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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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bald man vor Erlangen heraus ist, hat man
Nürnberg im Gesicht, und es thut eine gute
Wirkung aus der Ferne, da dessen Burgfeste
hoch über die andern Theile der Stadt her-
vorragt; aber Fürth sieht man nicht eher, als
bis man davor ist, weil es, außer einem ein-
zigen spitzigen Thurme, nichts hat, was ihm
eine Ansicht geben könnte. Im Innern ist es
sehr lebhaft. Das Aeußere der Einwohner
verräth Mangel und Armuth, und der Ge-
ruch auf den Straßen, Juden, und den aller-
höchsten Schmutz. Die Häuser sind dicht mit
Fenster besetzt, und an denselben sieht man
fleißige Leute, die mit irgend etwas beschäftigt
sind, während vor den Thüren halbnackte
Kinder zu Dutzenden herumspringen, oder sich
herumwälzen. Die Häuser sind fast alle von
Holz, einige Straßen der Stadt breit, lang
und nicht unansehnlich. Ich brachte hier einen
Tag mit Besuchen bey den mancherley Künst-
lern und Fabrikanten zu, die hier gleichsam
einer auf dem andern wohnen und sehr fleißig,

bald man vor Erlangen heraus iſt, hat man
Nuͤrnberg im Geſicht, und es thut eine gute
Wirkung aus der Ferne, da deſſen Burgfeſte
hoch uͤber die andern Theile der Stadt her-
vorragt; aber Fuͤrth ſieht man nicht eher, als
bis man davor iſt, weil es, außer einem ein-
zigen ſpitzigen Thurme, nichts hat, was ihm
eine Anſicht geben koͤnnte. Im Innern iſt es
ſehr lebhaft. Das Aeußere der Einwohner
verraͤth Mangel und Armuth, und der Ge-
ruch auf den Straßen, Juden, und den aller-
hoͤchſten Schmutz. Die Haͤuſer ſind dicht mit
Fenſter beſetzt, und an denſelben ſieht man
fleißige Leute, die mit irgend etwas beſchaͤftigt
ſind, waͤhrend vor den Thuͤren halbnackte
Kinder zu Dutzenden herumſpringen, oder ſich
herumwaͤlzen. Die Haͤuſer ſind faſt alle von
Holz, einige Straßen der Stadt breit, lang
und nicht unanſehnlich. Ich brachte hier einen
Tag mit Beſuchen bey den mancherley Kuͤnſt-
lern und Fabrikanten zu, die hier gleichſam
einer auf dem andern wohnen und ſehr fleißig,

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[121/0129] bald man vor Erlangen heraus iſt, hat man Nuͤrnberg im Geſicht, und es thut eine gute Wirkung aus der Ferne, da deſſen Burgfeſte hoch uͤber die andern Theile der Stadt her- vorragt; aber Fuͤrth ſieht man nicht eher, als bis man davor iſt, weil es, außer einem ein- zigen ſpitzigen Thurme, nichts hat, was ihm eine Anſicht geben koͤnnte. Im Innern iſt es ſehr lebhaft. Das Aeußere der Einwohner verraͤth Mangel und Armuth, und der Ge- ruch auf den Straßen, Juden, und den aller- hoͤchſten Schmutz. Die Haͤuſer ſind dicht mit Fenſter beſetzt, und an denſelben ſieht man fleißige Leute, die mit irgend etwas beſchaͤftigt ſind, waͤhrend vor den Thuͤren halbnackte Kinder zu Dutzenden herumſpringen, oder ſich herumwaͤlzen. Die Haͤuſer ſind faſt alle von Holz, einige Straßen der Stadt breit, lang und nicht unanſehnlich. Ich brachte hier einen Tag mit Beſuchen bey den mancherley Kuͤnſt- lern und Fabrikanten zu, die hier gleichſam einer auf dem andern wohnen und ſehr fleißig,

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/129>, abgerufen am 27.04.2024.