichen Samens- Principio wird hernach unten noch weiter gehan- delt werden. Dieſer maͤnnliche Same hat ſeinen Uhrſprung, wie wir oben gemeldet, aus der Sonne, die ſolche feurige Samens-Krafft durch eine ſtete Bewegung circa Centrum ausſtrahlet, und in die gantze Welt ausſtreuet. Und werden dieſe Samens-Kraͤffte der Himmel genennet. Die- ſes iſt nun ein groſſes Meer, mit unzehlig viel ſolchen feurigen lebendig-machenden, alles erhi- tzenden Particulis angefuͤllet. Weil ſie nun das allerſubtilſte Feuer ſind, ſo ſind ſie auch das aller- kraͤfftigſte, beweglichſte Leben, fangen durch ſolche Bewegung an, ſich unter einander zu erhitzen, kommen daruͤber in Fermentation, und ihre ſub- tilen Lebens-Geiſter werden dadurch dicke gemacht, und fallen wegen ihrer Schwere herab in die Lufft- Region, als den andern Theil des maͤnnlichen Samens. Hier hat nun dieſer Lufft-Same, nach- dem er durch den taͤglichen Zufluß aus dem Him- mel immer feuriger wird, alsdenn Hitze genug, in dieſer Region ſich von neuen in die Agitation bringen zu laſſen. Daraus endlich eine Fermen- tion und Verdickung entſtehet, daß er in einem Nebel, Dunſt und Dampff, zuletzt in einem Thau

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/569>, abgerufen am 12.05.2024.