Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

scheiden. Ja Dinge, welche von dem Magnetiseur
berührt waren, wirken, wenn die Empfänglichkeit in
diesen Zustand versetzt zu werden, ihren höchsten Grad
erreicht hat, gleich ihm selber magnetischen Schlaf.
So die magnetisirten Flaschen, bey Heineckens Kran-
ker, die sie vorher aus vielen nicht magnetisirten her-
aus zu finden wußte. Ja die schon wiedererwachte
Kranke, fiel von neuen in magnetischen Schlaf, als
sie die noch zufällig dastehende Flasche im Eifer des
Gesprächs unvermerkt berührt hatte.

Ich weiß nicht ob aus dieser sonderbaren Sympa-
thie mit dem Magnetiseur, nicht zum Theil das er-
klärt werden muß, was die magnetisch Schlafenden zur
Heilung ihrer Krankheit vorschlagen. Heineckens Kran-
ke verlangten stets die Mittel, welche im Geist der
Heilmethode waren, die sich ihr Arzt zu eigen gemacht
hatte. Aderlässe, Brechmittel und Abführungen wa-
ren fast der ganze Kreiß, um welchen sich ihr Wissen
bewegte, und im Geist der Schule, zu welchen ihr
Magnetiseur gehörte, waren auch die Ansichten, die
sie von ihrer Krankheit gaben. Dagegen wurde von
den Kranken, die man vor einigen Jahren auf einer
Academie magnetisirte, wo der Magnetiseur und alle sei-
ne junge Gehülfen einer andern Schule zugethan waren,
von den magnetisch Schlafenden nie ein Vorschlag zu
Brechmitteln oder Abführungen gehört, vielmehr ver-
langten sie immer sogenannte stärkende Mittel, welche
bey der Anwendung wenigstens eben so vortheilhaft ge-
funden wurden, als die von andren Somnambülen

ſcheiden. Ja Dinge, welche von dem Magnetiſeur
beruͤhrt waren, wirken, wenn die Empfaͤnglichkeit in
dieſen Zuſtand verſetzt zu werden, ihren hoͤchſten Grad
erreicht hat, gleich ihm ſelber magnetiſchen Schlaf.
So die magnetiſirten Flaſchen, bey Heineckens Kran-
ker, die ſie vorher aus vielen nicht magnetiſirten her-
aus zu finden wußte. Ja die ſchon wiedererwachte
Kranke, fiel von neuen in magnetiſchen Schlaf, als
ſie die noch zufaͤllig daſtehende Flaſche im Eifer des
Geſpraͤchs unvermerkt beruͤhrt hatte.

Ich weiß nicht ob aus dieſer ſonderbaren Sympa-
thie mit dem Magnetiſeur, nicht zum Theil das er-
klaͤrt werden muß, was die magnetiſch Schlafenden zur
Heilung ihrer Krankheit vorſchlagen. Heineckens Kran-
ke verlangten ſtets die Mittel, welche im Geiſt der
Heilmethode waren, die ſich ihr Arzt zu eigen gemacht
hatte. Aderlaͤſſe, Brechmittel und Abfuͤhrungen wa-
ren faſt der ganze Kreiß, um welchen ſich ihr Wiſſen
bewegte, und im Geiſt der Schule, zu welchen ihr
Magnetiſeur gehoͤrte, waren auch die Anſichten, die
ſie von ihrer Krankheit gaben. Dagegen wurde von
den Kranken, die man vor einigen Jahren auf einer
Academie magnetiſirte, wo der Magnetiſeur und alle ſei-
ne junge Gehuͤlfen einer andern Schule zugethan waren,
von den magnetiſch Schlafenden nie ein Vorſchlag zu
Brechmitteln oder Abfuͤhrungen gehoͤrt, vielmehr ver-
langten ſie immer ſogenannte ſtaͤrkende Mittel, welche
bey der Anwendung wenigſtens eben ſo vortheilhaft ge-
funden wurden, als die von andren Somnambuͤlen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0360" n="346"/>
&#x017F;cheiden. Ja Dinge, welche von dem Magneti&#x017F;eur<lb/>
beru&#x0364;hrt waren, wirken, wenn die Empfa&#x0364;nglichkeit in<lb/>
die&#x017F;en Zu&#x017F;tand ver&#x017F;etzt zu werden, ihren ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad<lb/>
erreicht hat, gleich ihm &#x017F;elber magneti&#x017F;chen Schlaf.<lb/>
So die magneti&#x017F;irten Fla&#x017F;chen, bey Heineckens Kran-<lb/>
ker, die &#x017F;ie vorher aus vielen nicht magneti&#x017F;irten her-<lb/>
aus zu finden wußte. Ja die &#x017F;chon wiedererwachte<lb/>
Kranke, fiel von neuen in magneti&#x017F;chen Schlaf, als<lb/>
&#x017F;ie die noch zufa&#x0364;llig da&#x017F;tehende Fla&#x017F;che im Eifer des<lb/>
Ge&#x017F;pra&#x0364;chs unvermerkt beru&#x0364;hrt hatte.</p><lb/>
        <p>Ich weiß nicht ob aus die&#x017F;er &#x017F;onderbaren Sympa-<lb/>
thie mit dem Magneti&#x017F;eur, nicht zum Theil das er-<lb/>
kla&#x0364;rt werden muß, was die magneti&#x017F;ch Schlafenden zur<lb/>
Heilung ihrer Krankheit vor&#x017F;chlagen. Heineckens Kran-<lb/>
ke verlangten &#x017F;tets die Mittel, welche im Gei&#x017F;t der<lb/>
Heilmethode waren, die &#x017F;ich ihr Arzt zu eigen gemacht<lb/>
hatte. Aderla&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Brechmittel und Abfu&#x0364;hrungen wa-<lb/>
ren fa&#x017F;t der ganze Kreiß, um welchen &#x017F;ich ihr Wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
bewegte, und im Gei&#x017F;t der Schule, zu welchen ihr<lb/>
Magneti&#x017F;eur geho&#x0364;rte, waren auch die An&#x017F;ichten, die<lb/>
&#x017F;ie von ihrer Krankheit gaben. Dagegen wurde von<lb/>
den Kranken, die man vor einigen Jahren auf einer<lb/>
Academie magneti&#x017F;irte, wo der Magneti&#x017F;eur und alle &#x017F;ei-<lb/>
ne junge Gehu&#x0364;lfen einer andern Schule zugethan waren,<lb/>
von den magneti&#x017F;ch Schlafenden nie ein Vor&#x017F;chlag zu<lb/>
Brechmitteln oder Abfu&#x0364;hrungen geho&#x0364;rt, vielmehr ver-<lb/>
langten &#x017F;ie immer &#x017F;ogenannte &#x017F;ta&#x0364;rkende Mittel, welche<lb/>
bey der Anwendung wenig&#x017F;tens eben &#x017F;o vortheilhaft ge-<lb/>
funden wurden, als die von andren Somnambu&#x0364;len<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0360] ſcheiden. Ja Dinge, welche von dem Magnetiſeur beruͤhrt waren, wirken, wenn die Empfaͤnglichkeit in dieſen Zuſtand verſetzt zu werden, ihren hoͤchſten Grad erreicht hat, gleich ihm ſelber magnetiſchen Schlaf. So die magnetiſirten Flaſchen, bey Heineckens Kran- ker, die ſie vorher aus vielen nicht magnetiſirten her- aus zu finden wußte. Ja die ſchon wiedererwachte Kranke, fiel von neuen in magnetiſchen Schlaf, als ſie die noch zufaͤllig daſtehende Flaſche im Eifer des Geſpraͤchs unvermerkt beruͤhrt hatte. Ich weiß nicht ob aus dieſer ſonderbaren Sympa- thie mit dem Magnetiſeur, nicht zum Theil das er- klaͤrt werden muß, was die magnetiſch Schlafenden zur Heilung ihrer Krankheit vorſchlagen. Heineckens Kran- ke verlangten ſtets die Mittel, welche im Geiſt der Heilmethode waren, die ſich ihr Arzt zu eigen gemacht hatte. Aderlaͤſſe, Brechmittel und Abfuͤhrungen wa- ren faſt der ganze Kreiß, um welchen ſich ihr Wiſſen bewegte, und im Geiſt der Schule, zu welchen ihr Magnetiſeur gehoͤrte, waren auch die Anſichten, die ſie von ihrer Krankheit gaben. Dagegen wurde von den Kranken, die man vor einigen Jahren auf einer Academie magnetiſirte, wo der Magnetiſeur und alle ſei- ne junge Gehuͤlfen einer andern Schule zugethan waren, von den magnetiſch Schlafenden nie ein Vorſchlag zu Brechmitteln oder Abfuͤhrungen gehoͤrt, vielmehr ver- langten ſie immer ſogenannte ſtaͤrkende Mittel, welche bey der Anwendung wenigſtens eben ſo vortheilhaft ge- funden wurden, als die von andren Somnambuͤlen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/360
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/360>, abgerufen am 16.06.2024.