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Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.

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daß, wie er auch wählen mag, auf ihm eine Verpflichtung liegt, welche die Anderen nicht zu tragen haben - alle Möglichkeiten stehen ihm offen, seine Wahl ist unbeschränkt, und wenn er hinter seiner Aufgabe zurückbleibt, dann weinet lieber über ihn, als daß Ihr ihm flucht, denn er war als Kind Gottes geboren!"

Wieder herrschte Schweigen, dann umschlang Peter die Füße des Fremden und rief: "Meister, ich wage nicht diese Botschaft auszurichten. Nicht weil die Menschen sagen könnten: ,Das ist ja Peter Halket, ein gemeiner Soldat, den wir Alle kennen, ein Mensch, der sich Weiber hielt und auf Nigger geschossen hat, der will jetzt den Propheten spielen!' Das ist Alles wahr. Aber habe ich nicht selbst gewünscht -" und er wollte Alles aussprechen, doch jener kam ihm zuvor:

"Peter Simon Halket, wenn zur Schlacht gerufen wird, kommt es dann darauf an, ob die Trompete von gewöhnlichem Zinn ist oder von vergoldetem Silber? Ist die Trompete die Hauptsache oder der Schlachtruf? Was thut es zur Sache, ob ich meine Botschaft durch ein Weib oder ein Kind ergehen lasse? Ist die Wahrheit weniger wahr, weil der Überbringer gering geachtet wird? Ist der Mund, welcher spricht, oder das gesprochne Wort ewig? Doch wenn Du lieber magst, so gehe hin und sage:

daß, wie er auch wählen mag, auf ihm eine Verpflichtung liegt, welche die Anderen nicht zu tragen haben – alle Möglichkeiten stehen ihm offen, seine Wahl ist unbeschränkt, und wenn er hinter seiner Aufgabe zurückbleibt, dann weinet lieber über ihn, als daß Ihr ihm flucht, denn er war als Kind Gottes geboren!“

Wieder herrschte Schweigen, dann umschlang Peter die Füße des Fremden und rief: „Meister, ich wage nicht diese Botschaft auszurichten. Nicht weil die Menschen sagen könnten: ‚Das ist ja Peter Halket, ein gemeiner Soldat, den wir Alle kennen, ein Mensch, der sich Weiber hielt und auf Nigger geschossen hat, der will jetzt den Propheten spielen!‘ Das ist Alles wahr. Aber habe ich nicht selbst gewünscht –“ und er wollte Alles aussprechen, doch jener kam ihm zuvor:

„Peter Simon Halket, wenn zur Schlacht gerufen wird, kommt es dann darauf an, ob die Trompete von gewöhnlichem Zinn ist oder von vergoldetem Silber? Ist die Trompete die Hauptsache oder der Schlachtruf? Was thut es zur Sache, ob ich meine Botschaft durch ein Weib oder ein Kind ergehen lasse? Ist die Wahrheit weniger wahr, weil der Überbringer gering geachtet wird? Ist der Mund, welcher spricht, oder das gesprochne Wort ewig? Doch wenn Du lieber magst, so gehe hin und sage:

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[83/0083] daß, wie er auch wählen mag, auf ihm eine Verpflichtung liegt, welche die Anderen nicht zu tragen haben – alle Möglichkeiten stehen ihm offen, seine Wahl ist unbeschränkt, und wenn er hinter seiner Aufgabe zurückbleibt, dann weinet lieber über ihn, als daß Ihr ihm flucht, denn er war als Kind Gottes geboren!“ Wieder herrschte Schweigen, dann umschlang Peter die Füße des Fremden und rief: „Meister, ich wage nicht diese Botschaft auszurichten. Nicht weil die Menschen sagen könnten: ‚Das ist ja Peter Halket, ein gemeiner Soldat, den wir Alle kennen, ein Mensch, der sich Weiber hielt und auf Nigger geschossen hat, der will jetzt den Propheten spielen!‘ Das ist Alles wahr. Aber habe ich nicht selbst gewünscht –“ und er wollte Alles aussprechen, doch jener kam ihm zuvor: „Peter Simon Halket, wenn zur Schlacht gerufen wird, kommt es dann darauf an, ob die Trompete von gewöhnlichem Zinn ist oder von vergoldetem Silber? Ist die Trompete die Hauptsache oder der Schlachtruf? Was thut es zur Sache, ob ich meine Botschaft durch ein Weib oder ein Kind ergehen lasse? Ist die Wahrheit weniger wahr, weil der Überbringer gering geachtet wird? Ist der Mund, welcher spricht, oder das gesprochne Wort ewig? Doch wenn Du lieber magst, so gehe hin und sage:

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Zitationshilfe: Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/83>, abgerufen am 29.04.2024.