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Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658.

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muste sie gantzer zwantzig Jahre erdulden So oft
sie eines Griechen Todt nennen hörte/ so offt
bestund ihr das Geblüthe/ so offt erzitterte Sie.
Wes hatte die Königin Halcyone nicht für
schreckliche Träume/ unter wehrender Reise ih-
res Liebsten? Der Todt des Königes/ und die
Abscheuligkeit des drauf erfolgeten Schiffbruchs/
legten dero Deutung aus. Was erfuhre die Ve-
nus,
so bald ihr Adonis von ihr schiede/ für eine
klägliche Zeitung und Post; Wurde Er nicht
von einem wilden Eber gehauen und umbracht!
Die Königin Dido sahe ihren AEneam von ihr
scheiden/ aber er kam nicht wieder. Vnd gesetzt/
man hette sich nicht des geringsten zu befahren;
so ist doch die Abwesenheit/ an ihr selbsten ein
unverträglich Ding. O Himmel! ist es dein Wille/ so
blicke mich mit geneigten Augen an; Hemme
diesen Fortgang/ unnd laß diese Reise nicht von
statten gehen/ denn du weist/
Euphronie kömbt wieder.
Jch komme nun wieder/ meine Jungfer/ wie-
wol unverrichteter Sachen/ denn Floretto ist nir-
gends/ weder zu Hause/ noch anders wo zu fin-
den. So habe ich auch weder den Amandus noch
iemand von den Seinen vermercken können, ich be-
fa[h]re/ wir haben uns zu lange geseumet/ und sey,
die Reise wohl schon allbereit geschehen.

Eme-
muſte ſie gantzer zwantzig Jahre erdulden So oft
ſie eines Griechen Todt nennen hoͤrte/ ſo offt
beſtund ihr das Gebluͤthe/ ſo offt erzitterte Sie.
Wes hatte die Koͤnigin Halcyone nicht fuͤr
ſchreckliche Traͤume/ unter wehrender Reiſe ih-
res Liebſten? Der Todt des Koͤniges/ und die
Abſcheuligkeit des drauf erfolgeten Schiffbruchs/
legten dero Deutung aus. Was erfuhre die Ve-
nus,
ſo bald ihr Adonis von ihr ſchiede/ fuͤr eine
klaͤgliche Zeitung und Poſt; Wurde Er nicht
von einem wilden Eber gehauen und umbracht!
Die Koͤnigin Dido ſahe ihren Æneam von ihr
ſcheiden/ aber er kam nicht wieder. Vnd geſetzt/
man hette ſich nicht des geringſten zu befahren;
ſo iſt doch die Abweſenheit/ an ihr ſelbſten ein
unvertraͤglich Ding. O Him̃el! iſt es dein Wille/ ſo
blicke mich mit geneigten Augen an; Hemme
dieſen Fortgang/ unnd laß dieſe Reiſe nicht von
ſtatten gehen/ denn du weiſt/
Euphronie koͤmbt wieder.
Jch komme nun wieder/ meine Jungfer/ wie-
wol unverrichteter Sachen/ denn Floretto iſt nir-
gends/ weder zu Hauſe/ noch anders wo zu fin-
den. So habe ich auch weder den Amandus noch
iemand von den Seinen vermercken koͤnnen, ich be-
fa[h]re/ wir haben uns zu lange geſeumet/ und ſey,
die Reiſe wohl ſchon allbereit geſchehen.

Eme-
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[0042] muſte ſie gantzer zwantzig Jahre erdulden So oft ſie eines Griechen Todt nennen hoͤrte/ ſo offt beſtund ihr das Gebluͤthe/ ſo offt erzitterte Sie. Wes hatte die Koͤnigin Halcyone nicht fuͤr ſchreckliche Traͤume/ unter wehrender Reiſe ih- res Liebſten? Der Todt des Koͤniges/ und die Abſcheuligkeit des drauf erfolgeten Schiffbruchs/ legten dero Deutung aus. Was erfuhre die Ve- nus, ſo bald ihr Adonis von ihr ſchiede/ fuͤr eine klaͤgliche Zeitung und Poſt; Wurde Er nicht von einem wilden Eber gehauen und umbracht! Die Koͤnigin Dido ſahe ihren Æneam von ihr ſcheiden/ aber er kam nicht wieder. Vnd geſetzt/ man hette ſich nicht des geringſten zu befahren; ſo iſt doch die Abweſenheit/ an ihr ſelbſten ein unvertraͤglich Ding. O Him̃el! iſt es dein Wille/ ſo blicke mich mit geneigten Augen an; Hemme dieſen Fortgang/ unnd laß dieſe Reiſe nicht von ſtatten gehen/ denn du weiſt/ Euphronie koͤmbt wieder. Jch komme nun wieder/ meine Jungfer/ wie- wol unverrichteter Sachen/ denn Floretto iſt nir- gends/ weder zu Hauſe/ noch anders wo zu fin- den. So habe ich auch weder den Amandus noch iemand von den Seinen vermercken koͤnnen, ich be- fahre/ wir haben uns zu lange geſeumet/ und ſey, die Reiſe wohl ſchon allbereit geſchehen. Eme-

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Zitationshilfe: Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658/42>, abgerufen am 28.04.2024.