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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung

GOttes Verheissungen getrauet/ und sich fluchs auf ihr
eigenes Vermögen/ und vermeinte Kräfte mehr ver-
lassen/ und dabei wollen gesichert sein/ als der Göttlichen
Gütigkeit und Gnade geleben/ wodurch sie in das
eitele Laster der Vermessenheit und Verachtung
Göttlicher Hülfe/ Gnade und Beistandes/ hin-
nein gesunken sein.

7. Da sie schuldig gewesen/ GOTT dem Herrn in
allen/ und viel höheren allerdings zu gehorsamen/ haben
sie doch dieses gar leichte Verbot/ die verbotene Frucht
nicht zu essen/ bei verhandenem überflusse allerhand
Früchte/ nicht eines bedenken/ und aus Trotz und Unbe-
dachtsamkeit auch den einigen verbotenen Apfel unter so
viel tausenden/ dennoch anrühren und essen dürfen/ wo-
durch sie auch äusserlich einen rechten Muhtwillen/
Trotz und Frevel wider ihren GOtt begangen.

Entstehet also durch eine vermeinentlich geringe
Sünde/ den Apfelbiß/ eine grosse grausame Menge der
Sünden/ als Ungehorsam/ Unglaube/ Mistrauen/
Aberglaube/ Abgötterei/ Undankbarkeit/ Ho-
fart/ Stoltz/ Vermessenheit/ Verachtung/
Muhtwille/ Trotz/ Frevel/ und gar die ewige Höl-
lenpein.

Weil nun unsere erste Elteren sich gegen ihrem Gotte
also bezeiget/ und dessen unendliches allerheiligstes We-
sen mit solchen siebenderlei erschreklichen Sünden/
durch einen Apfelbiß beleidiget haben/ als ist auch sieben-
derlei Strafübel/ dessen Wirkung leider gleichfalls
unendlich/ durch Gottes Gerechtigkeit erfolget/ nemlich

1. Die offenbare schändliche Blösse/ da alsbald
Adam und Eva in ihrer Sünde nakt und bloß gestan-
den/ die Schande und Verderbung der numehr verkehr-
ten menschlichen Natur schamroht an ihnen verspüret/
das göttliche Licht ihres Verstandes ist in ihnen verdü-

stert/

Nachdenkliche Beſchreibung

GOttes Verheiſſungen getrauet/ und ſich fluchs auf ihr
eigenes Vermoͤgen/ und vermeinte Kraͤfte mehr ver-
laſſen/ und dabei wollen geſichert ſein/ als der Goͤttlichen
Guͤtigkeit und Gnade geleben/ wodurch ſie in das
eitele Laſter der Vermeſſenheit und Verachtung
Goͤttlicher Huͤlfe/ Gnade und Beiſtandes/ hin-
nein geſunken ſein.

7. Da ſie ſchuldig geweſen/ GOTT dem Herꝛn in
allen/ und viel hoͤheren allerdings zu gehorſamen/ haben
ſie doch dieſes gar leichte Verbot/ die verbotene Frucht
nicht zu eſſen/ bei verhandenem uͤberfluſſe allerhand
Fruͤchte/ nicht eines bedenken/ und aus Trotz und Unbe-
dachtſamkeit auch den einigen verbotenen Apfel unter ſo
viel tauſenden/ dennoch anruͤhren und eſſen duͤrfen/ wo-
durch ſie auch aͤuſſerlich einen rechten Muhtwillen/
Trotz und Frevel wider ihren GOtt begangen.

Entſtehet alſo durch eine vermeinentlich geringe
Suͤnde/ den Apfelbiß/ eine groſſe grauſame Menge der
Suͤnden/ als Ungehorſam/ Unglaube/ Mistrauen/
Aberglaube/ Abgoͤtterei/ Undankbarkeit/ Ho-
fart/ Stoltz/ Vermeſſenheit/ Verachtung/
Muhtwille/ Trotz/ Frevel/ und gar die ewige Hoͤl-
lenpein.

Weil nun unſere erſte Elteren ſich gegen ihrem Gotte
alſo bezeiget/ und deſſen unendliches allerheiligſtes We-
ſen mit ſolchen ſiebenderlei erſchreklichen Suͤnden/
durch einen Apfelbiß beleidiget haben/ als iſt auch ſieben-
derlei Strafuͤbel/ deſſen Wirkung leider gleichfalls
unendlich/ durch Gottes Gerechtigkeit erfolget/ nemlich

1. Die offenbare ſchaͤndliche Bloͤſſe/ da alsbald
Adam und Eva in ihrer Suͤnde nakt und bloß geſtan-
den/ die Schande und Verderbung der numehr verkehr-
ten menſchlichen Natur ſchamroht an ihnen verſpuͤret/
das goͤttliche Licht ihres Verſtandes iſt in ihnen verduͤ-

ſtert/

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[326/0394] Nachdenkliche Beſchreibung GOttes Verheiſſungen getrauet/ und ſich fluchs auf ihr eigenes Vermoͤgen/ und vermeinte Kraͤfte mehr ver- laſſen/ und dabei wollen geſichert ſein/ als der Goͤttlichen Guͤtigkeit und Gnade geleben/ wodurch ſie in das eitele Laſter der Vermeſſenheit und Verachtung Goͤttlicher Huͤlfe/ Gnade und Beiſtandes/ hin- nein geſunken ſein. 7. Da ſie ſchuldig geweſen/ GOTT dem Herꝛn in allen/ und viel hoͤheren allerdings zu gehorſamen/ haben ſie doch dieſes gar leichte Verbot/ die verbotene Frucht nicht zu eſſen/ bei verhandenem uͤberfluſſe allerhand Fruͤchte/ nicht eines bedenken/ und aus Trotz und Unbe- dachtſamkeit auch den einigen verbotenen Apfel unter ſo viel tauſenden/ dennoch anruͤhren und eſſen duͤrfen/ wo- durch ſie auch aͤuſſerlich einen rechten Muhtwillen/ Trotz und Frevel wider ihren GOtt begangen. Entſtehet alſo durch eine vermeinentlich geringe Suͤnde/ den Apfelbiß/ eine groſſe grauſame Menge der Suͤnden/ als Ungehorſam/ Unglaube/ Mistrauen/ Aberglaube/ Abgoͤtterei/ Undankbarkeit/ Ho- fart/ Stoltz/ Vermeſſenheit/ Verachtung/ Muhtwille/ Trotz/ Frevel/ und gar die ewige Hoͤl- lenpein. Weil nun unſere erſte Elteren ſich gegen ihrem Gotte alſo bezeiget/ und deſſen unendliches allerheiligſtes We- ſen mit ſolchen ſiebenderlei erſchreklichen Suͤnden/ durch einen Apfelbiß beleidiget haben/ als iſt auch ſieben- derlei Strafuͤbel/ deſſen Wirkung leider gleichfalls unendlich/ durch Gottes Gerechtigkeit erfolget/ nemlich 1. Die offenbare ſchaͤndliche Bloͤſſe/ da alsbald Adam und Eva in ihrer Suͤnde nakt und bloß geſtan- den/ die Schande und Verderbung der numehr verkehr- ten menſchlichen Natur ſchamroht an ihnen verſpuͤret/ das goͤttliche Licht ihres Verſtandes iſt in ihnen verduͤ- ſtert/

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Zitationshilfe:	Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/394>, abgerufen am 29.05.2024.

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