Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

und berühmtesten Werken vermehren. Diese
sind auch gewöhnlich Französische, Jtalienische,
Englische, und äußerst selten Deutsche. Die
deutsche Sprache wurde überhaupt nur in
Großpolen, jetzt Südpreußen, der Nachbar-
schaft wegen, etwas angebauet, und wird es
noch in den Theilen von Lithauen, die an Kur-
land und Preußen gränzen, und in den Städ-
ten, wo viel Deutsche wohnen; aber es ge-
schieht meist nur aus Bedürfniß und nie aus
Liebhaberey, weil die Polen von dem, was in
der deutschen Literatur gethan ist, nicht den
mindesten Begriff haben, und weil sie über-
haupt die Deutschen -- verachten.

Außer den angezeigten Hülfsmitteln zum
Umtriebe der Wissenschaften und der Leserey;
außer den Buchdruckereyen, Buchhandlungen,
der deutsch-französischen Lesebibliothek und
den Privatbibliotheken, hat aber auch War-
schau fast nichts weiter. Allerdings besitzt die-
se Stadt noch eine Büchersammlung zum öf-
fentlichen Gebrauch, die sogar eine der zahl-

und beruͤhmteſten Werken vermehren. Dieſe
ſind auch gewoͤhnlich Franzoͤſiſche, Jtalieniſche,
Engliſche, und aͤußerſt ſelten Deutſche. Die
deutſche Sprache wurde uͤberhaupt nur in
Großpolen, jetzt Suͤdpreußen, der Nachbar-
ſchaft wegen, etwas angebauet, und wird es
noch in den Theilen von Lithauen, die an Kur-
land und Preußen graͤnzen, und in den Staͤd-
ten, wo viel Deutſche wohnen; aber es ge-
ſchieht meiſt nur aus Beduͤrfniß und nie aus
Liebhaberey, weil die Polen von dem, was in
der deutſchen Literatur gethan iſt, nicht den
mindeſten Begriff haben, und weil ſie uͤber-
haupt die Deutſchen — verachten.

Außer den angezeigten Huͤlfsmitteln zum
Umtriebe der Wiſſenſchaften und der Leſerey;
außer den Buchdruckereyen, Buchhandlungen,
der deutſch-franzoͤſiſchen Leſebibliothek und
den Privatbibliotheken, hat aber auch War-
ſchau faſt nichts weiter. Allerdings beſitzt die-
ſe Stadt noch eine Buͤcherſammlung zum oͤf-
fentlichen Gebrauch, die ſogar eine der zahl-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0051" n="41"/>
und beru&#x0364;hmte&#x017F;ten Werken vermehren. Die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ind auch gewo&#x0364;hnlich Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che, Jtalieni&#x017F;che,<lb/>
Engli&#x017F;che, und a&#x0364;ußer&#x017F;t &#x017F;elten Deut&#x017F;che. Die<lb/>
deut&#x017F;che Sprache wurde u&#x0364;berhaupt nur in<lb/>
Großpolen, jetzt Su&#x0364;dpreußen, der Nachbar-<lb/>
&#x017F;chaft wegen, etwas angebauet, und wird es<lb/>
noch in den Theilen von Lithauen, die an Kur-<lb/>
land und Preußen gra&#x0364;nzen, und in den Sta&#x0364;d-<lb/>
ten, wo viel Deut&#x017F;che wohnen; aber es ge-<lb/>
&#x017F;chieht mei&#x017F;t nur aus Bedu&#x0364;rfniß und nie aus<lb/>
Liebhaberey, weil die Polen von dem, was in<lb/>
der deut&#x017F;chen Literatur gethan i&#x017F;t, nicht den<lb/>
minde&#x017F;ten Begriff haben, und weil &#x017F;ie u&#x0364;ber-<lb/>
haupt die Deut&#x017F;chen &#x2014; verachten.</p><lb/>
        <p>Außer den angezeigten Hu&#x0364;lfsmitteln zum<lb/>
Umtriebe der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften und der Le&#x017F;erey;<lb/>
außer den Buchdruckereyen, Buchhandlungen,<lb/>
der deut&#x017F;ch-franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Le&#x017F;ebibliothek und<lb/>
den Privatbibliotheken, hat aber auch War-<lb/>
&#x017F;chau fa&#x017F;t nichts weiter. Allerdings be&#x017F;itzt die-<lb/>
&#x017F;e Stadt noch eine Bu&#x0364;cher&#x017F;ammlung zum o&#x0364;f-<lb/>
fentlichen Gebrauch, die &#x017F;ogar eine der zahl-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0051] und beruͤhmteſten Werken vermehren. Dieſe ſind auch gewoͤhnlich Franzoͤſiſche, Jtalieniſche, Engliſche, und aͤußerſt ſelten Deutſche. Die deutſche Sprache wurde uͤberhaupt nur in Großpolen, jetzt Suͤdpreußen, der Nachbar- ſchaft wegen, etwas angebauet, und wird es noch in den Theilen von Lithauen, die an Kur- land und Preußen graͤnzen, und in den Staͤd- ten, wo viel Deutſche wohnen; aber es ge- ſchieht meiſt nur aus Beduͤrfniß und nie aus Liebhaberey, weil die Polen von dem, was in der deutſchen Literatur gethan iſt, nicht den mindeſten Begriff haben, und weil ſie uͤber- haupt die Deutſchen — verachten. Außer den angezeigten Huͤlfsmitteln zum Umtriebe der Wiſſenſchaften und der Leſerey; außer den Buchdruckereyen, Buchhandlungen, der deutſch-franzoͤſiſchen Leſebibliothek und den Privatbibliotheken, hat aber auch War- ſchau faſt nichts weiter. Allerdings beſitzt die- ſe Stadt noch eine Buͤcherſammlung zum oͤf- fentlichen Gebrauch, die ſogar eine der zahl-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/51
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/51>, abgerufen am 15.05.2024.